Die Zitronenmelisse - aromatisches Küchenkraut und Heilpflanze

Auf die inneren Werte kommt es an. Bei der Zitronenmelisse trifft diese Redewendung zu: Vom Aussehen her eher unscheinbar, stecken in ihr viele wertvolle Inhaltsstoffe, die sie als Arzneipflanze auszeichnen. Zudem verfeinert sie zahlreiche Gerichte mit ihrem frisch-herben Geschmack. Ich habe mich über die vielen Verwendungsmöglichkeiten des beliebten Küchenkrauts informiert und stelle sie Ihnen in diesem Artikel vor.

Duft und Geschmack sind dem frischer Zitronen sehr ähnlich, daher der deutsche Name. Die offizielle wissenschaftliche Bezeichnung lautet Melissa officinalis, sie bezieht sich auf zwei andere Aspekte: Melissa stammt aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt Biene oder auch Honig, denn die Zitronenmelisse produziert besonders viele Pollen und Nektar. Damit ist sie eine wertvolle Pflanze für Bienen und andere nützliche Insekten. Der lateinische Zusatz officinalis weist auf den medizinischen Nutzen hin, er wird für viele Heilpflanzen verwendet. Dank ihrer vielfältigen Wirkungen wurde die Zitronenmelisse 1988 in Deutschland zur „Arzneipflanze des Jahres“ gewählt.

Ursprünglich stammt das Gewächs aus dem östlichen Mittelmeerraum und Westasien. Inzwischen wird sie in allen warmen und gemässigten Klimazonen angebaut, auch bei uns in Mitteleuropa.

Bei den Kräutertöpfen im Supermarkt handelt es sich um einjährig kultivierte Pflanzen. In der Regel stehen sie für einige Monate auf der Fensterbank oder dem Balkon, dann ersetzt man sie durch ein frisches Exemplar. In der Natur kann die Zitronenmelisse aber durchaus ein Alter von 30 Jahren und eine Höhe von einem Meter erreichen.

Medizinischer Nutzen und Einsatz in der Küche

Das intensive, aber nicht aufdringliche Zitronenaroma bereichert viele Rezepte. Als Kraut passt die Zitronenmelisse ausgezeichnet zu Fisch, Saucen und Salaten. Sie können Sie ebenso anstelle von Minze als Dekoration für Kuchen und Süssspeisen verwenden oder Desserts damit verfeinern. Darüber hinaus aromatisiert die Melisse kalte Softgetränke, Eistee und Bowle mit einer feinen Zitronennote. Extrakte aus den Blättern eignen sich für Kräuterliköre.

Damit das Aroma voll erhalten bleibt, verwenden Sie ganz frische Blätter, die Sie nicht mitkochen, sondern erst kurz vor dem Servieren den Gerichten zufügen. Das Kraut lässt sich problemlos einfrieren.

Als Heilpflanze hat die Zitronenmelisse ebenfalls einen hervorragenden Ruf. Sie ist ein bewährtes Naturmittel bei Magen-Darm-Beschwerden, wirkt gegen Blähungen und Krämpfe. Werden kleine Kinder von Bauchschmerzen gequält, greifen Eltern gerne auf eine Teemischung aus Melisse, Fenchel und Kamille zurück, die den Kleinen auf sanfte Art hilft. Der aromatische Melissentee regt zudem die Magen- und Gallensäfte sowie die Speichelbildung an, was die Verdauung fördert und gegen Appetitlosigkeit hilft.

In den 1970er Jahren konnten Wissenschaftler die Wirksamkeit gegen Viren nachweisen. Sie erzielten insbesondere bei Herpesviren hervorragende Resultate. So enthalten bis heute Herpescremes häufig Melisseextrakte.

Als weitere positive Eigenschaft beruhigen die Inhaltsstoffe die Nerven und fördern das Einschlafen. Der bekannte „Klosterfrau Melissengeist“ ist ein beliebtes Einschlafmittel. Er ist mit Alkohol versetzt und enthält weitere Pflanzenauszüge wie Hopfen, Malve und Arnika. Er soll auch gegen Erkältungen, Kopfdruck, Gliederschmerzen und innere Unruhe wirken. Ich bin mir allerdings nicht sicher, welche Rolle die 79 Prozent Alkohol beim schnellen Einschlafen spielen …

Bei Hautentzündungen haben sich Melissebäder bewährt, die gleichzeitig entspannend wirken. Die ätherischen Öle sind auch bestens geeignet, um die Gesichtshaut porentief zu reinigen.

Reines Melissenöl ist überaus kostbar und nur selten im Handel: Ein einziger Milliliter kostet derzeit etwa zwischen 17 und 22 Euro. Das liegt einfach daran, dass die Zitronenmelisse nur geringe Mengen ätherischen Öls enthält. Um einen Liter Melissenöl zu produzieren, sind rund 7000 Kilo pflanzliches Material erforderlich. Billig angepriesene Öle enthalten nur einen geringen Anteil reines Melissenöl oder sind schlicht Fälschungen. Bei dem als „indisches Melissenöl“ beworbenen, preisgünstigen Produkt handelt es sich um einen Auszug aus Zitronengras oder anderen Pflanzen.



