Der richtige Ort für die Geburt: Wassergeburt oder klassische Geburt?
Viele Eltern besuchen vor der geplanten Niederkunft die Klinik, um sich umfassend zu informieren, denn dieses bedeutsame Ereignis will gut vorbereitet sein. Neben der klassischen Geburt stehen in den meisten Entbindungsstationen weitere Varianten wie die Wassergeburt zur Verfügung.
Letztere hat eine lange Tradition, denn sie ist für die Entspannung förderlich. Dennoch – welche Vor- und Nachteile bietet diese Art der Geburt? Wie steht es um die Sicherheit und auf welche Weise wird die Geburt tatsächlich erleichtert?
Eine Wassergeburt sorgt für Geborgenheit
Von einer Wassergeburt spricht man, wenn sich die Frau während des Geburtsvorganges in einem mit Wasser gefüllten Becken befindet. Dabei gibt es unterschiedlichen Grössen, die aber alle für ein entspanntes und behütetes Gefühl sorgen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine solche Umgebung zum Wohlbefinden beiträgt, was der werdenden Mutter und dem Kind zugutekommt.
Wichtig ist natürlich, dass das Wasser richtig temperiert ist, damit ein behagliches und angenehmes Gefühl gegeben ist. Vor und während der Geburt wird die Frau durch die Hebamme und den Arzt betreut. Wassergeburten werden in Kliniken mit medizinischem Fachpersonal angeboten und gelten deswegen als genauso sicher wie klassische Geburten.
Wie sieht das Wasserbecken aus?
Ein spezielles Becken für die Wassergeburt wurde in London entwickelt. Es hat eine sechseckige Form und nimmt rund 700 Liter Wasser auf. Der Durchmesser beträgt 140 Zentimeter. Möglich ist aber auch die Geburt in einer Eckbadewanne, ähnlich wie bei einem Wannenbad. Mithilfe einer in das Becken integrierten Heizung kann man die Wassertemperatur individuell regulieren.
Wassergeburt – was spricht dagegen?
Ob eine Wassergeburt möglich ist, muss im Vorfeld vom Arzt abgeklärt werden. Neugeborene verfügen über einen natürlichen Reflex, der verhindert, dass Wasser eingeatmet wird. Aus diesem Grund kann das Kind auch unter Wasser geboren werden. Nach einem unproblematischen Verlauf der Schwangerschaft bestehen keine Bedenken. Anders im Falle einer Steisslage oder anderer Gegebenheiten, hier muss allerdings von der Wassergeburt abgeraten werden. Auch Schwierigkeiten bei einer vorangegangenen Geburt stellen ein Hindernis für die Wassergeburt dar.
Bei dieser Geburtsform muss auf strengste Hygiene geachtet werden. Deshalb ist es wichtig, die Klinik zuvor einmal aufzusuchen, um Vertrauen zum Personal und in die Räumlichkeiten zu fassen. Selbstverständlich sollte die Wassergeburt nur dann gewählt werden, wenn die Frau es sich wünscht und ihr die Gedanken daran guttun.
Vorteile einer Wassergeburt
Dass die Geburtszeit bei einer Wassergeburt kürzer ist als bei der klassischen Variante, haben Untersuchungen bestätigt. Regulär kann auf die Gabe von Schmerzmitteln verzichtet werden, weil sich die Frau in diesem Medium besser entspannen kann. Stellt sich heraus, dass dennoch Medikamente notwendig werden oder Komplikationen auftreten, dann wird die Geburt ausserhalb des Wasserbeckens fortgesetzt. In den meisten Fällen kann auf einen Dammschnitt verzichtet werden.
Wehen sind im Wasser einfacher zu überstehen. Auch Bewegungen lassen sich leichter ausführen und Positionsänderungen völlig unkompliziert durchführen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Kraft gespart wird, was sich während und nach der Geburt sehr positiv auswirkt. Häufig können Mutter und Kind die Klinik früher als bei einer herkömmlichen Geburt verlassen. Einige Vorteile zeigen sich für die Frau auch nach einer Wassergeburt. Die Heilung verläuft schneller und die Blutungen im Wochenbett fallen kürzer aus. Und – für das Kind ist eine Wassergeburt ebenfalls stressfreier.
Nachteile beachten
Ein wirksamer Dammschutz ist durch die Lage im Wasser nur eingeschränkt möglich. Wenn ein Notfall eintritt, muss die Frau aus dem Becken gehoben werden, was gegebenenfalls wertvolle Zeit in Anspruch nimmt. Für die Sicherheit ist entscheidend, dass das Umfeld hygienisch einwandfrei ist. Werden hierbei die Vorschriften nicht eingehalten, kann es zu Infektionen bei Mutter oder Kind kommen. Auch das Personal muss gegen Infektionen geschützt sein; die Frau darf keine HIV-Infektion in sich tragen.
Es ist wichtig, dass die Geburt von speziell geschultem Personal begleitet wird. Um beispielsweise Risiken wie einen Riss der Nabelschnur zu minimieren, sollte die gewählte Klinik auf Wassergeburten spezialisiert sein und für den Notfall alle notwendigen Einrichtungen bereit halten. Das Letztere ist allerdings bei jeder Geburtsform von Bedeutung, weil so unnötige Verzögerungen oder Transporte vermieden werden können.
Die lange Tradition von Wassergeburten
Wassergeburten sind Überlieferungen zufolge bereits bei den alten Ägyptern bekannt gewesen. In Mittelamerika und Neuseeland soll diese Geburtsform Ende des 18. Jahrhunderts praktiziert worden sein. Die ersten Aufzeichnungen über eine Wassergeburt in Europa stammen aus dem Jahre 1803. Damals wurden in Frankreich warme Wasserbäder angewendet, weil die entspannende Wirkung bekannt war.
Die neue Form der Geburt geriet jedoch schnell wieder in Vergessenheit, bis 1963 die Wassergeburten in der Sowjetunion immer beliebter wurden. In den 70er-Jahren entwickelte Michel Odent ein aufblasbares Becken, das sich als mobil und praktisch bewährte. In der Schweiz werden Wassergeburten seit Anfang der 80er-Jahre durchgeführt, ihre Zahl steigt an.
Geburtskliniken
Immer mehr Kliniken spezialisieren sich auf die Wassergeburt, häufig wird sie neben der klassischen Variante angeboten. Damit können die Frauen die Geburtsform auswählen, die sie am meisten anspricht.
Die Auswahl der richtigen Klinik sollte sich aber auch an anderen Punkten orientieren. Fragen wie die medizinische Versorgung bei Frühgeburten oder die Unterstützung des Personals zum Thema Stillen sind wichtig, um sich im Vorfeld ein gutes Gefühl zu verschaffen.
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