Hirthemd – besonderes Outfit mit Tradition
Im schweizerischen Volksmund heissen sie Treychlerhämli, Trychlerhemden, Trinklerhemden oder auch ganz schlicht Chutteli. Viele Kantone führen eine eigene Bezeichnung für das Hirthemd, das in klassischer Form in Weiss gehalten ist und abwechslungsreich bestickt werden kann.
Heutzutage wird es nicht nur zu Trachtenfesten und Umzügen getragen, sondern passt auch im Alltag zur lässigen Jeans. Gross und Klein greifen gerne zu dem traditionsreichen, unkomplizierten Kleidungsstück aus natürlichen Materialien.
Das traditionelle Hirtenhemd ist an den Schultern schmaler geschnitten und wird in der Taille weit. Es hat somit einen legeren Schnitt, der sehr zeitgemäss wirkt. Der Ausschnitt ist grosszügig und kann halbrund sein oder wie bei einer Tunika mit grossem Schlitz-Ausschnitt.
Viele Modelle haben aber auch einen kleinen Stehkragen und eine Knopfleiste. Den Kragen schmückt man gerne mit gemusterten Tüechlis. In jedem Fall ist das Hirthemd für Herren, Damen und Kinder recht angenehm zu tragen und macht jede Bewegung mit. Es ist aus festem Stoff gearbeitet und bleibt in Form. Meist trägt man es nicht solo, sondern über eng anliegender Oberbekleidung.
Blickfang – die kunstvollen Stickereien
Was wäre ein schlichtes, weisses Hemd ohne schmückende Details? Natürlich ist das Hirthemd nur in der Grundausstattung schmucklos. Interessant und individuell wird es durch die verschiedenen, traditionsreichen Stickereien.
Die Trachtenstickerei hat in der Schweiz eine lange Geschichte und ist heute wieder sehr gefragt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa waren es die St. Gallener, die über 50 % der Weltproduktion an Stickereien herstellten. Auch die Region Appenzell hat sich international einen Namen gemacht. Man nennt die kunstvolle Stickerei übrigens auch ganz treffend ‚Nadelmalerei‘, denn genauso sehen die Stickereien auf den Hemden aus: Wie Gemälde, die Blumen und schweizerische Motive darstellen.
Heute ist die Schweizer Textilkunst eng mit der Trachtenstickerei verbunden. Viele Schweizer zeigen stolz und gerne Traditionsbewusstsein und die Touristen lassen sich sofort anstecken und kaufen sich ein solch typisch Schweizer Original.
Inzwischen ist man in der Gestaltung der Stickerei allerdings recht frei. Musste man sich früher streng an bestimmte Vorgaben halten, so kann sich jeder heute sein Hirthemd ganz nach seinem Geschmack besticken lassen. Es müssen noch nicht einmal die typischen Alpenblumen wie Edelweiss und Enzian abgebildet sein, sondern es dürfen auch exotische Ranken und Ornamente das Hemd zieren.
Trachten im Wandel der Zeit
Auch die Trachten unterlagen schon immer der Mode. So veränderte sich die Gestaltung des Hirtenhemds im Laufe der Zeit stetig. Die Materialien, die Schnitte und natürlich die Verzierungen wechselten öfters. Natürlich sahen die Hirthemden auch je nach Region ganz anders aus.
Die Buntstickerei auf unifarbener Baumwolle und Leinen ist aber ein typisches Merkmal, das einfach dazu gehört und den besonderen Charme des Hemdes ausmacht. Die Stickerei kann unverwechselbar individuell sein oder nach traditionellem Vorbild oder sie ist vereinsgebunden.
Allgemein sind Trachten aktuell wieder ganz en vogue. Nicht zuletzt das deutsche Oktoberfest, das jedes Jahr zahlreiche internationale Besucher anlockt, ist der Grund dafür, warum man sich weltweit sehr für typisch bayerische, österreichische und schweizerische Trachten interessiert.
Diese Trachten strahlen besonders viel Gemütlichkeit und auch bestimmte menschliche Grundwerte aus. Man hat Sehnsucht nach den guten, alten Zeiten, als das Leben noch einfacher strukturiert war – und als man noch wesentlich mehr naturverbunden war! Zünftige Feste feiert man heute sehr gern und man schätzt die passenden Speisen und Getränke dazu. Das alles auch gern und häufig in Abwechslung zum kosmopolitischen Lifestyle.
Trachtenmode ist cityfein geworden
In den letzten zwei Jahrzehnten hat ein grosser Wandel stattgefunden und Trachtenmode ist überall cityfein und beliebt geworden. Das Schweizer Hirthemd macht da keine Ausnahme, sondern spielt in der Beliebtheits-Rangliste ganz oben mit. So machte die Damenmode der letzten Jahre die Tunika zum Dauerbrenner. Damen jeden Alters tragen gerne das leger geschnittene Hemd mit üppigen Verzierungen am Kragen. Die Tunika passt zu vielen Anlässen und schmeichelt jeder Figur.
Das Hirtenhemd ähnelt in Schnitt und Form sehr der exotischen Tunika und so nimmt es nicht wunder, dass Herren und Damen jeden Alters und mit jeder Figur das traditionsreiche Kleidungsstück für zeitgemässe Outfits wiederentdeckt haben.
Bei jungen Männern ist aktuell besonders das Kapuzenhirthemd gefragt, denn es ähnelt den beliebten Hoodies. Diese trägt man aber meist nicht in Weiss, sondern lieber in Schwarz, Blau oder Rot. Sie werden auch Folklore-Chutteli genannt. Wer sich für ein Hirthemd mit offenem, rundem Kragen entschlossen hat, der wird meist als Accessoire zum Garner Tüechli greifen, um hübsche, farbliche Kontraste zu setzen. Besticktes Hemd plus geknotetem Tüechli wirken gemeinsam zur Jeans getragen sehr zeitgemäss.
Das Schweizer Hirthemd erlebt zurzeit ein richtiges Revival. Kinder lieben es, weil es beim Toben und Spielen nicht stört und weil es ein besonderes, festliches Flair ausstrahlt. Damen und Herren lieben die Abwechslung und viele Schweizer haben mindestens ein Kleidungsstück im Schrank, das den Trachten zugerechnet wird. Klar warum, denn Trachtenjacken und Trachtenhemden kann man das ganze Jahr über zur aktuellen Mode kombinieren und man ist damit immer auffällig gut gekleidet.
Alle Bilder: © goldkuss.ch