Herzinfarkte bei Frauen – die unterschätzte Gefahr
Laut einer neuen Analyse der American Heart Association haben Herzinfarkte bei Frauen andere Ursachen und äussern sich auch anders. Die Symptome unterscheiden sich zum Beispiel in der Art der Gefässablagerungen.
Allgemein werden Frauen tendenziell nicht so schnell behandelt und bekommen auch weniger Reha-Massnahmen verordnet. Bluthochdruck und Diabetes sind zudem bei Frauen höhere Risikofaktoren als bei Männern.
Der weibliche Infarkt wird noch zu oft nicht erkannt
Ein weiblicher Herzinfarkt könnte andere Ursachen, Symptome und Ergebnisse haben im Vergleich zu männlichen Patienten. Unterschiede bei den Risikofaktoren und Ergebnissen sind ausserdem noch weiter ausgeprägt unter farbigen und hispanoamerikanischen Frauen, halten die Studienautoren fest.
Laut den Experten der American Heart Association ist die Anzahl der Todesfälle durch Herzerkrankungen bei Frauen drastisch gesunken. Grund dafür sind verbesserte Therapie und Prävention von Herzerkrankungen, aber auch eine gestiegene Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema.
„Trotz beeindruckender Verbesserungen zur Verhinderung von kardiovaskulären Todesfällen im vergangenen Jahrzehnt, ergeht es Frauen immer noch schlechter als Männern und bleiben Herzerkrankungen bei Frauen unterdiagnostiziert sowie untertherapiert, besonders unter afroamerikanischen Frauen“, sagt Laxmi Mehta, Kardiologin und Direktorin des Women’s Cardiovascular Health Program an der Ohio State University.
Falsche Diagnosen, falsche Therapien
Herzinfarkte durch Blockaden in den Hauptarterien, die zum Herzen führen, können bei beiden Geschlechtern auftreten. Doch die Art, wie die Blockaden ein Blutgerinnsel bilden, kann sich unterscheiden. Im Vergleich zu Männern können Frauen weniger ernste Blockaden haben, die keinerlei Stents erforderlich machen; trotzdem sind die Herzkranzgefässe geschädigt, was den Blutzufluss zum Herzen reduziert.
Das Ergebnis ist jedoch gleich: Bekommt das Herz zu wenig Blut, kann ein Herzinfarkt eintreten. Und: Wenn Ärzte die Ursache eines Herzinfarktes bei Frauen nicht korrekt diagnostizieren, werden sie wahrscheinlich nicht die richtige Therapie verschreiben. Medizinische Therapien und Medikamente sind ähnlich, unabhängig vom Grund des Herzinfarktes oder der Schwere der Blockaden. Dennoch werden Frauen im Vergleich zu Männern weniger behandelt – und das trotz der erwiesenen Vorteile der Medikamente.
Frauen erfahren mehr Komplikationen beim Versuch, die Blutzufuhr wiederherzustellen, weil Blutgefässe dünner, sie oft älter sind, wenn der Herzinfarkt eintritt und über mehr Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck verfügen. Standard-Mittel werden durchwegs bei Frauen weniger angewendet, was zu schlechten Ergebnissen führt. Zusätzlich werden Rehabilitationsmassnahmen seltener verschrieben. Wenn doch, nehmen Frauen seltener teil oder brechen die Massnahmen vorzeitig ab.
Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Rückenschmerzen
Während das häufigste Herzinfarkt-Symptom Brustschmerz oder auch Unwohlsein bei beiden Geschlechtern auftritt, haben Frauen eher atypische Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Erbrechen und Rücken- oder Kieferschmerzen. Auch die Stärke der Risikofaktoren für einen Herzinfarkt unterscheidet sich bei den Geschlechtern. Beispielsweise sorgt Bluthochdruck eher bei Frauen für einen Herzinfarkt. Leiden junge Frauen an Diabetes, steigt ihr Risiko für Herzerkrankungen um das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu jungen Männern.
Farbige Frauen erleiden in allen Alterskategorien mehr Herzinfarkte als weisse Frauen. Junge farbige Frauen sterben zudem häufiger während eines stationären Klinikaufenthaltes. Farbige und hispanoamerikanische Frauen haben zum Zeitpunkt des Infarktes mehr herzbezogene Risikofaktoren wie Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck. Farbige Frauen erfahren ausserdem seltener wichtige Therapien wie Herzkatheteruntersuchungen.
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