Designerin als Grossunternehmerin – Jil Sander
Die Geschäftsfrau, die für Geschäftsfrauen kreiert: Jil Sander ist für ihren Minimalismus bekannt, ihre Mode zu jeder Gelegenheit die richtige Wahl.
Die Hamburgerin wurde 1943 unter dem Namen Heidemarie Jiliane Sander geboren. Ihr Wunsch, ins Modebusiness zu gehen, stand von Anfang an fest, ihr Studium des Textilingenieurwesens im nordrheinwestfälischen Krefeld am Niederrhein war der erste Schritt für ihre erfolgreiche Karriere.
Nach ihrer Zeit als Austauschstudentin in Los Angeles kehrte Sander nach Hamburg zurück und arbeitete als Redakteurin für Magazine wie Constanze und Petra. Mit nur 24 Jahren öffnete Sander ihr erstes Geschäft in Pöseldorf, einem Stadtteil von Hamburg. In der Boutique mit dem Namen „Jil Sander“ bot sie eigene Kreationen sowie Modelle von Sonia Rykiel und Thierry Mugler an. 1975 zeigte sie ihre erste Gesamtkollektion in Paris.
Da zu dieser Zeit die Mode allerdings sehr farbenprächtig und opulent war, schenkten die Franzosen der Designerin mit ihren puristischen und minimalistischen Kreationen nur wenig Beachtung. Den internationalen Durchbruch erreichte sie 1976 mit ihrem Zwiebellook – einem Look mit vielen Einzelteilen aus hochwertigen Materialien, die man wunderbar miteinander kombinieren konnte.
Im Jahr 1978 kreierte Sander in Zusammenarbeit mit dem Kosmetikhersteller Lancaster auch ihre erste Duft– und Pflegeserie Jil Sander Woman Pure. Weitere Parfumlinien sind Jil Sander Man Pure (1981) und Jil Sander Sun (1989).
Nachdem Jil Sander als eine der ersten Unternehmerinnen ihr Modeimperium an die Frankfurter Börse geführt hatte, unterrichtete sie nebenbei auch als Hochschullehrerin im Bereich Modedesign an der Universität der angewandten Kunst in Wien.
Anfang der 90er-Jahre präsentierte Sander ihre Kollektion mit grossem Erfolg androgyner und dezenter und liess ihre Models auf den Mailänder Laufstegen in hauchzarten und schlichten Entwürfen elfenähnlich wirken. Zu dieser Zeit etablierte sich auch der Spruch „Jil Sander ist hot – Armani not“, was die Verkaufszahlen des Unternehmens weiter steigen liess. Besonders der asiatische Markt war für die Designerin ein weiteres Sprungbrett, dort entstanden zahlreiche Boutiquen. In Tokio, Hongkong und Taipei wurden in Zusammenarbeit mit Jil Sander und dem Architekten Michael Gabellini elegante Jil-Sander-Flagship-Stores errichtet. Eine Männerlinie wurde zusätzlich 1997 gefertigt.
Der italienische Konzern Prada kaufte 1999 das Unternehmen Jil Sander zu 75 % der Stammaktien auf. 2000 verliess die Designerin wegen Unstimmigkeiten mit Prada-Chef Patrizio Bertelli den Posten als Vorstandsvorsitzende. Bertelli stellte als Nachfolger Sanders den Designer Milan Vukmirovic ein, der den bisherigen Stil des klassisch-deutschen Chic jedoch so stark veränderte, dass das Unternehmen rote Zahlen schrieb. Daraufhin kehrte Jil Sander 2003 von Kritikern bejubelt zurück – verliess das Unternehmen wegen erneuter Streitigkeiten mit Bertelli jedoch 2004 wieder. Ein Jahr später wurde der belgische Herrenmodendesigner Raf Simons Chefdesigner bei Jil Sander und übernahm fortan alle Kollektionen. 2006 wurde das Unternehmen an einen britischen Finanzinvestor verkauft, 2008 an eine japanische Firma. Jil Sander entwarf derweil die Kollektion +J für die japanische Bekleidungskette UNIQLO.
2012 kehrte sie ein letztes Mal zu Jil Sander zurück – jedoch nur für wenige Monate. Für die Fertigstellung der Herbst-Winterkollektion 2014-2015 sorgte ihr Designerteam. Der Modedesigner Rodolfo Paglialunga, der zuvor bei Prada und Vionnet gearbeitet hatte, wurde im April 2014 als Creative Director verpflichtet.
Jil Sanders Kreationen sind durch eine kantige und klare Linienführung sowie Einflüsse des Bauhausstils geprägt. Die Klassiker der Designerin sind die eleganten Hosenanzüge, der klassische Trenchcoat und die schlichte weisse Bluse.
Modezitat:
„Ein Kleid ist perfekt, wenn man nichts mehr weglassen kann – eine Rede auch!“
Artikel von: fashionpress.de
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