Chancen und Risiken der plastischen Chirurgie, Teil 3: Weg mit den Falten: ein kleiner Ratgeber für Botox und Co.
VON Christine Praetorius Figur
Das Gesicht gehört zur Intimsphäre des Menschen und ist gleichzeitig sein öffentlichster Körperteil. Es ist fast immer nackt – daran kann auch Make-up wenig ändern. Sonne, Mimik, Schwerkraft und der Zahn der Zeit hinterlassen mit den Jahren Fältchen, Falten und Runzeln, mit denen sich aber nicht jeder einfach abfinden mag.
Zur chirurgischen Faltenkorrektur gehören Faltenunterspritzungen, die sich meist ambulant durchführen lassen, und tiefergehende operative Eingriffe wie Lifting und Hautstraffung. Die Erfolgsaussichten variieren je nach Technik und Grundvoraussetzungen – und eine vorherige Beratung beim Chirurgen ist Pflicht.
Dieser Artikel ist Teil der Serie „Chancen und Risiken der plastischen Chirurgie“:
Das Gesicht im Spiegel und das Gesicht im Inneren
Die meisten Menschen betrachten mehrfach täglich ihr Gesicht im Spiegel. Sie sind also bestens vertraut mit seinen Veränderungen und wissen genau, wie es an einem guten oder schlechten Tag aussieht. Nicht nur Frauen prüfen ausserdem gewissenhaft ihr Gesicht, bevor sie das Haus oder den Raum verlassen. Mit einem raschen Blick, vielleicht ergänzt durch ein Lächeln oder eine Grimasse, wird neben eventuellem Make-up auch der Gesichtsausdruck kontrolliert: Wie wirkt er? Passt er zum Gesamtbild, zur Tagesform, zu meinem nächsten Ziel? Kann ich damit unter die Leute gehen?
Das Gesicht, die öffentliche Intimsphäre, wird mit den Jahren immer mehr und immer öfter zum Verräter. Während Kinder und junge Menschen stets den Ausdruck zur Schau stellen, der ihrer aktuellen (oder offiziellen) Stimmung entspricht, lagern sich in den Gesichtern von Erwachsenen mit der Zeit viele Stimmungsbilder ab. Und je öfter man einen bestimmten Gesichtsausdruck schon getragen und gezeigt hat, desto deutlicher prägt er sich ein – durch Fältchen und Falten, die irgendwann nicht mehr verschwinden.
So kann es geschehen, dass das Gesicht eines älteren Menschen, der schwere Zeiten erlebt hat, auch im entspannten oder glücklichen Zustand sorgenvoll oder misstrauisch wirkt. Oder dass die Zeichen der Angriffslust und Verteidigungsbereitschaft im Gesicht alternder Kämpfernaturen sogar nach der Liebe oder im Schlaf noch dominieren.
Fällt es einem Menschen schwer, sich mit seinen Falten abzufinden, geht es dabei meist weniger um die tatsächlichen Hautveränderungen als um den Gesichtsausdruck. Wenn das Spiegelbild nicht mehr oder nur noch selten zum innerlich gefühlten Gesichtsausdruck passt, wird es zunehmend fremder, und sein Anblick sorgt dafür, dass die Stimmung sinkt.
Was ist das Ziel einer Faltenbehandlung?
Neben dem Alter spielen Lebenswandel, Hauttyp und genetische Veranlagungen wichtige Rollen bei der Faltenbildung. Sonnenlicht, Genussgifte wie Nikotin und Alkohol, die Schwerkraft, lange Nächte und aufregende Zeiten beschleunigen den Prozess; Schatten, Schlaf und gute Pflege wirken ihm entgegen. Dauerhaft aufhalten lässt sich die Hautalterung nicht, doch die Fortschritte der Medizin können ihr einiges entgegenstellen und Schäden gezielt begrenzen.
Chirurgische Faltenkorrekturen zielen darauf ab, die gefühlte Entfremdung zwischen dem Spiegelbild und dem Gesicht im Innern zu relativieren und beide wieder in Einklang zu bringen. Es geht nicht um das Glattbügeln oder Ausradieren von Falten, sondern um das Harmonisieren von Selbstbild und Erscheinungsbild. Wenn diese beiden im Gleichklang sind, fühlt der Mensch sich grundsätzlich sofort schöner und wohler. Nicht durch ein faltenfreies Gesicht, sondern aus diesem Gefühl heraus entstehen mehr Gelassenheit, Selbstsicherheit, Grosszügigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Offenheit und Optimismus – alles Eigenschaften, die auch auf andere attraktiv wirken.
