Therapie bei Inkontinenz: Tanzen
Blasenschwäche ist nach wie vor ein Tabuthema. Frauen im besten Lebensalter leiden häufig unter einem körperlichen Defizit, über das nur hinter vorgehaltener Hand geredet wird. Manche trauen sich kaum auf die Strasse, weil sie selbst beim Husten, Niesen, Lachen unkontrollierter Harndrang befällt. Dies ist aber keine Alterskrankheit und es betrifft viele Frauen bereits vor dem 50. Lebensjahr.
Ein nicht kontrollierbarer Harn- oder Stuhlverlust ist oft auf körperliche und seelische Probleme zurückzuführen. Er wird in der Medizin als Inkontinenz bezeichnet. Ursache für dieses Symptom können Übergewicht, eine überstandene Blasenentzündung, Stress oder sogar eine Allergie sein.
Die Betroffenen können ihre Ausscheidungen nicht vollständig bewusst zurückhalten oder den Zeitpunkt der Entleerung selbst bestimmen. Umgangssprachlich wird Inkontinenz als Blasenschwäche bezeichnet und vorwiegend als Alters- oder Frauenproblem eingeordnet, obschon die Erkrankung auch Männer betreffen kann.
Die Beschwerden entstehen durch das Erschlaffen der Beckenbodenmuskulatur. Diese Muskeln lassen sich jedoch trainieren und stärken und können infolge speziellen und vor allem kontinuierlichen Trainings in vielen Fällen zu einer Besserung der Erkrankung führen. Dabei müssen es aber nicht immer die gleichen langweiligen Übungen sein, die in Kursen ausgeführt werden, die Betroffenen können ihre Muskulatur auch durch Tanzen fit halten.
Tanzen – ein neues Konzept
Je nachdem, welche Grunderkrankung oder Ursache vorliegt, die Inkontinenz kann mit gezielten Medikamenten oder entsprechendem Muskeltraining gut behandelt werden. Die erkrankten Frauen und Männer stärkten ihre Beckenmuskulatur bisher meist mithilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen. Jedoch fehlt hierbei zu oft der Spass, weshalb die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnell die Lust an den Kursen der Krankenkassen verlieren. Hier kommt ein neues Konzept von Schweizer Forschern genau richtig, denn neben dem gewohnten Training werden spezielle Tanzübungen durchgeführt. Diese können auch zu Hause ausgeführt werden, zum Beispiel mit von Spielekonsolen.
Gleich, welcher Stil bevorzugt wird – Tango oder Walzer oder Freestyle – das Tanzen stärkt Herz und Kreislauf, es schult das Gedächtnis und kräftigt die Muskeln. Die Inkontinenz wird mit diesen Bewegungen so erfolgreich behandelt, dass die Betroffenen beinahe beschwerdefrei werden und ihr Leben wie zuvor gewohnt weiterführen können. Die nötige Unterstützung leisten neben Medikamenten und Einlagen auch Verhaltens- und Körpertraining. Welche Therapie im Einzelfall die richtige ist, hängt von der Art der Erkrankung ab.
Erfolg versprechende Tanztherapie
Die beachtlichen Ergebnisse der Studien können sich sehen lassen. 24 Teilnehmerinnen im Alter von 50 bis 80 Jahren besuchten zwei mal wöchentlich die Tanztherapie und führten zusätzlich ihre normalen Beckenbodenübungen aus. Erste Erfolge stellten sich nach zehn bis zwölf Wochen ein. Die Frauen erschienen regelmässiger zum Training, weil ihnen das Tanzen mehr Freude bereitete als langweilige Gymnastikübungen. Auch im Alltag verstärkte sich bei den Probandinnen die Sicherheit, weil sie ihren Körper besser kontrollieren konnten.
Weitere Studien sind in Planung, Fitnessstudios haben Interesse an dieser Trainingsmethode angemeldet. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Krankenkasse wird Ihnen empfehlen können, welches Studio in der Nähe Ihres Wohnortes das gesunde Tanzen anbietet.
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