Warum der Buchweizen kein Weizen ist
„Pseudogetreide“ lautet der korrekte Überbegriff für den Buchweizen, dessen Körner sich ähnlich wie Getreide verarbeiten lassen, aber zu einer ganz anderen Pflanzengruppe gehören.
In diesem Artikel gehe ich hauptsächlich auf zwei Aspekte des Buchweizens ein: Wie vielseitig Sie ihn in der Küche zubereiten können und welche gesundheitlichen Vorteile er bietet.
Zunächst ein kurzer Rückblick auf die Geschichte:
Der Name „Buchweizen“ ergibt sich aus der übersetzten wissenschaftlichen Bezeichnung Fagopyrum (Fagus = lateinisch für Buche, Pyrus = griechisch für Weizen). Der erste Namensteil entstand vermutlich, weil die Körnerform den Bucheckern gleicht.
Echtes Getreide gehört zur botanischen Familie der Süssgräser, Pseudogetreide zu den Knöterichgewächsen. Dazu zählen neben dem Buchweizen auch Quinoa, Hanf und Amarant. Die Anteile an Stärke, Eiweiss und Mineralstoffen sind mit Weizen, Dinkel, oder Roggen vergleichbar. Auch die Methoden der Zubereitung ähneln sich. Entscheidender Unterschied: Pseudogetreidearten enthalten kein Gluten, auch Klebereiweiss genannt.
Die ursprüngliche Heimat von Buchweizen erstreckt sich über ganz Zentralasien. Heute wachsen die Pflanzen fast überall auf der Welt, teils wild, überwiegend in kultivierter Form. In China wird das Pseudogetreide seit 4600 Jahren angebaut, in Japan seit 3500 Jahren, in Mitteleuropa wahrscheinlich seit dem 15. Jahrhundert.
China ist noch heute der zweitgrösste Produzent von Buchweizen. Lediglich Russland erntet noch höhere Mengen.
Arzneipflanze mit vielen positiven Eigenschaften
Das fehlende Klebereiweiss macht den Buchweizen zu einem besonders wertvollen Lebensmittel für Menschen mit Zöliakie, der Glutenunverträglichkeit. Diese Krankheit ist nicht heilbar und lässt sich nur durch konsequenten Verzicht auf Gluten behandeln. Beim Verzehr von glutenhaltigen Nahrungsmitteln entzündet sich die Schleimhaut des Dünndarms, was natürlich sehr schmerzhaft ist. Die weiteren Folgen können von Durchfall über Erbrechen, Appetitlosigkeit bis hin zu Depressionen reichen. Buchweizen und andere Pseudogetreidearten stellen bei Zöliakie eine hervorragende Alternative zu Weizen & Co. dar.
Darüber hinaus hilft Buchweizen bei Arteriosklerose und Venenschwäche. Der enthaltene sekundäre Pflanzenstoff Rutin dichtet die Gefässwände ab, dadurch verbessert sich die Durchblutung. Menschen mit Venenproblemen können die ärztlich verordnete Therapie mit Buchweizentee unterstützen. Die Wirksamkeit ist durch klinische Studien nachgewiesen und sicher einer der Gründe dafür, dass Deutschland 1999 den Buchweizen zur „Arzneipflanze des Jahres“ kürte.
Nach Angaben von chinesischen Forschern soll Buchweizen zudem vorbeugend gegen Diabetes wirken und auch bei bestehender Krankheit den Blutzuckerspiegel stabilisieren. Die Wissenschaftler führten dazu eine Studie mit rund 1000 Teilnehmern in der Mongolei durch, einem der Hauptanbaugebiete des Buchweizens. Ein eindeutiger klinischer Nachweis steht aber noch aus.
Buchweizen in der Küche
Buchweizen enthält viele gesunde Inhaltsstoffe, darunter Lysin und Kalzium für die Knochen, Kalium, Magnesium, Eisen und die Vitamine E, B1, B2.
