Styling wie in den Goldenen Zwanzigern

Auf diesen Film wartete fast die ganze Welt: Schon vor seiner Premiere 2013 galt Baz Luhrmanns Neuinterpretation des Kultromans „Der grosse Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald als Kinoereignis des Jahres.

Passend zum Gatsby-Hype haben sich Beauty und Fashion auf eine „Back to the Twenties“-Welle eingestellt. Schicke Bubiköpfe, knielange Cocktailkleider, Federaccessoires und Jazzmusik: In den USA sind glamouröse „Gatsby“-Partys der Hit! Unsere Beauty-Profis Mayela Vazquez und Sean James zeigen, wie das perfekte Twenties-Styling ganz einfach gelingt.

Verrückte Jahre

In den 1920er-Jahren blühte die amerikanische Wirtschaft auf – und nach den Kriegsjahren voller Sorge, Angst und Verzicht wuchs auch die Lust darauf, das Leben unbeschwert und in vollen Zügen zu geniessen. Die Kunstszene florierte, die Kulturlandschaft war so dynamisch und vielfältig wie noch nie. Temperamentvolle, schnelle Jazzmusik lieferte den passenden Soundtrack für diese Zeit. In den USA werden die 1920er-Jahre als „Roaring Twenties“ (roar = brüllen) bezeichnet: Partys, wie sie auch Jay Gatsby auf seinem beeindruckenden Anwesen veranstaltete, waren ausschweifend, wild und ausgelassen. Im Französischen heissen die 1920er „Les années folles“ – die „verrückten Jahre“. Hier werden sie, bezeichnend für den Luxus dieser Zeit, „Goldene Zwanziger“ genannt.

Einhergehend mit dem neuen Lebensgefühl fand auch in den Bereichen Mode und Kosmetik eine echte Revolution statt: Frauen, die während der Kriegsjahre ganz auf sich gestellt und ins Arbeitsleben eingestiegen waren, hatten Gefallen am unabhängigen, modernen Leben gefunden. Als „Flapper“ wurde die selbstbewusste junge Frau der Twenties bezeichnet, die plötzlich eine freche Kurzhaarfrisur trug, sich zum erste Mal schminkte und im damals unfassbar freizügigen, gerade geschnittenen Kleid ausging, um sich zu amüsieren.

Als der Pferdeschwanz versteckt wurde

In den 1920ern setzte sich die Bobfrisur durch, kinnlang geschnittenes, jungenhaftes Haar. VIP-Hairstylist Jean James weiss: „In den Twenties war dieser Schnitt absolut rebellisch – schliesslich trugen bis dahin nur Männer kurzes Haar. Frauen zeigten so ihre Unabhängigkeit und ihr neues Selbstbewusstsein.“

Für das perfekte 1920er-Styling müssen sich Langhaarige jedoch nicht von ihrer Mähne trennen. Entweder sie verstecken die Spitze ihres lockeren Pferdeschwanzes unter den Haaren, um eine Kurzhaarfrisur vorzutäuschen – oder sie stylen ihr langes Haar passend mit typischen Locken und Wellen.


In den 1920ern setzte sich die Bobfrisur durch (Bild: © YuriyZhuravov – shutterstock.com)

Mayela Vazquez, gefragte Hair & Make-up Stylistin, verrät, wie man sich eine tolle Twenties-Frisur zaubert: „Wickeln Sie die Haarsträhnen einzeln um einen Lockenstab und stecken Sie die eingedrehte Strähne dann mit Haarnadeln fest. Sprühen Sie das eingedrehte Haar mit Haarspray ein und lassen Sie es festgesteckt 15-20 Minuten abkühlen. In der Zwischenzeit können Sie z.B. das Make-up auftragen. Wenn Sie die Haarnadeln danach gelöst haben, bürsten Sie Ihr Haar vorsichtig durch, um die Frisur ganz leicht aufzulockern.“

Für die typischen Wasserwellen der 1920er wird dagegen in die noch nassen Haare Schaumfestiger eingeknetet, anschliessend ein akkurater Seitenscheitel gezogen, die Haare glatt nach unten gekämmt und in einzelne Strähnen abgeteilt. Dann wird der Finger dort aufgelegt, wo die erste Wasserwelle entstehen soll und das Haar mit dem Stielkamm von unten dagegengeschoben, sodass eine Wellenform entsteht.

Dies wird für jede neue Welle 2-3-fingerbreit unter der bereits geformten wiederholt. Die entstandenen Wellen werden mit Wellenreitern festgesteckt. Nachdem das Haar geföhnt wurde oder an der Luft getrocknet ist, werden die Wellenreiter entfernt. Haarspray oder -lack geben der Frisur anschliessend Halt und Glanz.

Sean James kennt die passenden Haaraccessoires: „Perfekt passen glitzernde Haarnadeln oder Haarbänder, am besten mit den für die Twenties so typischen Federn.“

Der Kussmund wird populär

Kaum zu glauben: Make-up wurde vor den 1920ern hauptsächlich mit Strassenmädchen assoziiert – farbige Lippen oder dunkler Kajal gehörten sich für anständige Damen nicht. In den Twenties fanden die Frauen jedoch Gefallen an Make-up, ein dunkler, akkurat geschminkter Kussmund, wie ihn die Filmstarts auf der Leinwand präsentierten, wurde populär. Es ist nicht erstaunlich, dass in dieser Zeit Lippenstifthüllen mit praktischen kleinen Spiegeln entwickelt wurden – und der erste Lipgloss 1928 auf den Markt kam.


