Bezaubernder Lippenglanz und wie die Erdbeere ins Gloss kommt
VON Gabriele Hasmann Allgemein Make-Up
Zur praktischen Handhabung gesellt sich der pflegende Aspekt: Die im Lipgloss enthaltenen Inhaltsstoffe spenden der zarten Haut der Lippen sehr viel Feuchtigkeit und machen sie geschmeidig. Ein Mund, der dezent schimmert oder auch richtig glossy glänzt, wirkt gepflegt und zugleich samtig weich und sinnlich. Darüber hinaus unterstreicht ein Lipgloss, ob transparent oder zart gefärbt, den individuellen Stil jeder Frau und setzt unaufdringlich besonders wirkungsvolle Akzente. Erhältlich sind diese Kosmetika in zahlreichen verschiedenen Ausführungen, sie schenken gedeckten, irisierenden oder strahlenden Glanz, variieren in Geschmäckern und Düften, beinhalten Glitterpartikel, sind transparent, verleihen den Lippen einen Hauch von Farbe oder tönen diese kräftig.
Darüber hinaus wird Lipgloss in Tiegeln, Glasfläschchen mit einer Kugel auf der Öffnung, Plastiktuben mit Schaumstoff-Applikator oder Pinsel sowie als Drehstift angeboten. Die Konsistenz ist meist von dem Behältnis abhängig: Bei Lipgloss in einem Fläschchen handelt es sich beispielsweise um eine zähe Flüssigkeit, die auf eine Kugel und von dort auf die Lippen übertragen wird. Befindet sich der Glanz hingegen im Tiegel und muss mit den Fingern auf den Mund gestrichen werden, ist die Textur eine festere.
Das besondere Extra im Glanz: Kollagen
Wer noch mehr für die Schönheit tun möchte, als seine Lippen zu pflegen und ihnen schimmernde Farbe zu verleihen, der sollte zu einem Lipgloss mit dem Inhaltsstoff Kollagen greifen. Dieses Struktur-Eiweiss, das im menschlichen Körper 30 Prozent des gesamten Proteinanteils ausmacht, hat eine aufpolsternde Wirkung, weshalb es vorwiegend im Bereich Anti-Aging eingesetzt wird. Auf der zarten Haut der Lippen angewandt, kann Kollagen den Mund optisch vergrössern und sinnlicher wirken lassen. Einen ähnlichen, wenn auch etwas schwächeren Effekt erzielt im Lipgloss enthaltenes Menthol: Das Pflanzenöl fördert mit seiner Schärfe spontan die Durchblutung der Lippen, wodurch diese voller erscheinen. Diese Varianten mit dem besonderen Extra im Glanz werden unter anderem mit den zusätzlichen Bezeichnungen „XXL Lips“, „Volumen up“ oder „Lip Maximizer“ angeboten. Einen besonders verführerischen Kussmund erhält man allerdings auch dann, wenn man diesen mit einem Lipliner, der nur eine Nuance dunkler ist als die eigentliche Lippenfarbe, umrandet und danach mit einem transparenten Gloss ausfüllt.
Balm, Gloss oder Lack – da soll Frau sich noch auskennen
Bei einem Lipbalm handelt es sich meist um ein Pflegeprodukt, das in Tiegeln, Tuben oder in Stiftform angeboten wird, Glanzpartikel enthalten kann und die Lippen dezent schimmern lässt. Mit einem echten Gloss ist der Lip Balm, der häufig fast ausschliesslich aus Fett besteht, jedoch nicht zu vergleichen. Als Lippenlack wird üblicherweise eine Flüssigkeit bezeichnet, die mit dem Lipgloss eng verwandt ist. Der Unterschied ist der, dass im Lack eine grosse Anzahl von Farbpigmenten enthalten ist, sodass die Lippen wesentlich geschminkter aussehen als bei der Verwendung von Lipgloss, und zusätzlich weit intensiver glänzen – wie frisch lackiert eben.
Aber noch ein weiteres Kosmetikprodukt wird unter dem Namen „Lippenlack“ verkauft, das allerdings nicht direkt auf die Lippen, sondern über dem Lippenstift aufgetragen wird, um dessen Farbe zu versiegeln und damit länger haltbar zu machen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Lippenfarbe färbt kaum ab und hält, realistisch betrachtet, gute fünf Stunden – auch wenn man in dieser Zeit trinkt, isst oder küsst. Der Nachteil: Ob man dann auch tatsächlich geküsst wird, ist die Frage, die Lippen fühlen sich nämlich relativ hart und starr an. Darüber hinaus kann das im versiegelnden Lippenlack enthaltene Formaldehyd, das durch Verdunstungskälte die Schutzschicht über der Farbe bildet, Allergien auslösen.
Wie die Erdbeere ins Gloss kommt
Für den Kauf von Lipgloss ausschlaggebend sind in den seltensten Fällen die Farben, die wertvollen Inhaltsstoffe oder die hübschen Glasfläschchen. Tatsächlich wählen 95 Prozent aller Frauen mit der Nase und entscheiden sich für ein bestimmtes Aroma – denn so, wie das Produkt duftet, so schmeckt es meistens auch.
Die Hersteller lassen sich aus diesem Grund auch immer wieder etwas Neues einfallen, daher existiert neben dem nach typischen Obstsorten wie Kirsche, Erdbeere oder Wassermelone schmeckenden Lipgloss mittlerweile auch das mit Cola-, Eistee-, Vanille-, Nugat- oder Cappuccino-Aroma. Besonders lecker sind die Richtungen Schwarzwälder-Kirschtorte, Eiscreme und Nutella – ein Must-have für echte Naschkatzen.
Für Geruch und Geschmack im Gloss verantwortlich sind synthetisch produzierte chemische Verbindungen. Mit einem Gramm „künstliche Erdbeere“, die im Labor hergestellt wurde, kann ein Liter Gloss aromatisiert werden. Doch wer nun glaubt, mit dem Kauf einer Lippenpflege mit natürlichem Aroma sei auf der sicheren Seite, der irrt, denn „natürlich“ bedeutet in diesem Fall: aus einem natürlich vorkommenden Stoff. So kommt der Erdbeergeschmack etwa aus dem Polymer Lignin, das beispielsweise in Baumstämmen enthalten ist, aber sicher nicht von der Frucht Erdbeere.
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