Präventiver Schutz vor Stürzen
Agentur belmedia Allgemein Fitness
Auch wenn ein Sturz nicht zu einschneidenden gesundheitlichen Folgen führt, kann er mit fortschreitendem Alter psychische Wunden hinterlassen, wie beispielsweise eine erhöhte Sturzangst. Hieraus kann ein übervorsichtiger, unnatürlicher Bewegungsablauf resultieren, der paradoxerweise wiederum das Sturzrisiko erhöht. Die Reaktion vieler Senioren ist, ihre Aktivitäten zu reduzieren, da sie der Überzeugung sind, dass ihnen im Sitzen oder Liegen nichts passieren kann. Doch dies führt in der Folge zu einem weiteren Abbau der Muskulatur und zu verstärktem sozialem Rückzug, wie er häufig nach Stürzen – vor allem in der Öffentlichkeit – eintritt. All dies schränkt die Lebensqualität massiv ein und verringert zudem die Lebenserwartung.
Ein dualer Ansatz ist als Sturzprävention am vielversprechendsten. Ältere Menschen sollten so früh wie möglich damit beginnen, etwas für ihre Fitness ihren Gleichgewichtssinn zu tun sowie dem Abbau der Muskulatur entgegenzuwirken, selbst wenn zeitlebens eher kein Sport betrieben wurde. Denn selbst ein später Fitnessbeginn kann das Sturzrisiko drastisch reduzieren. So bieten viele Krankenkassen spezielle Programme für Senioren an, denen damit eine ideale Möglichkeit geboten wird, sowohl ihren dezimierten Freundeskreis zu erweitern als auch mehr Lebensfreude zu erlangen.
Geruhsame, jedoch regelmässige Spaziergänge und langsame Wanderungen in Begleitung sind ebenfalls geeignet. Zudem kann eine Ernährungsumstellung auf vitaminreiche und regelmässige Kost sowie eine gesunde Gewichtsabnahme ebenso sinnvoll sein. Als ergänzende Massnahme bietet sich eine wöchentliche Ergotherapie an, die möglichst ambulant in der Wohnung des Betroffenen stattfindet, und die für ein besseres Körperbewusstsein und ein gesteigertes Selbstvertrauen sorgt.
Am Anfang jeder Verhaltensumstellung sollte ein ausgiebiges Gespräch mit einem erfahrenen Physiotherapeuten stehen. Dieser erstellt anhand des Gangbildes und der Balancefähigkeit ein Übungskonzept, das vom Betroffenen idealerweise alleine bzw. auch mit häuslicher Hilfestellung ausgeführt werden kann. Als Geheimtipp gerontologisch vorgebildeter Physiotherapeuten gilt zudem die asiatische Sportart Tai-Chi. Das Ausführen der fliessenden Bewegungen stärkt das Gleichgewicht und beruhigt gleichzeitig Geist und Seele.
Zusätzlich sollte eine gründliche Untersuchung durch den Hausarzt stattfinden, bei der besonderes Augenmerk auf die vorhandene Medikation gelegt werden muss. Insbesondere wenn sich die Zusammenstellung der Medikamente kürzlich geändert hat, können Nebenwirkungen wie Gleichgewichtsstörungen und Schwindel auftreten.
Weiterhin ist eine gerontologische Untersuchung sehr wichtig, um eine mögliche demenzielle Erkrankung einschätzen zu können, die jedoch oft gescheut wird. Dennoch ist es besser, frühzeitig von dieser Erkrankung zu wissen, um mit entsprechenden Massnahmen reagieren zu können. Auch diesbezüglich kann der Besuch eines spezialisierten Psychologen helfen, der Ängste abbaut und mehr Selbstvertrauen schafft.
Auch der Umzug in ein Pflegeheim schützt nicht vor Stürzen – im Gegenteil. Studien haben durchweg ergeben, dass das durchschnittliche Sturzrisiko dort höher ist als daheim. Die Hälfte aller Pflegeheimbewohner stürzt während des Aufenthaltes mindestens einmal jährlich, mehr als 40 % sogar mehrmals. Sollte der Wechsel ins Heim dennoch unumgänglich sein, ist vor allem in den ersten drei Monaten erhöhte Vorsicht geboten, denn in diesem Zeitraum fallen Menschen fast doppelt so häufig wie danach.
Hier ist der zweite Hebel des dualen Ansatzes vielversprechender: die Veränderung der Lebensumgebung des gefährdeten Menschen hinsichtlich der Wohnungseinrichtung als auch bezogen auf die Kleidung und die benutzten bzw. benötigten Hilfsmittel wie Gehstock und Rollator. Diese essenziellen Veränderungen sind seltener mit hohen Kosten oder aufwendigen Umarbeiten verbunden als häufig befürchtet.
Zur Ermittlung möglicher Barrieren, die zu Stürzen führen könnten, sollte zunächst die direkte Wohnungsumgebung inklusive Garten durchgegangen werden, um die potenziellen Barrieren zu dokumentieren. Hierfür ist es ratsam, einen erfahrenen Ergotherapeuten oder spezialisierten Pflegeberater hinzuzuziehen. Dem Ergebnis entsprechend sollten Sofortmassnahmen folgen, indem beispielsweise frei liegende Kabel an den Wänden entlanggeführt, Teppiche mit Antirutschunterlagen versehen und Hocker sowie andere niedrige Möbelstücke aus den Bewegungszonen entfernt werden.
Doch ebenso wichtig ist das Lichtkonzept der Räume, denn nur eine ausreichende Beleuchtung und Helligkeit kann dabei helfen, Stürze zu vermeiden. Gerade bei abnehmender Sehschärfe spielen Schatten und dunkle Ecken eine entscheidende Rolle, wenn es um die empfundene Gehsicherheit geht. Diesbezüglich können bereits ein paar zusätzliche Lampen dabei helfen, dunkle Ecken zu erhellen. Auch ein Nachtlicht, das kontinuierlich den Weg ins Bad oder in die Küche anzeigt, ist empfehlenswert. Zudem sollten die entsprechenden Lichtschalter gut zu erreichen und ein Deckenlicht sofort beim Betreten des Raumes anschaltbar sein. Sinnvoll sind hierbei auch Lichtsensoren, durch die beim Betreten des Raumes das Licht selbsttätig angeht.
Auf Anfrage bieten viele Krankenkassen entsprechende Beratungen für Betroffene und begleitende Familienmitglieder an. Auch bei notwendigen grösseren Anschaffungen wie einer Gehhilfe oder einem neuen Bett ist eine Unterstützung möglich.
Oberstes Bild: Regelmässige Spaziergänge und langsame Wanderungen sind ein guter präventiver Schutz vor Stürzen. (© Kzenon / Shutterstock.com)