Je nach Sorte enthalten 100 Gramm durchschnittlich:
Eiweiss: | 10 bis 12 Gramm |
Kohlehydrate: | 65 bis 70 Gramm |
Ballaststoffe | 3,7 Gramm |
Fett | 2,0 Gramm |
Kalorien: | 350 |
Der kräftige, leicht nussige Geschmack passt zu süssen wie deftigen Gerichten. Die Supermärkte bieten Buchweizen als Flocken, Mehl, Griess oder ganze Körner an. In verarbeiteter Form sind Nudeln, Brot und süsses Gebäck erhältlich. Das hohe Quellvermögen sorgt für ein schnelles Sättigungsgefühl, was bei Diäten hilfreich ist.
Die Körner sind eine wohlschmeckende Alternative oder Abwechslung zu Reis, auch die Zubereitung ist ähnlich: Den gewaschenen Buchweizen einfach mit der zwei bei dreifachen Menge kochendem Wasser übergiessen und ausquellen lassen. Aus diesem Grundrezept können Sie in Kombination mit weiteren Zutaten auch Breigerichte, Aufläufe oder Bratlinge zubereiten. Die Flocken schmecken im Müsli oder pur mit Milch zum Frühstück. Auch sehr beliebt: Nockerl, Knödel, Graupen, Grütze und Crêpes. In der russischen Küche wird der Teig für die landestypischen Blinis (gefüllte Eierfladen) traditionell aus Buchweizenmehl hergestellt.
Es ist zwar grundsätzlich möglich, mit diesem Mehl Brot oder Kuchen zu backen, allerdings nur in Kombination mit echtem Getreidemehl aus Weizen, Dinkel oder Roggen. Wegen des fehlenden Glutens ist Buchweizen nicht eigenbackfähig und benötigt für die Teigbindung eine weitere Mehlsorte. Der Anteil an glutenhaltigem Mehl beträgt dabei mindestens zwei Drittel.
Bitte achten Sie bei der Zubereitung ganzer Körner auf Folgendes: Mediziner empfehlen, ausschliesslich geschälte Körner zu verwenden. Die rötliche Schalenhaut löst recht häufig allergische Reaktionen aus, die vor allem in der Sonne zu Hautekzemen führen können. Sofern Sie dennoch ungeschälten Buchweizen kaufen, waschen Sie ihn vor der Zubereitung sorgfältig heiss aus und schöpfen Sie den rötlichen Schaum beim Kochen ab. Kinder sollen ungeschälte Körner auf keinen Fall verzehren.
Als kleine Inspiration hier noch ein einfaches Rezept, das immer gelingt:
Buchweizencrêpes ohne Zucker, für süssen und herzhaften Belag geeignet
Zutaten:
- 500 Milliliter Buttermilch
- 250 Gramm Buchweizenmehl
- 1 Teelöffel Backpulver
- 1 Ei
- 1 Prise Salz
- Milch nach Bedarf
- Rapsöl zum Ausbacken
Zubereitung:
- Aus Buttermilch, Mehl, Backpulver, Ei und Salz einen dickflüssigen Teig anrühren. Nach und nach Milch unterrühren, bis der Teig cremig, aber nicht dünnflüssig wird. Schüssel abdecken, Teig 3 bis 4 Stunden ruhen lassen.
- Danach eine antihaftbeschichtete Pfanne mit Öl erhitzen. Den Teig portionsweise zu Crêpes ausbacken.
- Beispiele für den Belag: frische Früchte, Marmelade, Kompott, Haselnusscreme, Rahm, Räucherlachs, Quark, gekochter Schinken, Frischkäse, Spinat.
Nicht nur als gesundes Nahrungsmittel nützlich
Kissen mit Buchweizenschalen als Füllung passen sich den Konturen des Körpers an und sind eine gute Entspannungshilfe. Gegenüber den klassischen Dinkel- oder Kirschkernkissen haben sie den Vorteil, dass sie wesentlich leiser sind. Ausserdem regulieren die Schalen die Feuchtigkeit und sind atmungsaktiv.
Nicht zuletzt geben alle Buchweizenarten ausgezeichnete Bienenpflanzen ab. Eine einzige Pflanze bildet bis zu 1800 Blüten aus, produziert jede Menge Pollen und Nektar. Die Blütezeit beginnt Mitte Juli und dauert bis Ende September.
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