Natürliche Kosmetik selbst gemacht: eine erstaunliche Zeitreise

Wer wissen möchte, was jeweils stark im Trend ist, der schaut sich am besten in einem Zeitungskiosk um: Waren beispielsweise um die Jahrtausendwende die meisten Handarbeitshefte aus dem Sortiment verschwunden, so tauchen seit einigen Jahren ständig neue auf. Und ein anderer Trend ist offensichtlich: Fast monatlich kommen neue Zeitschriften in den Handel, die Lust auf Landleben, Natur, Selbstversorgung, Handwerken, Einfachheit und dem Wiederentdecken alter Rezepte machen. Vor allem aber dreht sich derzeit vieles um Wildpflanzen und Heilkräuter.

Auch in unserem Blog greifen wir diese Themen immer wieder auf. In diesem 5-teiligen Beitrag geht es aber nicht um das leibliche Wohl oder den Nutzen der Heilpflanzen bei gesundheitlichen Beschwerden, sondern um die Schönheitspflege. Ich werde euch in verschiedenen Artikeln Tipps geben, wie ihr eure Haarpflegeprodukte, Lotionen und Cremes selber machen könnt.

Allergien sind im Vormarsch und immer wieder hört man von krebserregenden Substanzen in verschiedenen Kosmetikprodukten. Davon sind übrigens Luxusartikel keinesfalls ausgeschlossen! Ein Blick auf die Inhaltsstoffe ist zum Teil erschreckend. In Drogerien gibt es gute Alternativen. Naturkosmetik ist normalerweise tierversuchsfrei und verzichtet auf synthetische Stoffe, Silikone sowie genveränderte oder tierische Inhaltsstoffe. Sie hat jedoch ihren Preis. Warum also nicht mit einfachen Mitteln eigene Schönheitsprodukte herstellen? Das macht Spass und belastet die Geldbörse kaum. Viele Zutaten könnt ihr in der Natur sammeln, im eigenen Garten oder auf dem Balkon ernten. Die Rezepte wurden während Jahrhunderten angewandt, sind somit sehr lang erprobt und ausserdem muss dafür kein Tier leiden!

Eine kurze Zeitreise in die Geschichte der Körperpflege

Vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt, wie es wohl vor Hunderten oder gar Tausenden von Jahren mit der Körperpflege und Hygiene ausgesehen haben mag? Sicher, es gab Epochen, in denen Parfüm, Schminke und Puder eine grössere Rolle als Wasser spielten. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass es lange Zeit nur der obersten Schicht möglich war, zu baden, wenn es ihnen danach beliebte. Ein Bad zuzubereiten war enorm aufwendig und einige Diener und Mägde wurden jeweils damit beschäftigt, Wasser zu schleppen und in grossen Kesseln zu erwärmen. Originaltexte aus dem Mittelalter belegen, dass Waschen und wenn möglich auch Baden durchaus üblich waren. Allerdings längst nicht so häufig wie wir dies tun können.

Lange Zeit wurde angenommen, dass das Wasser in die Poren des Körpers eindringt, diesen somit von innen verunreinigt und dadurch Krankheiten auslösen kann. Schliesslich stand nicht jedem sauberes Badewasser zur Verfügung. Deshalb hielt sich im 16. und 17. Jahrhundert die Meinung, waschen mit Wasser könne gefährlich sein. Gerade zu jener Zeit flammte immer wieder die Pest auf, sodass man einen Zusammenhang sah. In dieser Epoche war das Abreiben mit Leinentüchern, in der Oberschicht auch mit parfümierten Tüchern, üblich.


Lange Zeit wurde angenommen, dass das Wasser in die Poren des Körpers eindringt, diesen somit von innen verunreinigt und dadurch Krankheiten auslösen kann. (Bild: © bikeriderlondon – shutterstock.com)

Leibeigene, Bauern und insgesamt das einfache Volk hatten andere Probleme als gut zu riechen, es musste sich vor allem um sein tägliches Brot kümmern. Ausserdem hatten die armen Leute kaum Kleider zum Wechseln. Falls Ihr den aktuellen Bestseller „Das Kind, das nachts die Sonne fand“ von Luca Di Fulvio gelesen habt, könnt ihr euch sicher erinnern, dass Eloisa sich wusch, um Markus zu gefallen. Es war Winter, bitterkalt draussen, eiskalt das Wasser und auch die Hütte nur schlecht beheizt. Genügend warme Kleider besass sie nicht und wurde schwer krank. Ihre besorgte Mutter war ausser sich und verbot ihr, sich noch einmal im Winter zu waschen. Als Kräuterkundige konnte sie ihrer Tochter glücklicherweise helfen, wieder gesund zu werden und bestimmt hatte sie auch tolle Rezepte für die Herstellung von Seife. Aber aus den genannten Gründen kam diese nicht oft, oder bestenfalls für Gesicht und Hände, zum Einsatz.

