Darüber sprechen: Frauenthema Blasenschwäche
Das Tabuthema Harninkontinenz betrifft viele, darüber reden wollen wenige. Dabei leiden die Betroffenen sehr.
Kündigt sich ein Nieser an oder wird in geselliger Runde viel gelacht, ist das für manche Menschen ein Grund für Angst und Scham. Wir geben einen Überblick über das leidliche Thema Blasenschwäche.
Wenn es unkontrollierbar wird
Als Blasenschwäche wird ein unbeabsichtigter Abgang von Urin bezeichnet, den der Betroffene selbst nicht kontrollieren kann. Egal zu welcher Zeit oder an welchem Ort. Verbreitete Arten sind Dranginkontinenz wie auch Belastungs- oder Stressinkontinenz. Bei der sog. Mischinkontinenz treten beide Formen gleichzeitig auf.
Dabei werden drei Schweregrade unterschieden:
- Grad: Harnabgang beim Husten, Niesen, Lachen
- Grad: Harnabgang bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen, Hinsetzen, Heben von schweren Gegenständen
- Grad: Harnabgang bei unangestrengten Bewegungen und im Liegen
Harninkontinenz betrifft vor allem Frauen
Frauen sind häufiger betroffen als Männer, da die Stütz- und Haltefunktion der weiblichen Beckenbodenmuskulatur durch vaginale Entbindungen stärker beansprucht wird. Damit ist Blasenschwäche eine grosse Quelle für Scham- und Angstgefühle sowie Unsicherheit im gesellschaftlichen Umgang. Doch entgegen der weitläufigen Annahme betrifft sie nicht nur die ältere Generation: Statistiken zeigen, dass etwa 12 % der Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren vorübergehend oder dauerhaft an Harninkontinenz leiden. Allein in Deutschland gibt es sechs Millionen Betroffene. Die Dunkelziffer könnte jedoch noch höher liegen, da viele die Symptome aus Scham ignorieren.
Woran liegt es?
So unterschiedlich die Formen der Blasenschwäche selbst können auch die Gründe sein, die zu ihrer Entstehung beitragen. Faktoren wie schwere körperliche Arbeit, Übergewicht, hormonelle Veränderungen (insbesondere ein reduzierter Östrogenspiegel in der Menopause) oder der übermässige Gebrauch von Diuretika können sie begünstigen. In einigen Fällen ist auch eine Infektion des Urogenitalsystems zugrunde liegend. Bei Männern kann eine vergrösserte Prostata zu einer gestörten Blasenfunktion führen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Blasenschwäche
Je nach Art und Schweregrad muss die Behandlung auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden. Zunächst setzen Ärzte auf eine konservative Behandlung, die auf die systematische Ausführung entsprechender Übungen der Physiotherapie abzielt. Das sog. Beckenbodentraining sollte jedoch unter fachkundiger Anweisung stattfinden. Neben Physiotherapeuten bieten heutzutage auch Fitnessstudios oder Volkshochschulen entsprechende Kurse an.
Spezielle Medikamente regulieren den Serotonin-Noradrenalin-Haushalt oder wirken direkt auf die Blasenmuskulatur. In einigen Fällen können sie jedoch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Sollte sich nach beiden Massnahmen kein Behandlungserfolg einstellen, gibt es die Möglichkeit eines operativen Eingriffs. Hier entscheidet der Arzt, ob ein künstlicher Schliessmuskel eingesetzt wird oder eine Schlingenoperation stattfindet, bei der die Harnröhre gestützt und der Blasenverschluss verbessert wird. Auch ist der Einsatz eines speziellen Schrittmachers möglich, der die Blasenfunktion stimuliert.
Nicht in Panik geraten
Manchmal kann es passieren, dass bei voller Blase und einem herzhaften Lachanfall etwas „in die Hose geht“. Auch sehr starke Belastung kann zur Beeinträchtigung des Schliessmuskels führen, ebenso wie extreme Stresssituationen. Einzelne Zwischenfälle dieser Art sind kein Grund zur Besorgnis und geben keine Hinweise darauf, dass eine Inkontinenz vorliegt. Sollten sich Vorfälle des unwillkürlichen Urinabgangs allerdings wiederholen und die Unterwäsche regelmässig feucht sein, sollte man aufmerksam werden.
Artikel von: medicalpress.de
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