Jugendliche und Kosmetik
Jugendliche ringen heute nicht allein mit Unsicherheiten aufgrund von ungewohnten Gefühlsschwankungen und aufkeimender Sexualität. Auch auf gesellschaftlicher und familiärer Ebene erleben sie eine Art Kontrollverlust. Dies bestätigt die Jugend-Studie „Jugend ungeschminkt“ – Selbstbild und Selbstwert von Jugendlichen, durchgeführt von rheingold salon für den deutschen Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW).
Das Gefühl, die Kontrolle wiederzuerlangen, stärkt hingegen das eigene Selbstwertgefühl. 85 Prozent der Jugendlichen bearbeiten daher vor allem ihr Äusseres, um sich wieder sicherer zu fühlen. „Keine Generation zuvor hat sich so stark mit der Bearbeitung der Oberfläche beschäftigt wie die heutige“, erklärt Ines Imdahl, Studienleiterin und Geschäftsführerin von rheingold salon. „Ein attraktives, gepflegtes Äusseres ist eine der wenigen Möglichkeiten für Jugendliche, ein Gefühl von Halt und Kontrolle in ihrem Leben zu entwickeln.“
Fettige Haare, Schweissgeruch und Pickel sind den Jugendlichen extrem peinlich. Denn sie sind der körperliche Ausdruck für einen gefühlten Kontrollverlust. Das „Ins-Schwitzen-geraten“ oder „Heiss-werden“ steht auch sinnbildlich für die ebenfalls als peinlich erlebte erste sexuelle Regung. Hier wollen sie die Kontrolle zurückgewinnen. Und sie haben das Gefühl, dass ihnen dies mit Hilfe von kosmetischen Produkten auch gelingen kann.
Kosmetische Produkte sind daher fester Bestandteil täglicher Schönheits- und Pflegeroutine. Der tägliche Einsatz von Shampoo (61 Prozent) und Deo (83 Prozent) ist für sie genauso selbstverständlich, wie für viele Mädchen Mascara ein unverzichtbarer Begleiter ist. 59 Prozent benutzen täglich oder sogar mehrmals täglich Wimperntusche.
Jugendliche beurteilen aber auch andere Jugendliche nach ihrem Aussehen: 60 Prozent glauben, dass man am Äusseren ablesen kann, um welchen Menschen es sich handelt. So wichtig schätzen die Jugendlichen Gepflegtsein so ein, dass sie es nicht nur als Ausdruck ihrer eigenen Werte und ihres Selbstwertes verstehen, sondern sogar prüfen, ob andere diese Werte teilen.
Birgit Huber, Bereichsleiterin Schönheitspflege beim IKW: „Wir haben diese Studie durchgeführt, um hinter die Kulissen der Pubertät zu blicken. Für uns war wichtig zu erfahren, was die Jugend bewegt und wie die Pflege des Äusseren die Selbstwahrnehmung prägt. Besonders aufschlussreich ist für uns, dass ein überwiegender Teil der Jugendlichen Schönheitspflege nutzt, um sich wohler und sicherer zu fühlen.“
Im Rahmen der qualitativen Befragung wurden Gruppendiskussionen und Einzel-Tiefeninterviews mit insgesamt 38 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14-21 Jahren durchgeführt. Für die repräsentative quantitative Befragung wurden 1.012 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14-21 Jahren interviewt.
Artikel von: medicalpress.de
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