Barbiecore: Der Megatrend zum Film
VON J. Florence Pompe Lifestyle
In den USA ist ein regelrechter Modehype um den Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling entbrannt. Auch hierzulandee kleiden sich immer mehr Fashionistas ganz wie Barbie.
Zwar ist der Barbie-Film gesellschaftskritisch angelegt und soll zum Nachdenken über Klischees und Rollenbilder anregen, doch für viele Zuschauerinnen ist die real dargestellte rosa Traumwelt so verführerisch, dass sie sie mit ihren Outfits und Styles nachzuahmen versuchen.
Barbiecore ist ein Trend, bei dem es um Rosa, Glitzer und Künstliches geht. Margot Robbie als fleischgewordene Barbie versteht es perfekt in ihren Outfits zu wirken wie die berühmte Plastik-Puppe von Mattel. Sie ist Schauspielerin, liebt es Rollen zu übernehmen und beherrscht die Barbie perfekt.
Doch soll der Trend die Frauen nicht wieder zurück in die Püppchen-Rolle drängen, sondern steht auch für Hyperfemininity. Die heutigen Frauen sind emanzipiert, lieben aber auch feminine Styles und eben auch püppchenhafte Outfits.
Tussis waren gestern – emanzipierte Barbies sind heute die Realität.
Was macht den Barbie-Look aus?
Um ehrlich zu sein: Es wird nicht jede Frau schaffen, wie Barbie zu wirken. Es gehört viel Aufwand dazu. Denn es geht nicht nur um pinke Dresses, sondern um lauter Details. Die Kleidung muss figurnah sein und perfekt sitzen, wie auf die Figur gemeisselt.
Die Haare sollten ebenfalls perfekt sitzen und mit viel Haarspray gebändigt werden. Zersauste Looks und Stufenschnitte sind nicht so Barbies Welt und schon mal gar nicht kurze Fransenschnitte. Aber wer keine Barbie-Mähne hat, kann locker mit Perücke oder Extensions nachhelfen.
Auch das Make-Up besteht gern aus knalligem Rosa und blauem Lidschatten, eben zuckrigen und pastelligen Nuancen. An wen erinnert uns das alles? Ja, an Daniela Katzenberger, die diesem Stil schon seit Beginn ihrer Karriere frönt: Unnatürlich hellblonde, sehr lange Haare, künstliche Wimpern und Fingernägeln und immer ein Strahlen im Gesicht.
Viele Stars sind begeistert vom Barbie-Film und prägen den neuen Trend, wie man auf zahlreichen Instagram-Bildern sehen kann: Kim Kardashian, Lizzo, Nicola Peltz Beckham, Simone Ashley, Zendaya, Megan Fox, Hailey Bieber – die Liste würde sehr lang, wenn man alle aufzählen möchte, die den Barbie-Look bereits tragen.
Zum Kleid, Haaren und Make-Up kommen dann rosa oder pinke Taschen, Pumps, Gürtel und passender Schmuck. Aber ganz wie in der Barbie-Welt hört es bei diesem Trend nicht mit dem Outfit auf, sondern er geht auch auf die Wohnungseinrichtung über. Und so sind pinke Stühle, Lampen und Sofas jetzt vermehrt erhältlich. Und sicher auch bald pinke Autos.
Sterile Barbie-Welt: Ein bisschen Retro gehört dazu
Barbie ist immer auch ein bisschen retro, schliesslich gibt es sie schon sehr lange und ihre Anfänge lagen in den 50er und 60er Jahren.
Die eher steifen Looks, die die Damenmode damals ausmachte, passt heute perfekt zum Barbie-Stil. Billie Eilish macht es uns im Song zum Film vor und schlüpft, ganz entgegen ihrem eigenen Geschmack, in ein süsses Kleidchen und hat einen braven blonden Pferdeschwanz.
Auch den Pferdeschwanz muss man für den Barbielook bändigen und mit Haarspray in Form bringen. In der Barbie-Welt ist alles clean, straff gezogen, glatt und süsslich.
Der Trend ist natürlich gleichzeitig auch eine Persiflage an diese Kunstwelt, macht den TrägerInnen aber eben in erster Linie sehr viel Spass… und wird nicht allzu ernst genommen. Pink und Rosa sind bekanntermassen Farben, die aufs Gemüt schlagen – und zwar positiv! Sie sorgen für gute Laune und wirken antidepressiv.
