Pelz: Viel Chemie und wenig Natur
Man trägt wieder Pelz. Doch die als Naturprodukt angepriesenen flauschigen Felle werden mit gefährlichen Chemikalien aufgehübscht. Der Schweizer Tierschutz STS hat Jackenkragen aus Marderhundpelz auf gesundheitsgefährdende Rückstände überprüfen lassen. Die Analyse weist bei allen Proben eine teils hohe Chemikalienbelastung nach.
Seit zwei Jahren kennt die Schweiz eine Deklarationspflicht Pelzprodukte. Was aber kein Etikett verrät, sind die Chemikalien, mit denen die Felle belastet sind. Denn der Pelz durchläuft auf seinem Weg zum Endverbraucher eine Reihe von Gerb-, Konservierungs-, Reinigungs-, Färbe- und Behandlungsprozessen bei denen auch gesundheitsgefährdende Chemikalien zum Einsatz kommen.
In der Schweiz gekauft – in der Schweiz getestet. Der Schweizer Tierschutz STS wollte wissen mit welchen chemischen Giftstoffen hierzulande angebotene Import-Pelze belastet sind. Die erste Recherche dieser Art in der Schweiz beschränkt sich die Untersuchung von Marderhundpelz. Gerade die zurzeit weit verbreiteten kleinen Pelzteile, sogenannte Verbrämungen, werden massenhaft aus Marderhundfell hergestellt. Das Fell ist billig, manchmal sogar billiger als Kunstpelz.
Im Spätherbst 2015 kaufte der STS bei verschiedenen Anbietern zwei Kinder- und zwei Damenjacken mit Pelzbesatz aus Marderhund-Fell. Drei der Pelze stammen aus China, einer aus Finnland. Die Analyse (Oeko-Tex-Schadstoffprüfung*) wurde von der Firma Testex AG in Zürich durchgeführt.
Die Resultate
Bei keiner der getesteten Pelzproben werden alle empfohlenen Oeko-Tex-Grenzwerte für Produkte mit Hautkontakt eingehalten. In drei der vier Proben wurde Formaldehyd, das bereits in geringer Konzentration Schleimhautreizungen und Allergien auslösen kann, nachgewiesen. Bei einem Pelzstück (Damenjacke der Marke Woolrich, hergestellt in China) lag der Messwert um das fast Vierfache über dem empfohlenen Grenzwert.
Ebenfalls drei Pelze waren mit Tensiden belastet, einem Stoff, der den Hormonhaushalt des Menschen durcheinanderbringen kann. Hier überschritt der höchste gemessene Wert (Mädchen-Daunenjacke der Marke Eddie Pen, hergestellt in China) die Oeko-Tex-Vorgabe um das 13-fache.
Chrom fand sich in jeder der vier Pelzproben. Mit 40.9 mg/kg überstieg der höchste Messwert (Damenjacke der Marke: Attentif, Paris, hergestellt in China) die Oeko-Tex-Empfehlung mehr als 20-fach.
Für jeden Pelz sterben Tiere
Neben den Haltungs- und Tötungsbedingungen für die Tiere gefährdet die Pelzproduktion die Umwelt und die Arbeiter in den Produktionsstätten. Zudem ist das fertige Kleidungsstück auch für den Kunden gesundheitlich nicht unbedenklich. Die giftigen Pelze werden vielfach auch für Kindermode verarbeitet. Weil die Kleinen im flauschigen Pelz so süss aussehen, gefährden Eltern das Wohlergehen ihrer Kinder.
Pelz ist wenig Natur und viel Chemie. Wer auf den Kauf von Echtpelz verzichtet handelt nicht nur zum Wohl der Tiere, sondern schützt gleichzeitig die eigene Gesundheit.
Artikel von: tierschutz.com
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