Bitterstoffe, die Ihnen das Leben versüssen

Sobald man sich mit gesunder Ernährung befasst, taucht immer wieder die Bezeichnung „Bitterstoff“ auf. Das tönt erst mal nicht wirklich lecker, obwohl jeder seine Vorlieben hat: Der eine mag es süss, der andere sauer oder salzig.

Bitter jedoch wird kaum jemand bevorzugen. Es sei denn, es handelt sich um topgesunde frische Nahrungsmittel, die verdauungsfördernd, verjüngend und immunsystemstärkend wirken. Richtig zubereitet schmecken diese erst noch so fein, dass sie nicht ohne Grund auch in der Gourmetküche einen festen Platz erobert haben.

Aber was genau sind eigentlich Bitterstoffe?

Es handelt sich um einen Begriff aus der Naturheilkunde: Bitterstoffe bilden eine Wirkstoffklasse innerhalb der sekundären Pflanzenstoffe. Zwar sind sie chemisch unterschiedlich strukturiert, haben aber alle eine wohltuende Wirkung auf die Verdauung. Was unsere Grossmütter noch wussten, war in den letzten Jahrzehnten beinahe in Vergessenheit geraten: „Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“, lautet ein Sprichwort, welches Oma gern sagte, wenn wir so gar keine Lust hatten, ihren bitteren Wermuttee zu trinken. Und doch half er bei Magenproblemen tatsächlich meist über Nacht.

Wermut kannte und nutzte schon Hildegard von Bingen. Selbst in der Antike soll er als Heilkraut bekannt gewesen sein. Dieser Korbblütler, auch als Bitterer Beifuss bekannt, ist eine der bittersten Pflanzen überhaupt. Wermut regt den Appetit und die Funktion der Leber an, hilft gegen Magenbeschwerden und löst Krämpfe des Darmes und der Galle. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit dieser Heilpflanze haben, lassen Sie sich bitte vor dem ersten Gebrauch in der Apotheke beraten, denn auch die Naturmedizin kennt Neben- und Wechselwirkungen!

Wohltuende Bitterstoffe im Alltag

Es wäre schade, würden Sie sich nur dann auf die Bitterstoffe besinnen, wenn Sie bereits Beschwerden haben. Regelmässig verzehrt, können diese nämlich Gesundheit und Wohlbefinden positiv beeinflussen. Glücklicherweise sind Früchte und Gemüsesorten, welche reichlich Bitterstoffe enthalten, viel schmackhafter als der Wermut. Einen kurzen Überblick über die bekanntesten und beliebtesten „bitteren“ Salate und Obstarten finden Sie im letzten Abschnitt dieses Artikels.

Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass der Chicorée in ihrer Kindheit oft richtig unangenehm bitter schmeckte? Ich mochte ihn damals gar nicht so gerne, heute dagegen umso mehr. Fakt ist jedoch, dass er nicht der einzige Salat ist, aus dem man die Bitterstoffe „herausgezüchtet“ hat. Heute schmeckt er besser und milder, seine den Speichelfluss anregende Wirkung ging jedoch zum grossen Teil verloren. Somit fördert er auch die Magensekretion nicht mehr in dem Masse, wie wir es durchaus gebrauchen könnten. Denn: Magendrücken, Völlegefühl und Unwohlsein sind heute Alltagsbeschwerden, die beinahe jeder kennt.

Eine Forschergruppe der Universität New Jersey, bestehend aus Ernährungswissenschaftlern, hat herausgefunden, dass Bitterstoffe einen Einfluss auf unser Körpergewicht haben. Sie regen nämlich die Verdauungsprozesse an und lassen früher ein Sättigungsgefühl entstehen, als dies bei einem süsslichen, milden Geschmack der Fall ist. Gehirnforscher dagegen meinen, das Gehirn würde das Signal „bitter“ mit giftigen Pflanzen in Verbindung bringen, und dadurch den Appetit zügeln. Die Geschmacksnerven halten uns also davon ab, zu grosse Portionen von bitteren Speisen zu uns zu nehmen. Gleichzeitig sollen Bitterstoffe die Lust auf Süsses hemmen.


