Die Klassische Massage: Wann sie hilft und wie Sie sie auch daheim anwenden können

Langes Arbeiten am Schreibtisch, zu viel Sitzen, zu wenig oder die falsche Bewegung: Immer mehr und auch immer mehr junge Menschen leiden heute unter modernen Volksleiden wie Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen.

Die Klassische Massage oder Schwedenmassage kann viele Volksleiden lindern, die durch Fehlhaltung, Fehlbelastung und muskuläre Dysbalancen entstehen. Eine Massagetherapie können Sie sich vom Arzt verschreiben lassen und auch daheim mit Ihrem Partner durchführen: Einige Techniken und Griffe sind hervorragend für den Hausgebrauch geeignet.

Muskelverspannungen schränken Bewegungsfreiheit und Lebensqualität ein

Heutzutage sind falsche Haltungen und Fehlbelastungen fast schon zur Normalität geworden. Nahezu niemand steht oder sitzt beim Arbeiten korrekt: Selbst wenn das Arbeitsumfeld und die Möbel ergonomisch gestaltet sind, verspannen sich die Muskeln durch zu langes Verharren in derselben Haltung. Auch Stress und Hektik sorgen dafür, dass sich die Muskeln unmerklich immer stärker und ungleichmässiger anspannen.

Von den klassischen berufsbedingten Muskelbeschwerden sind Bildschirm- und Büroarbeiter besonders stark betroffen: Die Arme sind schwer, die Schultermuskeln fühlen sich an wie verknotet, und der Nacken ist oft schon nach dem Aufstehen so steif, dass sich der Kopf nur noch unter Schmerzen oder gar nicht mehr richtig drehen lässt. Schon bei den unter 25-Jährigen sind Rückenschmerzen weitverbreitet, und mehr als die Hälfte haben bereits Erfahrungen mit berufsbedingten Erschöpfungs- und Stresszuständen gemacht.

Häufig werden die Gelenke oder Bandscheiben für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Doch fast immer resultieren sie letztlich aus muskulären Dysbalancen. Verhärtungen, Verspannungen, falsche und einseitige Beanspruchung der Muskulatur: Das hört sich für viele zu harmlos an. Sie können einfach nicht glauben, dass ihre starken oder dauernden Schmerzen wirklich nur von den Muskeln kommen.

Tatsächlich können chronische Verspannungen so wehtun, dass es kaum auszuhalten ist. Sie können sich nach und nach auf viele andere Bereiche des Körpers ausdehnen bzw. mit ihnen im Zusammenhang stehen. Zu den häufigsten Begleiterscheinungen gehören migräneartige Spannungskopfschmerzen, Sehstörungen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen in Händen und Füssen und Schmerzen im Kiefergelenk. Massagegeräte für den Hausgebrauch helfen hier nicht mehr weiter.


Tatsächlich können chronische Verspannungen so wehtun, dass es kaum auszuhalten ist. (Bild: © Jeanette Dietl – shutterstock.com)

Die Klassische Massagetherapie auf Rezept

Wenn der Arzt oder Orthopäde Massagen verordnet, steht auf dem Rezept in der Regel das Kürzel „KMT“. Das bedeutet Klassische Massagetherapie oder Klassische Manuelle Therapie. Verordnet wird meist mehr als eine Anwendung, da die Wirkung in der Regel erst nach drei, sechs oder zehn Massagen fühlbar wird. Durchgeführt wird die Behandlung von einem ausgebildeten Masseur oder Physiotherapeuten.

Idealerweise sollten die Massagetermine nicht zu weit auseinanderliegen. Eine bis zwei Anwendungen pro Woche sind optimal. So sollte sich spätestens nach dem sechsten Termin eine deutliche Besserung einstellen. Ziel ist, die muskelbedingten Blockierungen so weit zu lösen, dass der Patient schmerzfrei und die Bewegungsfreiheit wiederhergestellt ist.


Eine bis zwei Anwendungen pro Woche sind optimal. (Bild: © Oleksandr Gudenko – shutterstock.com)

Haben sich die Beschwerden nach der letzten Massage nicht oder nicht wie gewünscht verbessert, kann der Arzt eine Folgebehandlung verordnen. Oft wird auch empfohlen, die Massagetherapie mit Krankengymnastik bzw. gezielten Übungen zur Kräftigung, Entspannung oder Dehnung der gestressten Muskeln zu ergänzen.

Zusätzliche Indikationen für die Klassische Manuelle Therapie

Neben trainings- oder arbeitsbedingten Blockaden und Dysbalancen der Muskulatur lindert die Klassische Massage auch Schmerzen, die durch Skoliose (angeborene Verkrümmung der Wirbelsäule) oder Fehlstellungen der Gelenke (z. B. Hüftluxation) entstehen. Sie hilft nach Krankheiten oder Unfällen beim Wiederaufbau bzw. der Mobilisation der geschwächten oder geschädigten Körperteile. Und viele Leistungs- und Berufssportler schwören auf den Masseur ihres Vertrauens: Er kennt die Problembereiche und Schwachstellen ihres Körpers und kann sie gegebenenfalls auch zu wichtigen Wettkämpfen begleiten.


