Konventionell oder ökologisch – Die Lebensmittelproduktion ist eine Frage des Anspruchs

„Zurück zu den Wurzeln!“ Das scheint der Wahlspruch für eine grosse Anzahl unserer Mitmenschen zu sein, wenn es um ihre Gepflogenheiten bezüglich des Essens und der Lebensweise geht. Vorbilder für diesen Wunsch sind Gesellschaften, die in grauer Vorzeit in vermeintlicher Harmonie mit ihrer Umgebung lebten oder immer noch leben.

Diesem sich auch in der Schweiz immer weiter ausbildenden Trend liegt das Verlangen der Verbraucher zugrunde, sich von nachhaltig und ökologisch produzierten Lebensmitteln regionaler Erzeuger zu ernähren, die zudem durch fairen Handel in die Läden gekommen sind. Wenn „Bio“ auf dem Brotetikett steht oder „Organic“ auf die Verpackung der Kartoffeln aufgedruckt ist, ist die Kundschaft überzeugt, dass die Qualität der Erzeugnisse ausserordentlich hoch ist und sie auch von dem gesundheitlichen und ethischen Gesichtspunkt her ohne Beanstandungen sind.

Mit der Natur eins zu sein bedeutet für viele Verbraucher zuallererst gesundes Essen von hoher Qualität. Erst danach kommt das Atmen sauberer Luft. Verschmutzte Luft scheint leichter hinnehmbar zu sein als ein schlecht schmeckendes Schnitzel. Da ist es kein Wunder, dass in den letzten Jahren besonderer Wert auf natürlich produzierte Lebensmittel gelegt wurde. Auch die immer häufiger auftretenden Zivilisationserkrankungen wie Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit sowie die Skandale bei der Lebensmittelproduktion haben den Drang nach traditionell und handwerklich hergestellten Nahrungsmitteln immer stärker werden lassen, nachdem die konventionell arbeitende Lebensmittelindustrie fast schon den gesamten Ernährungsmarkt an sich gerissen hatte.

Bio bedeutet meist regionale Produktion in hoher Qualität

Einen grossen Anstoss hat das Verlangen nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln durch die Gründung von Slow Food bekommen. Carlo Petrini, ein Italiener aus Bra in der Nähe von Turin, gründete diese Bewegung 1989, die auf saubere Lebensmittel, die in regionalen Betrieben erzeugt werden und mit Genuss sowie in Musse gegessen und getrunken werden können, besonderen Wert legt. Daneben geht es den Anhängern von Slow Food und Bio-Lebensmitteln um den Erhalt kleiner regionaler Erzeuger, die die Lebensmittel in handwerklichen Betrieben herstellen. Aber auch das Bewahren alter Haustierrassen und der biologischer Vielfalt von Wild- und Kulturpflanzen ist ihnen wichtig. Die Einstellung vom Verbrauch regional produzierter Lebensmittel entsprechend dem saisonalen Angebot scheint sich immer mehr durchzusetzen.


Bio bedeutet meist regionale Produktion in hoher Qualität. (Bild: gpointstudio / Shutterstock.com)


Ökologische Landwirtschaft in der Schweiz

Zwei Begriffe tauchen im Zusammenhang mit Bio-Lebensmitteln immer wieder auf: organisch-biologisch und biologisch-dynamisch. Organisch-biologische Landwirtschaft bezeichnet die Erzeugung von Lebensmitteln aus artgerechter Tierhaltung und Landbau, der auf Gentechnik sowie auf chemische Düngemittel, Unkrautvernichtungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel verzichtet. Der biologische Landbau ging von Bauern aus, die sich in der Schweizerischen Bauernheimatbewegung zusammengefunden hatten, und verbreitete sich in den 1960er-Jahren im gesamten deutschsprachigen Raum. Die Nachfolgeorganisation der Bauernheimatbewegung ist das Bioforum Schweiz, das sich sowohl für den biologischen Landbau als auch eine nachhaltige Lebensweise engagiert.