Um zu einem ausbalancierten Selbstverständnis zu gelangen, setzen viele Menschen auf psychologische Ratgeber, Coaching und Therapien. Doch oft würden ein Gang zum Friseur, eine Spa-Anwendung oder eben eine professionelle Faltenbehandlung schneller und nachhaltiger wirken – denn eine körperliche Veränderung wirkt sich viel stärker auf das Innenleben aus als umgekehrt.
Wie lassen sich Gesichtsfalten wirksam reduzieren?
Zu den besonders unbeliebten Alterungszeichen im Gesicht gehören hängende Mundwinkel und Augenlider, tiefe Mimikfalten, schlaffe Wangen, Tränensäcke und geplatzte Äderchen. Dagegen geht die kosmetische Chirurgie mit Faltenunterspritzungen, Lifting oder dem Straffen der Gesichtshaut vor. Die Faltenunterspritzung hat dabei einen Sonderplatz, da sie, anders als das Lifting, kein richtiger operativer Eingriff ist.
Je nach Kundenwunsch werden Hyaluronsäure, Eigenfett, Kollagen oder Botox verwendet. Die Faltenreduzierung ist eine der häufigsten und wichtigsten Behandlungen in der plastischen Chirurgie, ihr Ziel ist ein frischeres und jüngeres Aussehen. Diese Falten lassen sich optimal unterspritzen:
- die sogenannte Zornesfalte über der Nasenwurzel,
- die Nasolabialfalte zwischen den Nasenflügeln und den Mundwinkeln,
- Lidfalten und Krähenfüsse im Bereich rund um die Augen,
- Knitterfalten in der Wangenhaut sowie
- periorale Falten (Knitterpartien um den Mund und an den Lippen, auch Bitterkeits- oder Marionettenfalten genannt).
Orthostatische oder statische Falten entstehen durch die Schwerkraft. Zudem verlieren die Gesichtszüge an Volumen, da ihr Fett- und Kollagengehalt im Alter abnimmt. Zum Auffüllen tiefer Falten und Runzeln sowie zum Aufpolstern von eingefallen oder hohl wirkenden Gesichtspartien verwendet der plastische Chirurg biokompatible Füllsubstanzen (Dermalfiller) wie körpereigene Hyaluronsäure, Eigenfett oder Kollagen.
Ein relativ neuer Faltenfüller ist Radiesse. Darin ist der Wirkstoff Calcium-Hydroxylapatit enthalten, mit dem sich auch sehr tiefe Falten glätten und stark eingesunkene Hautpartien anheben und unterpolstern lassen.
Botox ist besser als sein Ruf
Botulinumtoxin, abgekürzt Botox, ist besonders gut geeignet zum Unterspritzen von mimischen und dynamischen Falten, etwa Lachfalten, Krähenfüssen und Stirnfalten. Der Wirkstoff beugt auch der Neubildung von Falten vor, denn er lähmt die feinen und feinsten Gesichtsmuskeln und gibt so der Haut Zeit und Gelegenheit, sich zu erholen und an den entsprechenden Stellen wieder zu straffen. Darum wirkt Botox aber auch nicht sofort nach der Behandlung, sondern es vergeht eine gewisse Zeit, bevor das Ergebnis sichtbar wird. Zudem sollte die Behandlung regelmässig wiederholt werden.
Botox hatte eine Zeitlang einen ziemlich schlechten Ruf – verursacht vor allem durch Bilder von Hollywoodstars und -sternchen, die es damit übertrieben hatten und geradezu maskenhaft starre Gesichter zur Schau stellten. Um solche Schauereffekte zu vermeiden, sollte eine Botoxbehandlung immer vom drauf spezialisierten plastischen Chirurgen durchgeführt werden. Botoxparties oder Sets zur Eigenbehandlung machen die Schönheitschirurgie zum gefährlichen Abenteuerspielplatz und sind darum weder seriös noch empfehlenswert.
Fazit: Wer sein Gesicht an die Nadel hängen oder unters Messer legen will, sollte die Entscheidung nicht leichtfertig treffen, sondern sich vorher gut informieren und beraten lassen. Der plastische Chirurg kann die Chancen und Risiken verschiedener Techniken erklären und seinem Kunden helfen, die am besten geeignete auszuwählen.
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