Begründerin des bekannten Modehauses: Jeanne Lanvin
Jeanne Lanvin kam 1867 als älteste Tochter einer Familie in einfachen Verhältnissen zur Welt, sie hatte zehn weitere Geschwister.
Lanvins Modekarriere startete früh, im Alter von 16 Jahren fing sie ihre Lehre als Hutmacherin an, arbeitete dann als Modistin (Hutmacherin) im Modehaus Talbot. Wenige Jahre später gründete sie als junge Frau von nur 22 Jahren ihre Firma, ihr Hutladen in Paris öffnete seine Pforten.
1895 heiratete Lanvin mit 28 den italienischen Adeligen Emilo di Pietro, das Paar bekam eine Tochter, Marguerite, bevor es sich acht Jahre später wieder scheiden liess. Nach der Trennung erweiterte die Hutmacherin ihr Angebot, entwarf nun auch Kleidung. Ihre ersten Kreationen, farbenfrohe Kindermode, machte sie für ihre Tochter, aussergewöhnlich in einer Zeit, in der Kinder noch die Miniaturversionen von Erwachsenenmode trugen.
Bald schon fanden jedoch auch wohlhabende Kundinnen Gefallen an den aussergewöhnlichen, farbenfrohen Designs, was Jeanne Lanvin schliesslich auch dazu bewegte, im Jahr 1909 Damenmode zu kreieren. Auch ihre robes de style, Kleider mit für die damalige Zeit ungewöhnlich tief sitzender, eher lockerer Taille und weitem Rock, fanden grossen Anklang. Schon bald sollten grosse Persönlichkeiten wie die Stilikone Marlene Dietrich und der europäische Adel zu ihrem Kundenstamm zählen.
Noch im selben Jahr trat Jeanne Lanvin der Chambre Syndicale de la Haute Couture bei – dies gilt als Geburtsjahr ihres erfolgreichen Couturehauses Lanvin. Danach folgte der grosse Durchbruch, ihr kleines Atelier im Pariser Szeneviertel wuchs stetig weiter. 1925 beschäftigte Lanvin bereits 800 Mitarbeiter in ihrem Haus und gründete eine Parfumlinie.
Auch heute noch ist der Duft Arpège, für den sie sich – wie bei vielem – von ihrer Tochter hatte inspirieren lassen, ein Klassiker. Seitdem zeigt das Logo des Modehauses die an Jeanne und Marguerite erinnernde Szene, die ursprünglich eigens für den Flakon entworfen wurde: eine Mutter in einem wallenden Gewand, die ihrer kleinen Tochter die Hände reicht.1926 lancierte die Designerin auch eine Männerlinie – Lanvin war somit eines der ersten Haute-Couture-Häuser, das neben Damenbekleidung auch Herren- und Kinderkleidung sowie Parfum anbot. Anfang der 20er-Jahre deckte sie mit ihrer Linie Lanvin Décoration auch den Bereich der Wohntextilien ab.
Für ihre Mode liess sich Jeanne Lanvin nicht nur von ihrer Tochter inspirieren, sondern auch von den von ihr bereisten Ländern. In ihre Couture integrierte sie gerne künstlerische, historische und nationale Elemente verschiedenster Regionen.
1946 verstarb Jeanne Lanvin, woraufhin Marguerite fortan die organisatorische Leistung des Hauses übernahm.
In den folgenden Jahren wechselten die Designer des Hauses mehrmals: 1989 war beispielsweise Giorgio Armani für Lanvin tätig, folgte 1990 der Franzose Claude Montana. 2001 gelang es Alber Elbaz, der zuvor schon für grosse Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent gearbeitet hatte, das Unternehmen aus einer schweren Krise zu führen und ihm durch seine femininen, dramatischen und opulenten Cocktailkleider zu neuem Glanz zu verhelfen. Diese neue, moderne Richtung wurde auch durch eine Kooperation mit dem schwedischen Erfolgsunternehmen H&M im Jahre 2010 unterstrichen.
Dennoch präsentiert sich Lanvin weiterhin im gewohnten zeitlosen Stil. Die Couture wird nach wie vor aus feinen fliessenden, hochwertigen Materialien gefertigt, strahlt oftmals in leuchtenden Farben wie dem bekannten Lanvin-Blau oder Polignac-Rosa und erinnert an den verspielten, femininen Stil des Art déco.
Modezitat:
„Frauen sind dazu bestimmt, Kleider zu tragen, die von absoluter, ja kühner Weiblichkeit sind.“
Artikel von: fashionpress.de
Artikelbild: Clémentine Hélène Dufau, Wikimedia, public domain