Der goldene Saft der Bienen
Agentur belmedia Allgemein Ernährung
Dem unermüdlichen Arbeitseifer eines Bienenvolkes verdanken wir 12 bis 15 Kilogramm Nektar im Laufe eines Jahres. Zum Süssen von Getränken, zur Verfeinerung von Desserts und Backwaren, aber natürlich auch direkt auf das Brot gestrichen ist Honig ein nicht nur schmackhafter, sondern auch gesunder Genuss.
Schon die alten Griechen priesen die heilende Kraft des Honigs. Er ist leicht verdaulich, schenkt Energie, fördert das Immunsystem und stärkt unsere Gesundheit. Spurenelemente, Mineralstoffe und die für unseren Körper so wichtigen Vitamine sorgen für diese positive Wirkung.
So wird Honig gewonnen
Pflanzenblüten besitzen Nektardrüsen, in denen sich ein flüssiges Sekret sammelt – der Nektar. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen von einigen Insektenarten wie der Schildlaus nennt man Honigtau. Diesen Unterschied spiegeln die Bezeichnungen Blütenhonig (für Honig aus Nektar) und Waldhonig (Honig aus Honigtau) wider.
Sammelbienen fliegen zu den mit Nektar gefüllten Blüten und saugen mit ihrem Rüssel das begehrte Nass auf. Zurück im Bienenstock geben die Bienen den Inhalt ihres Magens an die Artgenossen im Stock ab. Die Stockbienen pumpen den Nektar mehrmals aus ihrer Honigblase, um ihn dann nochmals aufzusaugen. Dieser Vorgang dauert ungefähr eine Viertelstunde, in Verbindung mit den hohen Temperaturen im Bienenstock (30 – 35°C) lässt er das Wasser im Honig verdunsten.
Jetzt liefern die Stockbienen den halbreifen Nektar, der durch den Prozess des Pumpens mit wertvollen Enzymen angereichert wurde, in den Wabenzellen ab. Der Wassergehalt des Nektars wird durch unaufhörliches Fächeln mit den Flügeln weiter herabgesenkt.
Die Reifung in den mit Wachsdeckeln versiegelten Wabenzellen dauert ungefähr drei Tage. Die Deckel fallen ein, der Honig ist bereit zur Ernte.
Honig in der Luxus-Variante
Galt Honig noch vor wenigen Jahren als schlichtes gesundes Nahrungsmittel oder natürliches Pflegeprodukt für die Haare, verwandelte es sich in seinen verschiedenen Variationen zum Lifestyle-Produkt. In speziellen Fachhandlungen erhalten Sie zu enormen Preisen ganz besondere Sorten, zum Beispiel mit echter Vanille aromatisiert oder kandierten Veilchen verfeinert. In einem normalen Lebensmitteldiscounter erhält man in der Regel ein grosses Angebot verschiedener Sorten, insgesamt werden mehr als hundert verschiedene Honige in der Schweiz angeboten.
Ist der Honig wirklich rein?
Die eingangs erwähnten Untersuchungen des SRF ergaben, dass in allen, besonders in den heimischen Sorten, Plastikteile im Honig nachgewiesen werden konnten. Untersucht wurden im Frühling 2014 zwanzig Honige aus dem In- und Ausland. Die Verunreinigung von Lebensmitteln durch Plastikteilchen hat ein erschreckendes Ausmass angenommen.
Natürlich stellt sich gleich die Frage, wie ausgerechnet Plastik in unsere Nahrungsmittel geraten kann. Die Hauptursache möchten wir hier erwähnen. Das Problem liegt vorrangig im Abwasser, das seinen Weg durch die Kanalisation zurück in die Natur findet. Mikroskopisch kleine Plastikteilchen werden in der Produktion von Kosmetikartikeln, Duschgels, Hautcremes und Zahnpasta als Schleifmittel eingesetzt und landen im Abwasser. Genauso ist es mit den Rückständen in der Kleidung, die beim Waschen ausgespült werden. Die Bienen saugen die unsichtbare Gefährdung Mikroplastik dann auf ihren Sammelflügen auf und nehmen sie mit in den Bienenstock.
Die Schweizer Imker sieben den Honig gröber als ausländische Hersteller. Der Blütenstaub verbleibt so im Honig, was eigentlich für hochwertige Qualität spricht. Einerseits bleiben die gesunden Inhaltsstoffe im Honig und das Produkt ist besonders rein, andererseits gelangen deutlich mehr winzige Plastikteilchen in den Honig.
Gesundheitsrisiko Honig?
Genaue Angaben zu einer gesundheitsgefährdenden Menge oder einem erhöhten Risiko kann das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit derzeit nicht machen. Die Datenlage ist nicht ausreichend, die Spezialisten halten sich mit einem Urteil zurück. Ob Plastik in Lebensmitteln bei einer sehr geringen Konzentration schädlich ist, konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden, in grösseren Mengen besteht ein greifbares Gesundheitsrisiko.
Berichte aus Österreich
Nachbarland Österreich hat auf Anregung von Konsumentenschützern eigene Untersuchungen angestellt und zwanzig europäische Honigsorten unter die Lupe genommen. Überprüft wurde auf Antibiotika-Rückstände, Pestizide, gentechnisch veränderte Pollen und Schadstoffe (Kadmium, Blei, Schwermetalle und andere). Das erstaunliche Ergebnis: Entwarnung. Besorgniserregende Inhaltsstoffe wurden in äusserst geringer Menge oder gar nicht gefunden. Diese Analyse ist für die Schweiz aufgrund der ähnlichen geografischen Lage und klimatischen Bedingungen sehr aufschlussreich.
Ursache des Bienensterbens
Wissenschaftler erforschen seit mehr als zehn Jahren das weltweit zu beobachtende Bienensterben. Sorge macht den Gelehrten dabei weniger die reduzierte Honigproduktion, als die Konsequenzen, die das Bienensterben für die Bestäubung der Blüten auf der Welt bedeutet. Ungefähr ein Drittel aller Nahrungsmittel weltweit sind auf Blütenbestäubung angewiesen, diese Aufgabe übernehmen zu achtzig Prozent die Bienen. Allein in der Schweiz sterben jährlich fast die Hälfte aller Bienenvölker.
Als Ursache vermuten die Wissenschaftler eine erhöhte Umweltbelastung durch Gifte und Pestizide. Ein Teil des Problems ist auch die Varroamilbe, die sich sehr ausbreitet. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle, Menschen, Tiere und Pflanzen, von einer gesunden Umwelt abhängig sind. Gehen wir endlich verantwortungsbewusst mit unserer Erde um!
Oberstes Bild: Honig – Der goldene Saft der Bienen. (© Nitr / Shutterstock.com)