Der biologisch-dynamische Ansatz geht über die Standards der organisch-biologischen Landwirtschaft hinaus und orientiert sich an den anthroposophischen Ideen von Rudolf Steiner, einem österreichischen Philosophen, der um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert lebte und viel Zeit in der Schweiz verbrachte, wo er 1925 auch starb. Der biologisch-dynamisch arbeitende Betrieb versteht sich als ein Organismus in dem eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten leben. Ebenso wie bei der organisch-biologischen Landwirtschaft werden keine chemischen Mittel verwendet. Stattdessen kommen sogenannte Präparate zum Einsatz, die ausgleichend wirken sollen und im Einklang mit den Mondphasen und den Konstellationen der Planeten ausgebracht werden. Ein wesentlicher Faktor im biologisch-dynamischen Landbau ist die Landschaftspflege.

Nach den Daten von Bio Suisse, dem Dachverband der Schweizer Bio-Produzenten, arbeiten in der Schweiz mehr als 6.000 Betriebe auf über 120.000 Hektar Fläche nach den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft. Das entspricht einem Anteil von circa 12 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe und der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche.


Immer mehr Verbraucher möchten sich von nachhaltig und ökologisch produzierten Lebensmitteln regionaler Erzeuger ernähren. (Oberstes Bild: Baloncici / Shutterstock.com)


Ökolandbau hilft Pflanzen, Tieren und Menschen

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Prinzip bei der Produktion organischer Lebensmittel. Aktiven Umweltschutz kann so jeder Verbraucher betreiben, der die Erzeugnisse, die in hoher Qualität und ohne den Einsatz von Pestiziden und künstlichen Wachstumsbeschleunigern hergestellt werden, kauft. So leistet er einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, zur artgerechten Tierhaltung ohne Antibiotika und Hormone und zur Produktion von Lebensmitteln ohne künstliche Zusätze.

Aber auch für den Konsumenten der in der ökologischen Landwirtschaft produzierten Lebensmittel lohnt sich der Kauf dieser Produkte. Zuallererst sind die Lebensmittel durch sämtliche Stoffe, die in der industriellen Landwirtschaft eingesetzt werden, zum Beispiel Pestizide, Schwermetalle, Nitrate und Arzneimittel, weniger belastet oder gänzlich frei davon. Gerade die Belastung mit Antibiotika, die nicht nur zur Behandlung von Krankheiten sondern auch zum schnelleren Wachstum der Tiere in grossen Mastbetrieben eingesetzt werden, ist durch das Auftreten antibiotikaresistenter Krankheitserreger zu einem Problem auch für den Menschen geworden. Konventionell erzeugte Lebensmittel enthalten darüber hinaus meist weniger Vitamine und Antioxidantien als Bio-Lebensmittel. Und die Gewissheit, etwas Gutes für Artenvielfalt und Landschaftspflege getan zu haben, ist auch nicht zu vernachlässigen.



Für viele Menschen ist es wichtig, nicht nur gesunde Lebensmittel auf dem Teller zu haben, sondern auch andere Teile ihres Lebens nach ganzheitlichen ethischen Gesichtspunkten zu gestalten. Ökologie und Nachhaltigkeit sollen auch im Umgang mit den Mitmenschen und der Umwelt gewährleistet sein. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf Lebensmittel und Kosmetik gerichtet ist, treten immer mehr Industriezweige in den Fokus der Verbraucherkritik. Ein ganz wichtiger Bereich, der in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht hat, ist in diesem Zusammenhang die Textil- und Bekleidungsindustrie und deren Produktionsmethoden.

 

Oberstes Bild: Mit der Natur eins zu sein bedeutet für viele Verbraucher zuallererst gesundes Essen von hoher Qualität. (© bjonesphotography / Shutterstock.com)

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