Ist das kosmetische Allzweckmittel Silikon besser als sein Ruf?
VON Kerstin Birke Gesichtspflege Haarpflege Hautpflege Allgemein Make-Up
Bei Silikonen handelt es sich um eine Gruppe synthetischer Polymere. Wie nur wenige andere chemische Produkte löst Silikon keine Allergien aus. Dafür liefert die Anwendung silikonhaltiger Pflegeprodukte unmittelbar nach ihrer Anwendung spürbare positive Effekte.
Shampoo und Pflegespülung
Bereits seit den 1980er-Jahren finden sich in zahlreichen Haarpflegeprodukten Silikone. Schätzungen zufolge steht heute in etwa 80 % aller Haarwaschmittel und in rund 90 % aller auf dem Markt erhältlichen Haarspülungen Silikon als Inhaltsstoff auf der Zutatenliste. Der Grund: Silikon legt sich um die Schuppenschicht der Haare herum, füllt sie gleichsam auf und sorgt so dafür, dass selbst geschädigtes Haar seidig glänzt. Gleichzeitig lassen sich nasse Haare bedeutend leichter kämmen, krauses Haar wird glatter.
Cremes und Lotions
Aufgrund seiner Struktur dringt Silikon nicht in die Hautstruktur ein. Ähnlich wie eine Fugenmasse aus dem Baumarkt verändert das Kosmetikprodukt die Vertiefungen der Haut nicht, sondern füllt sie lediglich auf. Jedes Antlitz bekommt dadurch ein bedeutend faltenärmeres, reineres Aussehen.
Lippenpflege
Das Geheimnis der meisten brillanten, lange haftenden und nicht abfärbenden Lippenstifte ist das Wundermittel Silikon. Nach dem Auftragen verdunsten durch die Körperwärme sämtliche feuchten Anteile und nur die festen Bestandteile bleiben auf den Lippen haften. Ganz ähnlich ist übrigens auch der Wirkmechanismus von samtig-weichem Mousse-Powder.
Schädlich – ja oder nein?
Während zahlreiche Kosmetik-Hersteller darauf schwören, ist Silikon in der Naturkosmetik tabu. Kritiker sind gar der Meinung, das Kunstprodukt würde nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch Haut und Haaren eher schaden denn schmeicheln. Nach derzeitigem Kenntnisstand löst Silikon jedenfalls keine allergischen Reaktionen aus und gilt deshalb für den Menschen als unbedenklich.
Aber: Silikon besitzt keine pflegenden Eigenschaften, d. h. der tatsächliche Zustand von Haut oder Haaren wird durch diese Substanz nicht verändert, geschweige denn positiv beeinflusst. Und genau das bemängeln die Silikon-Kritiker als heimtückische Effekthascherei. Die Ursachen für Haut- oder Haarprobleme wie geschädigte Zellen oder kranke Kopfhaut können durch Silikon nicht behoben werden. Im Gegenteil: Langfristig werden das Haar oder die Haut regelrecht „zugekleistert“, wobei sich unter der Silikon-Schicht der Zustand noch mehr verschlechtert.
Wer auf silikonhaltige Kosmetikprodukte trotz aller Vorbehalte nicht verzichten möchte, sollte zumindest auf die Dosierung achten. Je weiter vorn die Inhaltsstoffe mit der Endung „-icone“ stehen, umso mehr ist enthalten. Um die gewünschten Effekte zu erzielen, sind laut Experten jedoch 2 bis 5 % vollkommen ausreichend. Das bedeutet: Silikone sollten besser auf den hinteren Plätzen der Zutatenliste rangieren.
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