Krankheit lässt Brot zu Gift werden: Zöliakie
Jeder 100. Schweizer soll nach Einschätzung von Experten an Zöliakie, einer Unverträglichkeit gegen Gluten, leiden. Die Autoimmunerkrankung, die Verdauungsprobleme, Mangelerscheinungen und Unwohlsein hervorruft, schwelt oft lange unentdeckt im Körper.
Besonders in den Fokus gerückt ist die Krankheit durch die immer weiter steigende Zahl der Zöliakiepatienten in den letzten Jahrzehnten.
Getreideeiweiss sorgt für Beschwerden
Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Dinkel sind Hauptbestandteil unserer Lieblingsgerichte wie Pasta, Brot, Kuchen oder Pizza und finden sich auch in Getränken wie Bier oder Fassbrause wieder. Das im Getreide enthaltene Gluten, ein Nahrungseiweiss, sorgt für guten Biss und gute Backeigenschaften. Bei Zöliakieerkrankten jedoch verursacht Gluten eine Entzündung im Darm, die Darmzotten degenerieren.
Die kleinen Erhebungen in der Dünndarmschleimhaut erfüllen den Zweck der Resorption: Sie filtern alle wichtigen Nährstoffe aus dem Speisebrei heraus und geben sie an das Blut weiter. Liegt eine Glutenunverträglichkeit vor, entzünden sie sich und werden abgestossen, bevor sie ihre eigentliche Aufgabe ausführen konnten. Kohlenhydrate, Vitamine oder Mineralstoffe können dann nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen werden und es entsteht zwangsläufig ein Nährstoffdefizit.
Eine Darmerkrankung unter vielen
Die komplexen Zusammenhänge der Erkrankung sind bislang noch nicht vollständig geklärt. Erbliche Faktoren, aber auch das Immunsystem, Infektionen und Umweltfaktoren scheinen die Entwicklung einer Zöliakie zu beeinflussen. Erschwert wird die Diagnose vor allem durch die Tatsache, dass das Krankheitsbild mit unspezifischen Beschwerden einhergeht. So sind Durchfälle, Blähungen, Völlegefühl, Erbrechen und Appetitlosigkeit bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt. Das Vollbild der Erkrankung liegt bei 10 bis 20 % der Betroffenen vor, 80 bis 90 % haben untypische bis gar keine Symptome und wissen oft nichts von ihrer Erkrankung. Nicht selten verwechseln sie ihre Beschwerden deshalb mit dem Reizdarmsyndrom (RDS).
Ernährungsumstellung ein ganzes Leben
Die einzige Therapie, die wirksam ist, ist eine glutenfreie Diät auf Lebenszeit. Was zunächst unmöglich erscheint, zeigt schon nach kurzer Zeit deutliche Erfolge: Denn bei den meisten Patienten regeneriert sich die Dünndarmschleimhaut nach dem Verzicht von Getreideprodukten. Auch die Entzündung lässt nach und die Darmzotten bilden sich wieder aus. Inzwischen müssen Hersteller auf Packungen angeben, ob sich in ihrem Produkt Gluten befindet oder nicht.
Glutenfreie Ernährung schränkt die Auswahl an Lebensmitteln zwar ein, doch auch hier gibt es Alternativen, die die Getreideprodukte ersetzen können und sich sogar in ähnlicher Weise verwenden lassen. So sind unter anderem Mais, Reis, Hirse, Soja, Sesam, Nüsse, Kartoffeln, Obst, Gemüse und Butter frei von Gluten. Aber auch „Pseudogetreide“ wie Buchweizen, Quinoa oder Amarant sind vielversprechende und durchaus schmackhafte Alternativen.
Lebensmittelhersteller bieten immer mehr Produkte
Anfang März hat in Wien der erste Supermarkt für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten eröffnet. Aufgrund der gluten- und kaseinfreien Ernährungsumstellung ihres eigenen Sohnes wusste Iris Bosich aus erster Hand, zu welcher Herausforderung die Lebensmittelbeschaffung für den Kleinen werden kann – und füllte damit eine echte (Super)Marktlücke: Was als Onlineshop begann, ist aufgrund hoher Nachfrage mittlerweile ein reales Ladengeschäft in der Wiener Donaustadt. Auf rund 70 qm können Menschen mit Gluten-, Laktose-, Fructose- sowie Histaminunverträglichkeiten und vielen weiteren zwischen alternativen Nahrungsmitteln auswählen.
Artikel von: medicalpress.de
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