Tanzen für Alle – jedes Alter, jeder Stil

Auch wer nicht in der klassischen Musik bewandert ist, kennt die bekannten Ballettstücke: Dornröschen, Schwanensee und Der Nussknacker. Aber die ursprüngliche Form des Bühnentanzes hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert und entwickelt. Moderne Ausdruckstänze wie Breakdance und Hip-Hop stehen in Beziehung zu den klassischen Varianten und gehen auf einen gemeinsamen Ursprung zurück.

Tanzeinlagen in Opernaufführungen

Seinen Anfang nimmt das klassische Ballett an den Fürstenhöfen in Italien und Frankreich bereits im 15. und 16.Jahrhundert. In Aufführungen von Schauspielen wurden zur Unterhaltung kleine Tänze eingefügt, später folgten tänzerische Spiele zu Gesellschaften. Zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. entwickelte der Tanz sich zu einer eigenständigen Gattung. Die Académie Royale de Dans, die unter Ludwig XIV. Schirmherrschaft stand, hatte grossen Einfluss auf die weitere Entwicklung.

Bis zur Französischen Revolution stand die Oper im Vordergrund, Ballett als kleiner Bestandteil der Aufführung führte noch ein Schattendasein. Aber zunehmend entwickelte sich der Tanz zu einem eigenen Genre und verliess die Oper, das Handlungsballett trat auf die Bühne. Eine dramatische Geschichte oder kleine Handlung sollte zum Ausdruck gebracht werden. Auch die dargestellten Figuren verändern sich, nicht mehr die Mythologie sondern das reale Leben mit seinen Menschen wurde zum Thema. Im Zeitalter der Romantik fand der Stoff der Märchenerzählungen grossen Zuspruch.

Von Frankreich nach Russland

Paris galt als Zentrum des klassischen Balletts, besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nicht nur in der Pariser Oper fanden Aufführungen statt, die Begeisterung reichte bis in die kleinen Theater und den Zirkus hinein. Eine Kombination aus Tanz, Pantomime und Schauspiel fand grossen Anklang.

Ein zweites Zentrum entwickelte sich im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts im zaristischen Russland, in Moskau und St. Petersburg. Tschaikowsky und viele andere russische Komponisten brachten ihre Ballett-Musik zur Aufführung, bis heute berühmte und immer wieder gespielte Werke. Ein abruptes Ende bescherten der Erste Weltkrieg und die Oktoberrevolution dieser bemerkenswerten Zeit.



Moderne Interpretationen

Neue Ausdrucksformen und zeitgemässe Interpretationen ermöglichten die Musik von Claude Debussy, Igor Strawinsky und Maurice Ravel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Ballettmusik der aus Russland emigrierten Komponisten setzte neue Akzente und bereicherte die westliche Musik. Die starren, traditionellen Formen des klassischen Tanzes lockerten sich auf, moderne Interpretationen hielten Einzug. Zum Teil verstanden sich diese neuen Ausdrucksmöglichkeiten als bewusster Gegensatz zum herkömmlichen Ballett, entwickelten sich aber auch zu einem ganz eigenen Stil.

Eine neue Auffassung des Balletts entfaltete sich durch den expressionistischen Tanz oder Ausdruckstanz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das klassische Ballett wurde im deutschsprachigen Raum ersetzt durch Tanztheater, das sich auszeichnet durch Experimentierlust und freiere Bewegungen.

Popmusik und Tanz

Einzug in die populäre Unterhaltung fand das Ballett durch Musicals. Moderne Musik, gepaart mit Jazztanz und aktuellen Handlungen, erwies sich als beliebte Kombination. Beispiel dafür ist Leonard Bernsteins hervorragende „West Side Story“. Der Tanz als Mittel, Geschichten und Gefühle zu erzählen, erfährt einen neuen Höhepunkt, Tanzschulen und Ballettunterricht sind wieder angesagt. Die neuen Ausdrucksformen wie Modern Dance und Modern Jazz werden längst neben der klassischen Variante gelehrt.

Aus Amerika – Breakdance

Breakdance und Hip-Hop haben inzwischen grosse Bedeutung als eigenständige Tanzform gefunden. Sie entstanden in Amerika, auf den Strassen von New Yorks Stadtviertel Bronx, in dem Kriminalität und Banden das Leben im Getto prägen. Afroamerikanischer Jugendliche entwickelten ihre persönliche Form des Ausdruckstanzes und wurden bekannt durch Filme wie Flashdance.

Heute identifizieren sich junge Leute weltweit mit diesem Stil. Getanzt wird alleine oder in Gruppen, organisierte Wettbewerbe, Battles und andere Breakdance-Events feiern Hochkonjunktur. Auch die Werbung und Kommerzialisierung schreitet voran, die in Braunschweig (Deutschland) organsierte Battle of the Year ist heute ein internationaler Event.

Originalität, Ausdruck, Körpersprache und Abstimmung mit der Hip-Hop, Funk oder Popmusik sind die Kriterien für einen guten Tanz. Der genaue Ursprung des Breakdance mit seinen Elementen aus Kung-Fu, Bodenturnen, Rocking und James-Brown-Tanzschritten ist nicht mehr zu ergründen. Verschiedene Stilrichtungen innerhalb des Breakdance entstanden, der anfängliche Style heisst B-Boying.


Breakdance und Hip-Hop haben inzwischen grosse Bedeutung als eigenständige Tanzform gefunden. (Bild: Syda Productions / Shutterstock.com)


Ähnliche Elemente im Ballett und Breakdance

Den jungen Tänzern in der Bronx wird kaum bewusst sein, dass ihr Tanz den Regeln des klassischen Balletts folgt und ebenso viel Athletik, Disziplin und Fitness erfordert. Auch das B-Boying nutzt bestimmte geregelte Bewegungen und Schrittfolgen in unterschiedlichen Kombinationen. Die Breakdancer folgen also genau den vorgegebenen Richtlinien des Balletts, auch wenn ihre akrobatischen Powermoves komplett anders wirken.

Die Verbindung von Bewegung und Musik ist faszinierend und interessant, offensichtlich sogar ein menschliches Grundbedürfnis. In den heutigen Formen als modernes Ausdrucksmittel, in der traditionellen Variante als Ballett – die Begeisterung und Leidenschaft bleiben.

 

Oberstes Bild: Die Verbindung von Bewegung und Musik ist faszinierend und interessant. © Guryanov Andrey / Shutterstock.com)

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