Wie funktioniert eine Haartransplantation – und wie viel kostet sie?

Etwa 80 % der Schweizer Männer und 40 % der Frauen verlieren im Laufe ihres Lebens zumindest einen Teil ihrer Haare. Während es die einen bereits mit Anfang 20 trifft, werden bei manchen erst in mittleren Jahren die Geheimratsecken grösser und der Oberkopf lichter. Auslöser des Haarausfalls ist in den meisten Fällen das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Genetisch vorprogrammiert, greift es die Haarwurzeln an. Der Fachbegriff für genetisch bedingten Haarausfall lautet androgenetische Alopezie.

Es gibt durchaus Männer und Frauen, die sich in ihr naturbedingtes Schicksal klaglos fügen. Manche kämpfen mit mehr oder minder wirksamen Haarwuchsmitteln gegen die Lichte auf ihrem Kopf an. Es gibt jedoch auch viele Betroffene, die nach einer dauerhaften Lösung suchen und sich letztendlich für eine Eigenhaartransplantation entscheiden.

Wie äussert sich androgenetische Alopezie?

Bei den Männern werden oft schon nach Durchleben der Pubertät erste kahle Stellen sichtbar. Bei den Frauen geht es zumeist erst nach der Menopause los. Männer, deren Väter und Grossväter bereits eine Glatze hatten, müssen befürchten, dass sie das gleiche Schicksal ereilt. Ärzte unterscheiden verschiedene Muster, nach denen das Haar entschwindet: Die Stirnglatze samt freiem Fleck auf dem Hinterkopf bezeichnen sie beispielsweise als Hamilton-Muster. Im Gegensatz dazu werden bei Frauen die Haare über den gesamten Kopf verteilt dünner.

Was ist Haartransplantation?

Umfangreiche Studien haben gezeigt: Nur körpereigenes Haar lässt sich Erfolg versprechend verpflanzen. Man könnte bei einer Haarverpflanzung vereinfacht auch von einer Umverteilung der eigenen Haare sprechen. Die Transplantationsmedizin macht sich dabei das Wissen zunutze, dass manche Körperhaare, wie beispielsweise Teile des Haarkranzes, bis zum Lebensende nicht ausfallen. Die Chirurgen nennen diese Bereiche deshalb auch „safe zone“. Dort entnimmt der Arzt die Haare und versetzt sie auf die kahlen Bereiche. Weil die entnommenen Bereiche den Code der Langlebigkeit in sich tragen, wachsen sie auch am neuen Ort ein Leben lang weiter.

Wie funktioniert eine Haarverpflanzung genau?

Der Begriff „Haartransplantation“ ist ein wenig irreführend. Es werden nämlich nicht nur allein die Haare verpflanzt, sondern die Haarfollikel samt Kopfhaut. Damit ist jener Anteil der Kopfhaut gemeint, der die Haarwurzel fest umschliesst und damit das Haar an Ort und Stelle verankert. Das Fortschreiten der Glatzenbildung kann demnach nur dann wirksam und dauerhaft bekämpft werden, wenn aus funktionstüchtigen, lebendigen Follikeln Haare wachsen – mit allen Phasen, die ein gesundes Haar durchlebt.

Bei einer Haartransplantation entnimmt der Arzt am Hinterkopf des Patienten Haarwurzeln samt Kopfhaut, sogenannte Spenderfollikel. Die Grösse des entnommenen Hautstreifens kann dabei bis zu zehn mal zehn Zentimeter betragen. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung. Es entsteht eine Wunde, die der Chirurg so unauffällig wie möglich vernäht. Nun zerlegt der Arzt den entnommenen Hautstreifen in „Grafts“. So bezeichnen die Transplantationsexperten kleinste Hautareale, die jeweils zwei bis fünf Haare enthalten. An den kahlen Stellen, wo später die Haare wieder wachsen sollen, stanzt der Chirurg kleine Löcher in die Kopfhaut und setzt die Crafts hinein. Je nach Umfang dauert die Prozedur zwei bis fünf Stunden. Nach zwei bis drei Monaten wachsen aus den transplantierten Follikeln neue Haare.



Bekannte Risiken

Wer sich für eine Haartransplantation entscheidet, wird in einem ausführlichen Beratungsgespräch nicht nur über zu erwartende positive Ergebnisse, sondern selbstverständlich auch über mögliche Risiken aufgeklärt. Leider gibt es keine Erfolgsgarantie. Wie jede Hautwunde kann sich auch die Kopfhaut infizieren. Die transplantierten Areale können abgestossen werden. Oder: Den umgepflanzten Follikeln kann das gleiche Unheil zustossen wie vormals den Originalhaaren. Das bedeutet im Klartext: Die Glatze kommt schon nach kurzer Zeit zurück.

Was kostet eine Haarverpflanzung?

In der Schweiz bewegen sich die Preise zwischen 2500 und 15’000 Schweizer Franken. Die genauen Kosten hängen zum einen von der Grösse des zu transplantierenden Areals ab, zum anderen aber auch von der Vorgehensweise des Arztes. Je mehr Transplantate gewonnen und je sorgfältiger und filigraner die Grafts geteilt werden, umso teurer ist die Behandlung. Das ist auch der Grund, warum viele Kliniken pro Graft abrechnen.

Merke: Natürlichkeit kann nur dann entstehen, wenn ein erfahrener Chirurg gewissenhaft arbeitet. Dazu gehört manchmal auch, zu einem Patienten Nein zu sagen. Ist nämlich die kahle Stelle zu gross oder das verbliebene Resthaar zu dünn, würde das Ergebnis am Ende womöglich aussehen wie ein schlecht sitzendes Toupet.

Wie findet man einen Spezialisten?

Zuständig für Kopfhaut und Haare sind Dermatologen. In der Schweiz gibt es in den meisten dermatologischen Zentren, Spitälern und Kliniken Experten, die sich auf androgenetische Alopezie spezialisiert haben und mit regelmässigen Haar-Sprechstunden aufwarten.

Medikamente als Alternative?

Studien haben die Wirksamkeit von Minoxidil belegt. Es handelt sich dabei um ein Medikament, welches ursprünglich gegen Bluthochdruck entwickelt wurde. Als häufige Nebenwirkung beobachteten Patienten verstärkten Haarwuchs. Heute kommt Minoxidil nur noch aufgrund dieser Nebenwirkung zum Einsatz. Es ist für Frauen (ausser Schwangere und Stillende) und Männer zugelassen. Als Lösung wird es morgens und abends auf die Kopfhaut aufgetragen. Erfolgsgarantien gibt es auch hier leider nicht. Nach frühestens einem halben Jahr kann der Dermatologe beurteilen, inwieweit das Medikament wirkt. Sobald der Patient oder die Patientin Minoxidil absetzt, fallen die Haare wieder aus.

 

Oberstes Bild: © sezer66 – Shutterstock.com

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