Etwas befremdlich ist natürlich, dass der Film eigentlich aufzeigen will, was die Nachteile der süsslichen Plastikwelt sind und dass man genauer hinschauen soll. Die Fans lieben aber in erster Linie die Flucht vor dem „grauen“ Alltag in eine süsse Candy-Welt voller schöner Dinge, Glitzer und Chi-Chi.
Der Hype um dem Film scheint vielen jungen Frauen zu erlauben, den „Tussi-Stil“ der 80er und 90er Jahre wieder aufleben zu lassen, diesmal aber mit Augenzwinkern.
Wer den Stil leben und kopieren will, kommt mit 60er-Jahre-Kleidern und passenden Frisuren am leichtesten zum Erfolg. Die schluffige Mode mit Hoodies und Leggings, die man seit vielen Jahren auf unseren Strassen sieht, ist eigentlich nicht barbie-typisch. Daher ist schon eine gewisse Umstellung nötig.
Zwar mag auch eine Barbie sportliche Styles, aber – wir erinnern uns – diese Looks waren immer absolut schick und kein bisschen schluffig. Der Trend hat also auch ein paar Vorteile: Man bemüht sich wieder mehr um schöne, gut sitzende Outfits, man wählt extra Accessoires dazu und Femininität ist wieder mehr en vogue.
Dabei besteht Barbies Welt nicht nur aus Rosa und Pink! Nein, wer jemals mit Barbies gespielt hat weiss: Barbie steht auch auf andere Farben! Es waren eher die Autos, Möbel und die ganzen Barbie-Häuser, die ab den 80er Jahren streng in Pink gehalten wurden. Vorher hatte Barbie durchaus auch mal eine orangefarbene Couch.
Barbie-Kleider können also auch Schwarz-Weiss, sein, Blau, Rot, Grün. Aber sie müssen stilvoll sein, gut geschnitten, feminin und Frisur und Styling passen zwingend perfekt zusammen.
Outfits finden und selbst zusammenstellen
Barbiecore ist längst bei uns angekommen, wenngleich viele es noch nicht mitbekommen haben. Spätestens, wenn man ins Kino geht um den Barbie-Film zu sehen, wird man mit Horden junger Damen im Barbie-Style konfrontiert, die den Look genüsslich zelebrieren.
Es gibt also längst Online-Shops, Labels und Stores, die die Nachfrage nach Barbie-Look stillen. Aber auch die Stars helfen mit Outfit-Vorschlägen weiter und erleichtern den Fans das Zusammenstellen der Outfits und vor allem der Farbzusammenstellungen.
Der Trend wird sich halten und etablieren und wir werden Barbie-Outfits auf jeden Fall auf vielerlei Veranstaltungen wie OpenAir-Konzerten mit elektronischer Musik sehen, bei Paraden und Events, zu denen man sich aufwendig stylt.
Barbie ist in den 2020er angekommen – ob man es möchte oder nicht. Feministen werden ein bisschen die Köpfe schütteln, aber allgemein ist der Trend eben vor allem spassbehaftet und will nicht so ernst genommen werden.
Während man früher befürchtete kleine Mädchen könnten durch das Spielen mit Barbies zu einem falschen Frauenbild erzogen werden, öffnet der Barbie-Film neue Perspektiven.
Kritiker der Barbie-Industrie erkennen: Barbie lebt in einer Welt, in der sie sehr selbstbestimmt und glücklich ist. Ihr Ken spielt nur eine Nebenrolle. Im Gegensatz zu anderen Rollenklischees früherer Jahrzehnte sitzt sie nicht zuhause, wartet auf ihren Ehemann um ihn zu bekochen, sondern sie hat ein eigenes Haus, Auto und gönnt sich, was ihr Spass macht.
Diese Welt passt perfekt in die heutige Welt mit ihren Influencer-Stars, in der auch vornehmlich, junge hübsche Damen sich eher sorglos ihrem Aussehen und dem Konsum vieler modischer Dinge widmen. Wer dies alles mit Augenzwinkern betrachtet und den Trend so mitlebt, kann aber nicht viel falsch machen.
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