Erfinder der modernen Eleganz – Etienne Aigner
VON Samuel Nies Mode
Handtaschen und Accessoires sind sein Markenzeichen: Der Modedesigner Etienne Aigner wurde im November 1904 in Érsekújvár, im damaligen Ungarn, heute zur Slowakei gehörend, geboren.
Er erlernte als junger Mann die Buchbinderei, wobei er erste Einblicke in die Verarbeitung von Leder erhielt. Der Beruf zog ihn nach Paris, wo er nach dem Krieg Taschen und Gürtel anfertigte.
Die erste Dame, die seine selbst gemachten Portemonnaies und Handtaschen benutzen durfte, war seine eigene Frau. Da Aigner nur feinstes Leder verwendete und auf eine hochwertige Verarbeitung achtete, nahmen namhafte Modehäuser Kontakt zu ihm auf.
In Frankreich hielt es Etienne Aigner nur wenige Jahre, schon 1950 siedelte er mit der Familie nach New York über, wo er zunächst für einen Handtaschenhersteller arbeitete. Jedoch schien der kreative und perfektionistische Couturier für die Forderungen der aufkommenden Massenproduktion nicht geeignet und verlor seinen Job wieder. Fortan stellte er zu Hause Ledergürtel her – aufgrund seiner finanziellen Situation alle mit derselben Färbung.
Die Gürtel wurden langsam zu einem grossen Erfolg, bald schon waren sie in den wichtigsten Kaufhäusern erhältlich. Daraufhin gründete Aigner das nach ihm benannte Unternehmen und spezialisierte sich auf hochwertige Lederwaren. Insbesondere seine Taschen aus dem für ihn typischen dunkelroten Leder und mit der offenkantigen Verarbeitung stiessen auf Begeisterung, da sie in diesem Segment endlich wieder eine Innovation darstellten.
Das Unternehmen expandierte; 1965 verkaufte Etienne Aigner Logo und Markenrechte an den Deutschen Heiner Rankel, der den Standort nach München verlegte. Dort wurden die Produkte fortan von der Etienne Aigner GmbH (später Etienne Aigner AG) vertrieben. Im Deutschland der 1960er- und 70er-Jahre herrschten Euphorie und Aufbruchstimmung, zu welcher die Produkte perfekt passten; die Münchner High Society fand besonders Gefallen an der Prestigemarke. Im Gegensatz zu den deutschen hochwertigen und -preisigen Lederwaren befand sich die Ware in den USA dagegen im mittleren Preissegment.
Inzwischen wurde die Produktpalette von Etienne Aigner um Accessoires und Schuhe sowie Damenmode erweitert. Weiterhin sind die Lederwaren sehr hochwertig, durchaus rustikal und werden von Hand verarbeitet. Auch das Logo der Marke, ein zu einem Hufeisen stilisiertes A, wird nach wie vor von Hand angebracht. So ist auch die Damenmode – wie die Lederwaren – hauptsächlich in gedeckten Farben gehalten und steht für Zeitlosigkeit, Eleganz und Luxus. Dennoch hat die Marke nach wie vor mit der Herausforderung zu kämpfen, jüngere Kunden zu überzeugen und eine gewisse Modernität in das durch klassische Tradition geprägte Sortiment zu bringen.
1967 verkaufte Etienne Aigner seine amerikanische Sparte und widmete sich seinen Leidenschaften: dem Schreiben, Reisen und Malen. Bis zu seinem Tod 2000 im Alter von 95 Jahren lebte er in New York, Paris und Cannes.
Das Unternehmen ist heute in 40 Ländern präsent.
Modezitat:
„Glück gibt es überall – für jeden. Man muss es nur fangen.“
Artikel von: fashionpress.de
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