Falsches Schlankheitsideal: Übergewichtige leben oft länger als Hungerhaken

In unserer Gesellschaft gilt Übergewicht per se als unattraktiv und ungesund. Eine aktuelle Studie aus Kanada hält dagegen: Das Risiko von Untergewicht wird selbst von Ernährungsberatern und Medizinern häufig unterschätzt. Zumeist ist es gefährlicher als ein paar Kilo zu viel auf den Hüften.

Was für Tiere gilt, trifft auf Menschen noch lange nicht zu!

In den 1930er Jahren entdeckten amerikanische Biochemiker, dass bei Laborratten die Reduktion der Kalorienzufuhr unter den Tagesbedarf, zu einer Erhöhung der Lebenserwartung bis zu 50 Prozent führte. Versuche mit anderen Tierarten bestätigten damals die Vermutung, dass eine „Reduktionskost“ zu einer allgemeinen Erhöhung der Lebenserwartung führt. Kurzerhand wurden die Erkenntnisse auf den menschlichen Organismus übertragen und eine weltweite Welle der Kalorienrestriktion losgetreten.

Umfangreiche Studien im Zusammenhang mit dem BMI (Body-Mass-Index) haben inzwischen ergeben, dass Untergewicht beim Menschen die Lebenserwartung stärker reduziert als moderates Übergewicht. Männer und Frauen mit einem leicht erhöhten BMI sterben demzufolge seltener an Herzinsuffizienz, Lungenerkrankungen oder Diabetes Typ 2. Die Kanadier errechneten, dass untergewichtige Menschen im Vergleich zu Normalgewichtigen ein 1,8 Mal höheres Sterblichkeitsrisiko haben. Bei leicht Übergewichtigen ist es dagegen nur 1,2 Mal so hoch – und selbst starkes Übergewicht erhöht es lediglich um den Faktor 1,3.



Die wahre Gefahr ist das Bauchfett

Beim Streben nach der Idealfigur verdrängen viele Schweizer die Gefahren für ihre Gesundheit. Es ist oft so, dass sich vor allem junge Mädchen für viel zu dick halten, obwohl das überhaupt nicht der Realität entspricht. Ermittelt man ihren BMI, zeigt sich schnell, dass ihr Gewicht im Normalbereich liegt.

Ernährungsexperten raten heute, anstatt des BMI, lieber den Taillenumfang zu betrachten. Bei Frauen gilt ein Umfang bis 80 Zentimeter als ideal, bei Männern bis 94. Kritische Werte beginnen bei 88 (Frauen) und 102 (Männer). Wer darüber liegt, hat zu viel Fett im Bauch.


Die wahre Gefahr ist das Bauchfett. (Bild: Happy Art / Shutterstock.com)


Bauchfett erhöht erwiesenermassen unabhängig vom BMI das Sterberisiko. Es ist sowohl für Übergewichtige und Normalgewichtige als auch für Menschen mit Untergewicht gefährlich. Dieses Fett liegt nämlich nicht nur um die Organe herum, sondern infiltriert sie und beeinträchtigt schlimmstenfalls deren Funktion. Es steigen sowohl das Risiko für chronische Entzündungen als auch für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Fazit: Gesundheitsbewussten Männern und Frauen sei geraten, sich von Zahlen allein nicht verrückt machen zu lassen. Geschweige denn, die Ernährung daran auszurichten. Eine ausgewogene Kost und ausreichend Bewegung lautet die Empfehlung, die sich trotz aller Studien unangefochten konstant hält, für ein genussvolles, langes Leben.

 

Oberstes Bild: Trainierte Mollige sind oft gesünder und leben länger als Untergewichtige. (© Piotr Marcinski / Shutterstock.com)

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