In den Twenties fanden die Frauen Gefallen an Make-up. (Bild: © Miramiska – shutterstock.com)

Für die typischen auffälligen Twenties-Lippen wird am besten erst einmal etwas Foundation aufgetupft – so hält die Farbe länger. Anschliessend werden die Lippen erst mit einem Lipliner umzeichnet, dann Lippenstift in der gleichen Farbe aufgetragen – für ein optimales Ergebnis am besten mit einem Pinsel. Typisch sind die klar nachgezeichnete Form der Lippen und der dunkle Farbton – „Burgunder ist zum Beispiel eine tolle Twenties-Lippenfarbe“, weiss Sean James. Für den Extra-Glanz kann als Finish noch etwas Lipgloss aufgetragen werden.

Porzellan-Teint

In den 1920ern stand ein ebenmässiger, heller Elfenbein-Teint für vollendete Schönheit. Eine perfekte Foundation ist heutzutage eine BB-Cream, die Pigmentflecken und Hautrötungen effektiv kaschiert und den Teint makellos scheinen lässt. Mayela Vazquez rät: „Tragen Sie für einen ebenmässigen Porzellan-Teint nach einer gründlichen Reinigung erst einmal Concealer und Foundation auf.

Bei toller Haut reicht auch eine leicht getönte Tagescreme.“ Anschliessend wird am Puder nicht gespart: So wirkt der Teint ebenmässig und frisch. Das perfekte Finish ist ein zartes, rosafarbenes Rouge. Bronzer oder dunkles Rouge wären für den Look dagegen ein absolutes No-Go: Erst in den späten 1920ern wurde eine leichte Bräune attraktiv, da man mit ihr Freizeit, Sportlichkeit und Gesundheit zu assoziieren begann.

Black is beautiful

Für den betörenden Augenaufschlag der Twenties ist eines ganz wichtig: schwarzer Eyeliner! Fürs etwas dezentere Augen-Make-up genügt ein dicker schwarzer Strich direkt über dem oberen Wimpernkranz, für besonders verführerische Augenblicke sorgen dagegen die typischen Smokey Eyes. Hier wird das bewegliche Lid erst mit einem helleren Grau, dann nach aussen hin mit dunklem Grau oder Schwarz geschminkt.


Für den betörenden Augenaufschlag der Twenties ist eines ganz wichtig: schwarzer Eyeliner! (Bild: © kak2s – shutterstock.com)

Anschliessend wird grosszügig schwarzer Kajal um das Auge aufgetragen. Für betörendes Wimpernklimpern werde dann mindestens zwei Schichten schwarzer Mascara aufgetragen – oder extralange falsche Wimpern aufgeklebt.

Zu besonders ausdrucksstarken Augen gehörten auch dunkle, akkurat gezupfte Augenbrauen. Bei dünneren, hellen Brauen rät Mayela Vazquez: „Benutzen Sie einen Lidschatten oder Augenbrauenstift, der dunkler ist als Ihre Haarfarbe. Ziehen Sie den Augenbrauenbogen dabei leicht nach unten.“

Heutzutage haben Frauen beim Schminken eine riesige Auswahl – in den 1920ern mussten sie durchaus erfinderisch werden. So griffen sie oftmals zu Haushaltsmitteln und mischten sich beispielsweise aus Vaseline und Russ oder Kohle eine Art schwarzes Gel, das sie mit einem Pinsel auf die Wimpern auftrugen.



Glamour und Glitzer

Die viktorianische, kurvige Frau mit eng geschnürter Wespentaille wich in den 1920ern dem Schönheitsideal der knabenhaften, schlanken „Garçonne“-Figur der Flapper. Zum neu entdeckten Freiheitsgefühl der Frauen passten keine Korsetts und enge Schnitte mehr, sondern lockere, gerade Kleider bis kurz übers Knie, die so viel Bein zeigten wie nie.

Da beim Tanzen hin und wieder sogar das Knie sichtbar wurde, puderten es Frauen oftmals ab. Auf den modern geschnittenen Bubikopf wurde ein populärer, enger Cloche-Hut gesetzt. Das schlichte Alltagsoutfit wurde dann abends durch glamouröse, glitzernde Kleider ersetzt, die mit Federboas, turbanähnlichen engen Kopfbedeckungen, funkelnden Broschen, Ringen, Haarnadeln und mehreren Halsketten kombiniert wurden.

 

Artikel von: beautypress.de
Artikelbild: © Baltskars – shutterstock.com

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Als gelernter Informatikkaufmann war für mich schon schnell klar, dass die Administration von verschiedenen Systemen zu meinem Gebiet werden sollte. Um aber auch einen kreativen Anteil in meinen Arbeitsalltag zu integrieren, verschlug es mich in die Welt des Web Content Management.

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