Sind Mikrowellen gefährlich oder nützlich?
Agentur belmedia Allgemein Ernährung
Die Bedenken gegenüber dem Einsatz von Mikrowellen sind jedoch immer noch weit verbreitet. Mikrowellenöfen scheinen bei den Skeptikern gleich hinter Atomkraftwerken zu kommen, was ihre Gefährlichkeit angeht. Sie sind sich nicht sicher, ob von den Mikrowellen, die das Gerät unzweifelhaft produziert, eine Bedrohung für die Gesundheit ausgeht.
Die Befürworter sehen beim Gebrauch dieser Küchengeräte den Nutzen sowie die Ersparnis von Zeit und Energiekosten, wohingegen die Gegner der Technik die potenziellen Gefahren in den Vordergrund ihrer Überlegungen stellen. Sind Mikrowellengeräte harmlos oder sollte man doch äusserst vorsichtig mit ihnen umgehen? Wir wollen ein wenig Licht in das Dunkel bringen und die bekannten Fakten für sich sprechen lassen.
Das Für und Wider der Mikrowelle
Zwei Dinge stehen immer wieder im Mittelpunkt der Diskussionen um die Mikrowellenöfen: die schädliche Veränderung der Lebensmittel beim Erwärmungsprozess und die Gefährdung des Menschen durch die Mikrowellen selbst. In diesem Zusammenhang ist eine Untersuchung des Schweizer Agraringenieurs Hans-Ulrich Hertel aus dem Jahr 1989 von Bedeutung, bei der acht Probanden verschieden verarbeitete Milch und zubereitetes Gemüse verabreicht wurden.
Nach Aufnahme der in einem Mikrowellengerät zubereiteten Lebensmittel wurden Veränderungen verschiedener Blutwerte bei den Versuchspersonen beobachtet, die auf die schädigende Wirkung der Mikrowellen auf die Milch und das Gemüse zurückgeführt wurden. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse in esoterischen und pseudowissenschaftlichen Zeitschriften liess der Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe in der Schweiz Hertel gerichtlich verbieten, einen wissenschaftlichen Zusammenhang zwischen Mikrowellen und Gesundheitsschäden bis hin zur Entstehung von Krebs herzustellen. Die von Hertel gefundenen Ergebnisse und Schlussfolgerungen wurden von keinen anderen Wissenschaftlern bestätigt.
Die Wirkung der Strahlen, die vom Mikrowellengerät ausgehen, wird ebenfalls oft als schädlich für Mensch und Umwelt bezeichnet. Wissenschaftliche Beweise für diese Wirkung gibt es bisher nicht. Im Innern des Geräts werden Wassermoleküle durch Wellen, die von einem Magnetron erzeugt werden, in Schwingungen versetzt. Dadurch entsteht Wärme, die wasserhaltige Lebensmittel erwärmt. Das Geschirr oder die Pappschachtel bleibt dagegen kalt.
Mikrowellen, die direkt auf die Haut treffen, könnten theoretisch den Wasseranteil im Gewebe erhitzen und die Haut verbrühen. Um die Anwender vor den Mikrowellen zu schützen, sind die Geräte durch Metallwände und ein Metallgitter im Ofenfenster geschützt, durch das die Mikrowellen nicht nach aussen dringen können. Eine sogenannte Leckstrahlung kann vorhanden sein, die bereits in einigen Zentimetern Entfernung vom Gerät kaum noch gemessen werden kann, wesentlich geringer ist als zum Beispiel die elektromagnetische Strahlung eines Handys in fünf Zentimeter Entfernung vom Ohr und bei allen Geräten weit unter den gesetzlich zugelassenen Emissionsgrenzwerten liegt. Mikrowellengeräte sind also bei bestimmungsgemässem Gebrauch gefahrlos zu benutzen. Trotzdem raten die Hersteller insbesondere dazu, nicht zu lange und zu nah durch die Scheibe zu schauen, weil die Augen besonders empfindlich auf Wärme reagieren.
Wer sich für eine Mikrowelle entschieden hat, wird schnell von ihrem praktischen Nutzen überzeugt sein und sie nicht mehr im Haushalt missen wollen. Mittlerweile gibt es nicht nur Geräte, die Wasser in Schwingung versetzen können, sondern daneben eine Grillschleife integriert haben und die entstehende Wärme durch ein Umluftgebläse besser verteilen können.
Was passiert mit den Inhaltsstoffen der Lebensmittel?
Gibt es neben der von Hertel postulierten Schädigung der mit Mikrowellen bestrahlten Lebensmittel Veränderungen, die wirklich wissenschaftlich untersucht wurden und nachgewiesen werden konnten? Wird zum Beispiel Gemüse mit wenig Flüssigkeit in der Mikrowelle gedünstet, wirkt die entstehende Hitze genauso auf die Lebensmittel, wie wenn sie auf dem Herd oder in einem üblichen Ofen gegart worden wären. Bei der kurzen Garzeit ist der Verlust an Vitaminen und anderen Inhaltsstoffen sogar ein wenig geringer als bei dem langen Kochen im Topf. Ausserdem gehen wohl auch weniger Vitamine dadurch verloren, dass sie nicht im Kochwasser und dann meist im Abfluss landen. Man kann also davon ausgehen, dass die Zubereitung von Mahlzeiten in der Mikrowelle durchaus positive Effekte hat, wenn die Ausgangsprodukte auch eine hohe Qualität besitzen und nicht nur Fertiggerichte aus dem Tiefkühlregal des Supermarktes schnell mal aufgetaut werden.
Es gibt natürlich auch Lebensmittel, die in der Mikrowelle nur mit Vorsicht erwärmt werden sollten. Dazu gehören Geflügel und Eier. Grund dafür ist, dass sich auf diesen Lebensmitteln häufig Bakterien (zum Beispiel Salmonellen oder Listerien) befinden, die vor dem Essen abgetötet werden müssen. Dazu muss das Lebensmittel durch und durch gut erhitzt werden. Kälteinseln im Hühnchen bilden ein Risiko, eine Lebensmittelinfektion zu bekommen. Ebenso ist das Erwärmen von Babynahrung wegen der möglicherweise ungleichmässigen Temperaturen in dem Glas nicht sinnvoll. An einer Stelle kann der Brei so heiss sein, dass sich das Kleinkind verbrennt, und der nächste Löffel ist dann nur lauwarm. Es ist dann eher empfehlenswert, einen elektrischen Flaschenwärmer zu verwenden, um durchgehend die Temperatur zu erreichen, die für das Baby am besten ist.
Die Stiftung für Konsumentenschutz, die ihren Sitz in Bern hat, hat verschiedene Artikel zu dem Thema Mikrowellengeräte und Lebensmittelzubereitung herausgegeben, die Ihnen eventuell gute Hinweise geben können und über das Für und Wider beim Einsatz der Mikrowelle sachlich informieren. Auch wenn man, wie bei einer heissen Herdplatte, vorsichtig beim Umgang mit dem Mikrowellenofen sein muss, besteht jedoch kein Anlass, in Panik zu verfallen und sich vor der modernen Küchentechnik zu fürchten.
Oberstes Bild: Wer sich für eine Mikrowelle entschiedet, wird schnell von ihrem praktischen Nutzen überzeugt sein. (© Kostenko Maxim / Shutterstock.com)