Zitronenmelisse selbst anbauen

Die Melisse ist eine dankbare Pflanze, die auch unter nicht optimalen Bedingungen gedeiht. In Beeten oder Balkonkästen verleiht sie farbenfrohen Blumen als Begleitpflanze Struktur und bringt sie voll zur Geltung. Der eigene Anbau bietet außerdem den Vorteil, dass immer frisches Melissenkraut für die Küche zur Verfügung steht.

Bitte verwenden Sie dafür hochwertige Pflanzen aus dem Gartenfachmarkt, die sich für eine mehrjährige Kultur eignen. Die Zitronenmelisse braucht einen sonnigen Standort, auch in halbschattiger Lage wächst sie noch zufriedenstellend. Von Vorteil sind sandig-lehmige Böden und mineralhaltiger Kompost. Halten Sie den Boden gleichmässig feucht und vermeiden Sie Staunässe. Die Vermehrung ist einfach: Die Pflanze sät sich zum einen selbst aus, vermehrt sich aber auch durch unterirdische Ausläufer, Teilung und Stecklinge.

Günstiger als fertige Pflanzen ist eine Anzucht aus Samen, die ebenfalls problemlos verläuft. Am besten setzen Sie die Samen im März in kleine Quelltöpfe im Haus und bringen sie bei 20 Grad zum Keimen. Nach den Eisheiligen im Mai dürfen die Jungpflanzen ins Freiland.

Die Ernte erfolgt durch Schnitt ab Mai bis zum ersten Frost. Schneiden Sie ruhig oft und grosszügig, dann verzweigt sich die Pflanze umso besser und bekommt eine schöne, kompakte Form. Pflanzen aus Samenanzucht können Sie bereits im Sommer des ersten Jahres schneiden. Die unscheinbare Blüte dauert von Juli bis August, kurz vorher ist das Aroma besonders intensiv.

Die Zitronenmelisse braucht auf jeden Fall einen Schutz vor Frost, etwa die gängigen Wintervliese, Jutesäcke oder Stroh und Reissig.

Rezepte mit Zitronenmelisse

Melissentee

Zutaten für 1 Liter Tee:

  • 1 Liter Wasser
  • 2 Handvoll Melisseblätter samt Stielen

Zubereitung:

  • Blätter waschen und in einen Topf geben. Das Wasser im Wasserkocher oder einem zweiten Topf bis kurz vor den Siedepunkt von 100 Grad erhitzen und über die Blätter giessen.
  • Den Deckel auf den Topf setzen, Tee 20 Minuten ziehen lassen, abseihen und geniessen.


Melissentee (Bild: Martina Osmy / Shutterstock.com)


Melissenpesto

Schmeckt hervorragend zu Pasta.

Zutaten:

  • 100 Gramm Melisseblätter ohne Stiele
  • 100 Gramm Parmesan (oder anderer Käse)
  • 20 Gramm Pinienkerne (oder Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne)
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack

Zubereitung:

  • Die Melisseblätter waschen und abtropfen lassen. Den Käse grob zerkleinern.
  • Alle Zutaten in den Mixer geben und fein pürieren. Alternativ: In eine Schüssel geben und mit dem Stabmixer pürieren

Melissensirup

Vielseitig einsetzbar zum Verfeinern von Mineralwasser, Bowle, Fruchtsäften, Cocktails, Kuchen und Desserts

Zutaten:

  • 2 Handvoll Melisseblätter ohne Stiele
  • 1 Handvoll Minzeblätter ohne Stiele
  • 4 Bio-Zitronen
  • 6 Esslöffel Zitronensäure
  • 2,5 Liter abgekochtes Wasser
  • 2 Kilogramm Zucker

Zubereitung:

  • Kräuterblätter waschen und grob zerkleinern, in einen Topf geben. Bio-Zitronen heiss abwaschen, in Scheiben schneiden, ebenfalls in den Topf geben. Wasser, Zucker und Zitronensäure ebenfalls zufügen.
  • Einmal aufkochen lassen, vom Herd nehmen. Deckel aufsetzen und zwei Tage lang stehen lassen.
  • Danach den Sirup durch ein feines Sieb abseihen und in sterilisierte Flaschen abfüllen. Fest verschliessen, kühl und dunkel lagern. Der Sirup ist bis zu einem Jahr haltbar.

Guten Appetit!

 

Oberstes Bild: Die Zitronenmelisse ist eine Arzneipflanze mit wertvollen Inhaltsstoffen. (© Ekaterina Kondratova / Shutterstock.com)

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Mehr zu Andrea Durst

Ich bin selbstständige Texterin und liebe an meinem Beruf die Abwechslung bei der Umsetzung unterschiedlicher Kundenwünsche. Auch die persönliche Freiheit spielt eine grosse Rolle: Arbeiten zu jeder beliebigen Zeit und an jedem Ort, natürlich immer im Rahmen der Abgabetermine. Für die Belmedia-Portale schreibe ich sehr gern, da die Autoren Themen wählen können, die sie persönlich am meisten interessieren. In meinem Fall sind das Tiere und Tierschutz, Umwelt und Nachhaltigkeit, Ernährung, Pflanzen und Naturkosmetik.

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