Viele Leistungs- und Berufssportler schwören auf den Masseur ihres Vertrauens. (Bild: © Giorgio Rossi – shutterstock.com)

Ein geschulter Masseur oder Physiotherapeut kennt ausserdem die sogenannten Reflexbögen des Körpers. Er kann die Reflexe testen, indem er sie auslöst. Aus den unwillkürlichen Reaktionen der Muskeln und der Haut kann er vieles ablesen und so auch eventuellen organischen Leiden auf die Spur kommen. Häufig greifen dabei die physikalische und die neurologische Therapie ineinander. So können vom Arzt verschriebene Klassische Massagen die Behandlung von Nervenschmerzen (Neuralgien), Spastiken, Krämpfen oder Lähmungen, nervöser Unruhe und Sensibilitätsstörungen unterstützen.

Viele psychische Beschwerden gehen einher mit körperlichen Schmerzen und Verspannungen. Auch hier kann die Klassische Massagetherapie mit ihrer entspannenden, harmonisierenden und krampflösenden Wirkung ansetzen. Die Streichungen, Reibungen und Knetungen haben einen positiven Einfluss auf die Durchblutung von Haut und Gewebe (Mikrozirkulation) stärken das Herz-Kreislauf-System, helfen gegen Schlafstörungen und bringen Verdauung und Stoffwechsel in Schwung.

Wann ist die Klassische Massage nicht empfehlenswert?

Zu den Gegenanzeigen (Kontraindikationen) der Klassischen Manuellen Therapie gehören:

  • Fieber bzw. fieberhafte Infektionen,
  • akute Entzündungen,
  • offene Wunden der Haut,
  • Gefässkrankheiten,
  • geschwollene Lymphknoten,
  • Krampfadern sowie
  • akute Verletzungen (z. B. Brüche, Prellungen, Muskelrisse, Verstauchungen und Verrenkungen): Hier kann das Massieren sogar sehr gefährlich sein, weil sich Blutergüsse oder Schwellungen in aller Regel enorm verschlimmern, wenn auf die verletzte Stelle Druck ausgeübt wird.

Klassische Massagetechniken, die Sie auch anwenden können

In der Klassischen Massage gibt es fünf Hauptgriffe: Reiben, Streichen, Kneten, Klopfen und Vibration. Eingeleitet wird eine Massage meist mit Streichungen (Effleurage). Sie sind auch perfekt als Abschluss und sorgen zwischen anstrengenderen Griffen für kurze Erholungsphasen.

Bei den ersten Streichungen wird normalerweise ein Gleitmittel auf der Haut verteilt. Das kann ein Massageöl, eine Creme oder das sehr ergiebige und geruchsneutrale Agar-Agar sein. Für die Ausstreichungen zum Abschluss verwenden viele Hobby- und Profimasseure einen Einreibealkohol, der die Muskeln zusätzlich lockert und erfrischt und die Haut vor Irritationen schützt.


In der Klassischen Massage gibt es fünf Hauptgriffe: Reiben, Streichen, Kneten, Klopfen und Vibration. (Bild: © Petar Djordjevic – shutterstock.com)

Das Walken und Kneten heisst Petrissage. Dabei werden Hautfalten und Muskelpartien gezielt gegriffen und zwischen Handflächen oder Fingern bewegt, gedrückt und über die darunterliegenden Knochen geschoben. Dabei verstärkt sich die Durchblutung, das Gewebe wird durchwärmt und rötet sich. Die Muskeln werden lockerer und Verspannungen können sich lösen.

Bei der Reibung oder Friktion wird mit den Handballen und Fingerspitzen gearbeitet. Eng begrenzte, kreisende Bewegungen wirken gezielt auf verhärtete Punkte und schmerzende Stellen. Fachkräfte setzen bei diesen Reibungen teils erhebliche Kraft ein, damit der Effekt sich bis in tiefere Gewebeschichten fortsetzt. Das kann für den Patienten ganz schön schmerzhaft sein und sogar blaue Flecken und Muskelkater hervorrufen.

So weit dürfen Sie als Laie natürlich nicht gehen: Das Risiko, an der falschen Stelle zu viel Druck auszuüben oder plötzlich abzurutschen, ist zu gross. Grundsätzlich können Sie sich jedoch durchaus trauen, beim Massieren ein wenig mehr Kraft anzuwenden, solange Sie sich dabei auf die Muskeln beschränken und die Gelenke, Knochen und vor allem Wirbel aussparen. Von der Wirbelsäule sollten Sie bei einer Massage ohnehin wegbleiben: Auch Profis massieren sie nicht direkt, und zum Dehnen oder gar Einrenken sind eine Zusatzausbildung und einige Erfahrung erforderlich.



Das Klopfen (Tapotement) mit Fingerspitzen, Handflächen oder Handkante verbessert den Muskeltonus. Zum Erzeugen lockernder Vibrationen legen Sie Ihre Hände oder Fingerkuppen auf den verspannten Bereich und lassen Sie sie zittern. Die kleinen Erschütterungen pflanzen sich im Körper fort und wirken durchblutungsfördernd und beruhigend.

Fazit

Die Klassische Massage erfordert Anatomiekenntnisse und Übung. Als Laie können Sie nicht einfach nachmachen, was der Physiotherapeut gelernt hat – aber Sie können die Grundgriffe und Grundtechniken sehr gut daheim für eine Partner- oder Entspannungsmassage nutzen.

 

Oberstes Bild: © wonderisland – shutterstock.com

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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