Archäologen verdanken wir unser Wissen um die Körperpflege Tausende Jahre vor Christus. Denken wir nur einmal an die ägyptischen Herrscherinnen. Rund 3500 Jahre ist eine Abbildung alt, welche in den Felsentempeln der Königin Hatschepsut entdeckt wurde und die das Abbild einer Dame zeigt, welche von vier Dienerinnen ihre Haare und den Körper mit Ölen behandeln liess. Dieses Fresko dürfte das älteste Bild sein, das uns von Schönheitspflege und Kosmetik in der Antike berichtet.

Grabfunde aus der Steinzeit überraschten damit, dass im Niltal die Toten gesalbt und bemalt wurden, um hübsch auszusehen, wenn sie im Jenseits ankommen. Wenn ihr euch ausführlicher mit der Geschichte von Kosmetik und Körperpflege befassen möchtet, findet ihr interessante Bücher sowie spannende Artikel im Internet. Solltet ihr einmal in London sein, dann ist der Besuch des Britischen Museums empfehlenswert: Hier wird das älteste „Beauty Case“ der Welt ausgestellt. Es wurde, vollgepackt mit verschiedensten Produkten, als Grabbeilage der 1400 vor Christus gestorbenen Königin Thuthu gefunden. Darin befinden sich Öle, Cremes, Salben aber auch dekorative Kosmetik wie Lidschatten und Augenbrauenstift.

Alle diese Utensilien waren garantiert chemiefrei und auf natürlicher Basis hergestellt. So wie die Pflegeprodukte, die ihr selbst produzieren könnt!


Kosmetikkästchen mit zwei Salbgefäßen aus Ägypten, um 1400 v. Chr. (Bild: Andreas Praefcke, Wikimedia)

Was braucht man, um Schönheitspflege selbst herzustellen?

Ihr werdet überrascht sein: Es wird weder eine aufwendige Ausrüstung noch besonders viel Platz benötigt, um natürliche Kosmetik zu machen. Das ist problemlos am Küchentisch möglich.

  • Drogerien und Apotheken führen Weingeist oder Ethanol, einen 70%- oder 96%-igen Alkohol. Er wurde extra mit Kampfer versetzt, damit er untrinkbar ist. Für die Herstellung eurer Pflegeprodukte wird er benötigt, um alkoholische Auszüge aus Blättern und Blüten herzustellen sowie als Lösungsmittel für Tinkturen und Parfüms.
  • Bienenwachs ist der ideale Konsistenzgeber für eure Cremes. Es gibt zwar Alternativen, aber das beste Ergebnis erzielt ihr mit dem Wachs. Ausserdem wirkt es leicht emulgierend und konservierend.
  • Leitungswasser mit seinen gelösten Mineralien und verschiedener Härte ist für Parfüms und Lotionen ungeeignet. Dafür benötigt ihr destilliertes Wasser. Das ist in Drogerien und auch an Tankstellen erhältlich.
  • Lanolin, auch Wollwachs genannt, kauft ihr ebenfalls in der Drogerie. Es ist ein perfekter Emulgator und somit wichtiger Inhaltsstoff für eure Cremes.

Verschiedene Öle, Talkum, ätherische Öle, Bienenhonig und natürlich Kräuter und Blüten, benötigt ihr je nach Rezept.



Gläser, Mixer, Schüsseln etc. solltet ihr nur dann aus der Küche verwenden, wenn ihr absolut sicher seid, dass keinerlei Rückstände von Spülmittel oder Nahrung daran haften. Selbst gemachte Kosmetik hat keine sehr lange Haltbarkeit, würde sie verunreinigt, müsstet ihr sie bald entsorgen.

Im zweiten Teil bekommt ihr viele Infos zu den wichtigsten Schönheitskräutern. Dabei werde ich mich auf jene beschränken, die ihr in der Schweiz selbst sammeln könnt.

 

Artikelbild: © Sebastian Duda – Sutterstock.com

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