Pröschtli auf die Schönheit! Bier & Beauty
Schon vor mehreren tausend Jahren entdeckten Menschen, dass Getreidebrei unter bestimmten Bedingungen gärt und dass dabei Alkohol entsteht. Sie entwickelten diesen natürlichen Prozess so lange weiter, bis daraus ein wohlschmeckendes, alkoholisches Getränk, nämlich Bier, so wie wir es heute kennen, resultierte. Dass der Gerstensaft auch positive Wirkungen auf die Schönheit haben kann, blieb natürlich nicht lange unbemerkt. Überlieferungen zufolge sollen bereits die Pharaoninnen Nofretete und Kleopatra davon gewusst und ihn zur Pflege der Haare und zum Baden verwendet haben. Im Mittelalter rühmten Hildegard von Bingen und der berühmte Paracelsus die Heilkraft des Bieres. Doch was ist an den Versprechungen dran und welche Inhaltsstoffe sind ausschlaggebend?
Vitamine als wahrer Jungbrunnen für den Teint
Eine stolze Bilanz: Bier enthält mehr als 30 Mineralstoffe und Spurenelemente. Das bedeutet im Klartext, dass ein Liter Gerstensaft den gesamten Tagesbedarf eines Erwachsenen deckt. Ausserdem liefert es circa 20 % der täglich benötigten Menge an Kalium.
Besonders beautyrelevant sind die zahlreichen Vitamine und vitaminähnlichen Verbindungen, die hauptsächlich aus den Brauzutaten Hefe und Malz stammen. Darunter befindet sich beispielsweise das Vitamin B5, vielen auch als Pantothensäure bekannt. Es gilt als eines der wichtigsten Hautvitamine und findet sogar in Heilsalben Anwendung. Pantothensäure fördert den zelleigenen Energiestoffwechsel und wirkt nachweislich vorzeitiger Hautalterung und somit der Faltenbildung entgegen. Das ebenfalls enthaltene B-Vitamin Niacin schützt die Haut vor oxidativem Stress, wie er beispielsweise durch Sonneneinstrahlung entsteht, und unterstützt die Kollagenproduktion. Anregend auf Funktion und Aufbau des Bindegewebes wirkt das im Bier enthaltene Vitamin C. Ein besonders wichtiger Beauty-Stoff ist darüber hinaus die Brauzutat Hopfen.
Hopfen kitzelt nicht nur den Gaumen …
… er schmeckt auch Haut und Haaren gut. Früher setzten die Braumeister dem gegorenen Getreidebrei zwecks Süssung neben Honig auch verschiedene andere Pflanzen zu. Sie experimentierten mit Myrte, Johanniskraut, Eichenrinde und sogar mit berauschend wirkenden Pflanzen, wie beispielsweise dem Stechapfel. Hopfen kam erst im Mittelalter ins Spiel. Und er war es auch letztendlich, der dem Bier mit seinen Bitter- und Gerbstoffen seinen typischen Geschmack verlieh. Zudem fördert der im Hopfen enthaltene Stoff Lupulin die Schaumbildung und verlängert auf natürliche Weise die Haltbarkeit.
Seit Einführung des Reinheitsgebotes im Jahr 1516 dürfen zur Herstellung von Bier lediglich noch Malz, Wasser, Hefe und Hopfen verwendet werden. Das gilt in vielen Ländern übrigens noch heute. Sobald eine weitere Zutat hinzukommt, handelt es sich nicht mehr um Bier, sondern um ein Biermischgetränk.
Der im Hopfen enthaltene Mix aus Bitterstoffen, Harzen, ätherischen Ölen, Flavonoiden und Pektin kräftigt die Haare und verhilft ihnen zu mehr Volumen. Besonders dunkle Haare glänzen herrlich. Auf die Haut wirkt Hopfen beruhigend und desinfizierend, weshalb sein Extrakt in Pflegeprodukten für sensible Haut, in Fusscremes und Deos Verwendung findet. Was will frau mehr? Vielleicht noch erfahren, wie man den persönlichen Bier-Pflege-Plan am besten in die Tat umsetzt?
Hoch die Gläser – aber bitte mit Verstand!
Die innere Anwendung kennen und geniessen viele Schweizerinnen und Schweizer. Dazu bedarf es sicherlich keiner Anleitung. Wie so oft im Leben, gilt allerdings auch hier: „Bitte nicht übertreiben!“ Von alkoholfreien Varianten abgesehen, enthält Bier immerhin rund 5 % Alkohol. Damit entzieht es der Haut bereits nach dem zweiten Glas so viel Feuchtigkeit, dass der gesamte positive Effekt zunichte ist.
Wer sich beim Essen zurückhält, muss übrigens keine Angst vor einem Bierbauch haben. Der Gerstensaft enthält pro 100 ml gerade einmal 42 Kilokalorien. Im Vergleich dazu sind in der gleichen Menge Vollmilch etwa 65 Kilokalorien enthalten.
Zwei Beauty-Rezepte zum selbst Ausprobieren
Natürliche Haarspülung: Vollkommen unkompliziert wird eine Flasche Bier mit der gleichen Menge warmen Wassers gemischt und nach dem Haarewaschen über das nasse Haar geschüttet. Für Kurzhaarschnitte genügt eine halbe Flasche, gemixt mit der entsprechenden Menge Wasser. Brünetten Ladys empfehlen wir Stark- oder Dunkelbier, Blondinen Weizenbier. Die Bierspülung bitte nicht ausspülen. Der Geruch verfliegt innerhalb weniger Minuten von allein.
Pflegende Haarkur: Eine halbe Tasse Bier, zwei Eigelb und etwas Zitronensaft miteinander vermischen und in die noch feuchten Haare verteilen. Sanft in die Strähnen einmassieren, ein Handtuch darumwickeln und etwa 30 Minuten einwirken lassen. Danach mit reichlich lauwarmem Wasser ausspülen.
Der Handel bietet inzwischen zahlreiche Naturkosmetik-Produkte an, die Bierwirkstoffe enthalten. Ob Deo-Roll-on, Styling-Haarspray, Fussbalsam, Bier-Shampoo, Haarfestiger oder Lippenbalsam: Es lohnt sich, das Etikett einmal etwas genauer zu studieren oder eine nette Verkäuferin ganz einfach gezielt nach Pflegeprodukten mit Hopfenextrakt zu fragen.
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