Chicorée gehört zu den beliebtesten „bitteren“ Salatsorten. (Bild: studiogi / Shutterstock.com)


Bitterstoffe für ein starkes Immunsystem, Wohlbefinden und eine jugendliche Ausstrahlung

Ein gesunder Darm ist eine enorm wichtige Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystem. Dank der Bitterstoffe werden die Schleimhäute mobilisiert und können so Krankheitserreger leichter abwehren. Zudem sorgen Bitterstoffe nachweislich dafür, dass Abbauprodukte des Stoffwechsels sowie Giftstoffe rascher ausgeschieden werden.

Bitterstoffe stärken Herz und Kreislauf, einerseits über den Darm, aber anderseits vor allem über das vegetative Nervensystem. Sie sorgen dafür, dass die Blutgefässe elastisch bleiben und Gehirn, Gewebe sowie Haut gut durchblutet werden. Ausserdem beschleunigen sie den Zellaufbau und wirken entzündungshemmend. Wenn Sie sich oft müde und antriebslos fühlen, sollten Sie eine Zeit lang täglich bittere Salate essen. Bitterstoffe sind ein gutes Mittel gegen Ermüdungserscheinungen. Laut Prof. Saller, Direktor vom Institut für Naturheilkunde an der Uni Zürich, helfen sie teilweise sogar als natürliches Antidepressivum.



Wo stecken besonders viele Bitterstoffe drin?

Beim Obst sind die Zitrusfrüchte, wenn es um Bitterstoffe geht, führend. Besonders Grapefruit sollten Sie ruhig öfters geniessen, jedoch stecken die wertvollen bitteren Stoffe vor allem in den weissen Trennhäuten. Gemüse und Salate mit vielen gesunden Bitterstoffen sind beispielsweise Rosenkohl, Nüsslisalat, Rucola, Brokkoli, Artischocke, Kohlrabi, Löwenzahn und Radicchio.

Je nach Zubereitung wird der Geschmack gemildert. Zum Beispiel schmeckt ein Rucola Salat mit Balsamico angerichtet, trotzdem er einer der bittersten Salate ist, mild. Es gibt auch typische Bittergewürze und ebensolche Kräuter. Wenn Sie diese regelmässig verwenden, werden Sie den bitteren Geschmack bald als wesentlich angenehmer empfinden, da Sie sich mit der Zeit daran gewöhnen.

Zu den bekanntesten einheimischen Kräutern zählen Salbei, Basilikum, Rosmarin und Klee. Besonders viele Bitterstoffe enthält die Schafgarbe. Geschützt und daher verboten, sie selbst zu sammeln, ist die Enzianwurzel. Sie wird gern für magenfreundliche Kräuterschnäpse verwendet.

Zwei typische bittere Exoten, die sich in unseren Küchen immer beliebter machen, sind Ingwer und Kurkuma. Beide zählen ohnehin weltweit zu den gesündesten Lebensmitteln. Ingwer hatte ich Ihnen bereits in einem anderen Artikel ausführlich vorgestellt, ein Beitrag über Kurkuma folgt bald. Abschliessend möchte ich Sie noch daran erinnern, dass auch viele bittere Kräuter als Tee gebrüht wohltuend und belebend wirken.

Von Sebastian Kneipp stammt der Spruch: „Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke“.

 

Oberstes Bild: Wermutkraut ist bereits seit der Antike als Heilkraut bekannt. (© Imageman / Shutterstock.com)

author-profile-picture-150x150

Mehr zu belmedia Redaktion

belmedia hat als Verlag ein ganzes Portfolio digitaler Publikums- und Fachmagazine aus unterschiedlichsten Themenbereichen aufgebaut und entwickelt es kontinuierlich weiter. Getreu unserem Motto „am Puls der Zeit“ werden unsere Leserinnen und Leser mit den aktuellsten Nachrichten direkt aus unserer Redaktion versorgt. So ist die Leserschaft dank belmedia immer bestens informiert über Trends und aktuelles Geschehen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-20').gslider({groupid:20,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});