Sauer macht lustig: Bald ist wieder Rhabarberzeit!
VON belmedia Redaktion Ernährung
Auch in den Wintermonaten können Sie ihn kaufen, er ist dann weniger sauer und seine Stiele sind zarter: In der kalten Jahreszeit kommt Rhabarber aus dem Gewächshaus in die Gemüseregale.
Ab April wächst er endlich wieder im Freiland und dann beginnt auch für mich die Rhabarberzeit. Ich bevorzuge die Säure der im Freien wachsenden, grösseren und kräftigeren Pflanzen.
Wussten Sie eigentlich schon, warum einige Pflanzen auffallend scharf oder sauer sind und weshalb gerade diese für unsere Gesundheit besonders wertvoll sind? Muss ein Obst oder ein Gemüse beim Wachsen besonders viele Schädlingen und Bakterien abwehren, dann schützt es sich vor diesen durch die Schärfe oder Säure seiner Inhaltsstoffe. Diese nehmen wir beim Verzehr mit auf und können dadurch selbst unser Immunsystem stärken. Der Rhabarber beispielsweise ist reich an Zitronen- und Apfelsäure.
Woher stammt diese Pflanze eigentlich, die bei uns lange Zeit recht stiefmütterlich behandelt wurde und früher als Armeleuteessen galt? Nach Europa gelangte der Rhabarber erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Davor wurde er bereits über 5000 Jahre in China, Tibet und dem Osten Russlands genutzt. Man schätzte in diesen Regionen vor allem seine Wurzeln als Aphrodisiakum. Ausserdem galt Rhabarber schon damals als verdauungsfördernd. Auch bei den Arabern kannte man ihn bereits vor Tausenden von Jahren als wertvolles Arzneimittel. Im englischen Chelsea fand wahrscheinlich der erste europäische Anbau statt. Fast 100 Jahre später gab es die erste Rhabarberkultur in Deutschland, sie beschränkte sich aber vorerst auf den Norden. Angebaut in Vierlanden, gelangte er auf die Märkte Hamburgs und begann sich von dort auszubreiten.
Da er problemlos in Bergregionen gedeiht, war es nur eine Frage der Zeit, bis er auch in den Alpenregionen immer beliebter wurde. Während eines Einsatzes bei einer Bergbauernfamilie durfte ich mich jederzeit im Garten bedienen, das sagte man mir gleich, als ich meine Arbeit antrat. Mit Begeisterung nahm ich diesen in Augenschein und stellte fest: Dort wuchs vor allem eines, nämlich Rhabarber in grossen Mengen. Die Kinder mochten ihn eigentlich überhaupt nicht, aber sie hatten Spass daran, gemeinsam Wähe zu backen und Marmelade zu kochen und beides verputzten sie schliesslich doch mit Begeisterung.
Im Hinblick auf die gesunden Inhaltsstoffe sollte Rhabarber tatsächlich viel öfters auf den Tisch kommen. Er gehört zu den gesündesten Pflanzen, welche in unseren Gärten wachsen. Der Magen-Darm-Trakt profitiert besonders von dem sauren Gemüse: Die zahlreichen Ballaststoffe sorgen dafür, dass Gifte und schädliche Bakterien in den abführenden Dickdarm gelangen, beugen Verstopfungen vor und halten die Verdauung auf Trab. Seine entgiftende, entschlackende Wirkung macht ihn ideal für Frühjahrskuren. Da der Rhabarber unnütze Fette im Darm bindet und abtransportiert, hilft er zudem beim Abspecken.
Besonders reich ist Rhabarber an B-Vitaminen. Vor allem für das Niazin (B3) und die Pantothensäure (B5) ist er ein hervorragender Lieferant. Niazin stärkt den Kreislauf und beeinflusst unsere Stimmungslage, während Pantothensäure für vitales Aussehen, eine rosige Haut und glänzende Haare sorgt. Ausserdem hilft sie, mit Stress besser fertig zu werden. Folsäure ist ebenfalls in dem Gemüse reichlich vorhanden, wodurch es einen positiven Einfluss auf Nerven und Gehirn, Blutbildung und Zellwachstum hat.
Weitere Pluspunkte des Rhabarbers sind sein enormer Reichtum an knochenbildendem und Nerven beruhigendem Kalzium, dem für die gute Funktion der Muskeln wichtigen Magnesium und Mangan sowie entwässerndem Kalium.
Sofern Sie einen Garten haben, können Sie sich Ihren Rhabarber selbst anbauen, er ist anspruchslos und gedeiht auch dann, wenn die Hobbygärtnerin oder der Hobbygärtner keinen besonders grünen Daumen hat. Auf Wochenmärkten, im Volg oder in Supermärkten ist er preiswert erhältlich. Etwas teurer als der grüne, grössere Rhabarber ist der tiefrote Blutrhabarber, welcher weniger Säure enthält. Die Blätter des Gemüses dürften Sie nicht mit essen, lediglich die Stiele werden verwendet. In den Blättern ist schädliche Oxalsäure enthalten. Rhabarber sollte nicht täglich auf dem Speiseplan stehen, ca. zweimal die Woche gegessen, versorgt er uns perfekt mit seinen ungewöhnlichen Heilkräften.
Bevor Sie dem Rhabarber die Haut abziehen, sollte er gründlich gewaschen werden. Dann können Sie ihn in Stückchen schneiden. Diese lassen sich übrigens problemlos einfrieren, sodass Sie immer einen Vorrat zur Hand haben. Ein leckeres Rezept, welches auch Kinder lieben, kommt aus England. Vielleicht kennen Sie Apfel-Crumble? Diesen Klassiker können Sie gut auch mit Rhabarber zubereiten. Crumble sind eigentlich nichts anderes, als süsse Streusel und diese passen perfekt zu dem sauren Gemüse. Die Mengenangaben in diesem Rezept sind für zwei Portionen berechnet. Sie benötigen:
- 200 Gramm in kleine Stücke geschnittenen Rhabarber
- 100 Gramm Himbeeren
- 1 Teelöffel frisch gepressten Limettensaft
- 3 leicht gehäufte Teelöffel Zucker
- etwa 30 Gramm fein gehackte Mandeln
- nochmals 35 Gramm Zucker
- etwas abgeriebene Zitronenschale
- 40 Gramm Butter
- 50 Gramm Mehl
- je eine Prise Nelkenpulver und Zimt
- Bourbon Vanillezucker
- Puderzucker
Die Zubereitung ist kinderleicht und gelingt bestimmt:
Zuerst verarbeiten Sie Zucker, Mehl, Butter, Mandeln, Zimt, Vanillezucker, Nelkenpulver und Zitronenschale zu Streuseln und stellen diese mindestens eine halbe Stunde kalt.
In der Zwischenzeit vermischen Sie die Rhabarberstückchen, die Himbeeren, den Limettensaft und die 3 Teelöffel Zucker.
Die marinierten Früchte legen Sie in eine feuerfeste Form. Der Boden muss damit bedeckt sein. Nun verteilen Sie die Streusel darüber und backen das Rhabarber-Crumble in ca. einer halben Stunde goldgelb.
Vor dem Servieren wird das süsse Gericht mit etwas Puderzucker bestreut.
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