Ingwer – die gesunde Power-Wurzel
VON belmedia Redaktion Ernährung
Haben Sie gewusst, dass Sie, wenn Sie vor oder während des Genusses von Alkohol etwas Ingwer knabbern, dem unangenehmen Kater entgehen können? Aber auch, wenn es schon zu spät ist und Sie nach einer durchfeierten Nacht mit Brummschädel aufwachen, vertreibt Ingwer das Unwohlsein, oder hilft zumindest gegen die schlimmsten Beschwerden. Dass Ingwer sich als wirksames Mittel gegen Übelkeit bewährt und in wärmenden Würztees enthalten ist, ist allgemein bekannt.
Für viele Verbraucher ist die gesunde Wurzel aber bis heute ein Exot, dabei kann sie sehr vielseitig in der Küche eingesetzt werden, und selbst die Kosmetik-Industrie hat sie längst entdeckt.
In diesem Artikel erfahren Sie ganz viel Positives über den Ingwer und werden wahrscheinlich schon bald öfters zu dieser Power-Wurzel greifen.
Es ist anzunehmen, dass schon vor über 3000 Jahren die Heilkundigen im Fernen Osten die Kraft des Ingwers zu schätzen wussten. Die Wurzel kam als Gewürz und zur Behandlung von allerlei Krankheiten zum Einsatz. Das erregte in der Antike die Aufmerksamkeit von Händlern, welche sie daraufhin mit nach Europa brachten. Es heisst, dass auch durch Alexander den Grossen der Ingwer aus Indien nach Griechenland kam. Belegt ist, dass die Knolle zum Leibarzt des römischen Kaisers Nero gelangte, welcher der Heilwirkung grosse Aufmerksamkeit schenkte.
Das scharfe, an Zitrone erinnernde Aroma und die positive Wirkung auf die Gesundheit, machten den damals sehr teuren Ingwer zu einem begehrten Luxusgut. Römische Legionäre sollen ihn sogar auf ihren Feldzügen bei sich getragen haben. Die mittelalterliche Heilkunst setzte die Wurzel selbst gegen Pest ein, ob sie dabei jedoch etwas bewirkte, ist mir nicht bekannt. Eher ablehnend stand Hildegard von Bingen dem Ingwer gegenüber, hiess es doch, dass dieser auch aphrodisierende Wirkung hätte.
Durch die Spanier gelangte die Pflanze nach Nord- und Südamerika und von dort wieder nach Europa. Hier waren es zur damaligen Zeit vor allem die Engländer, welche den Ingwer verwendeten.
Dank der asiatischen Restaurants und dem neu entfachten Interesse an alternativen Heilmethoden, eroberte die Knolle in den letzten 50 Jahren auch die Schweiz und ihre Nachbarländer.
Bei der Ingwerstaude handelt es sich um eine dekorative tropische Pflanze. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden und ihre schilfartigen Blätter umgeben eine dekorative, rosafarbene Blüte. Verwendung findet jedoch nur die Wurzel. Sie können diese fast überall, wo Obst und Gemüse angeboten werden, frisch kaufen. Gute Ware erkennen Sie an der seidigen, beigen Haut. Das Fruchtfleisch sollte blass-gelb und saftig sein. Die verzweigten Wurzeln werden, je nachdem wie viel Sie benötigen, auseinandergebrochen und in Stücken verkauft.
Ätherische Öle und die Scharfstoffe Gingerole geben dem Ingwer sein einzigartiges prickelnd-scharfes Aroma mit einem leicht fruchtig-süssem Geschmack. Über die Intensität der Schärfe und die Qualität der Wurzel entscheiden Sorte, Anbauregion und Erntezeit. Je später der Ingwer geerntet wird, desto schärfer ist er. Junge Wurzeln sind zarter, ältere faseriger. Wenn Sie selbst versuchen möchten, Ingwer zu ziehen, sollten Sie die japanische Sorte verwenden. Diese verträgt sich am besten mit unserem Klima. Ihr Geschmack erinnert ein wenig an Orangen, und sie ist weniger scharf. Der eigene Anbau ist durchaus interessant, sind doch die dekorativen Pflanzen eine Augenweide in Ihrem Garten.
Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich auf den Geschmack kam, heute kaufe ich Ingwer regelmässig und schätze seine Vielseitigkeit sehr. Vor allem im Winter koche ich gerne Ingwertee, der von innen schön durchwärmt. Dieser hilft auch bei Magenverstimmungen und sich anbahnenden Erkältungen. Die Zubereitung ist sehr einfach: Mehrere Scheiben oder Stückchen der Knolle werden mit heissem Wasser übergossen. Nach etwa 5 Minuten entfernt man den Ingwer und süsst das Getränk mit Honig.
Wohltuend bei einer Erkältung oder wenn Sie durchgefroren von einem Winterspaziergang nach Hause kommen, ist ein Fussbad mit Ingwer. Fügen Sie dem heissen Wasser einfach klein geschnittenen Ingwer hinzu und lassen sie diesen gut durchziehen. Ein solches Bad fördert die Durchblutung der Füsse und lässt sie wohlig warm werden.
Wärmend an kalten Wintertagen wirkt auch ein selbst gemachter Ingwer-Likör. Die Zubereitung von Schnaps und Likör habe ich in einem anderen Beitrag bereits beschrieben, klicken Sie hier, wenn Sie sich dafür interessieren. Einzigartig und sehr lecker, zum Selbstessen oder Verschenken sind Konfitüre und Pralinen mit Ingwer. Sie können Ihn zum Backen verwenden und feine Desserts damit zubereiten. Er passt ebenso gut in Vorspeisen wie Salate oder Suppen und gibt exotischen Hauptgerichten ein besonderes Aroma.
Hier verrate ich Ihnen das Rezept einer Konfitüre, welche ich selber schon kochte und von der mir letztendlich nur ein Glas blieb, weil sie in Familie und Freundeskreis so gut ankam. Ich fand die Anleitung in einem alten Kochbuch und wandelte sie für mich ab. Natürlich dürfen Sie ebenso kreativ sein! Beim Ausprobieren findet man oft neue Lieblingsrezepte. Wenn Sie Gläser mit einem Fassungsvermögen von einem Viertelliter nehmen, reichen die Zutaten für etwa 8 Stück:
Ein Kilogramm Birnen wird gewürfelt mit dem Saft von 2 grossen Zitronen vermischt und dann püriert. Nun fügen Sie 40 Gramm fein gehackten, frischen Ingwer hinzu. Diese Masse wird mit gleicher Menge Gelierzucker sowie zwei Zimtstangen aufgekocht. Dabei sollte ständig gerührt werden. Nach fünf Minuten Kochzeit entfernen Sie die Zimtstangen und füllen die fertige Konfitüre heiss in die vorbereiteten, sauberen Gläser. Sie könnten diese mindestens ein halbes Jahr aufbewahren, aber wahrscheinlich wird sie schon vorher gegessen werden!
Wenn Sie Ingwer zum Kochen oder Backen verwenden möchten, schälen und zerkleinern Sie ihn erst kurz bevor er zum Einsatz kommt. Er sollte erst gegen Ende der Garzeit zugefügt werden, damit sein Geschmack nicht zu dominant wird. Am besten heben Sie frischen Ingwer im Kühlschrank auf, dort hält er sich gut drei Wochen. Ungeschält kann er problemlos eingefroren werden. Im gefrorenen Zustand lässt er sich leicht schälen und zubereiten. Getrockneten Ingwer kaufen Sie in asiatischen Lebensmittelgeschäften, die es auch in der Schweiz zahlreich gibt.
Liebhaber der aromatischen Knolle können zu Naturkosmetikprodukten mit Ingwer greifen. Es gibt eine ganze Palette an Pflegeprodukten, die von seiner wohltuenden Wirkung profitieren. Peelings, Badezusätze, Seifen, Cremes und Lotion pflegen und beleben mit dem anregenden Duft. Sie sehen, Ingwer ist sehr vielseitig und wirksam. Ob aber Hildegard von Bingen sich zurecht daran störte, dass Ingwer verführerisch machen und als Liebeswürze die Potenz der Herren steigern soll, diese Frage lassen wir hier unbeantwortet …
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