Die Natur als Drogerie – Schönheitskräuter selber sammeln
VON belmedia Redaktion Hautpflege Allgemein
Im zweiten Teil der Serie rund um selbst gemachte Pflegeprodukte geht es um Pflanzen, welche ihr für Kosmetikprodukte verwenden könnt. Die Natur stellt vieles gratis zur Verfügung. Die meisten Blüten und Kräuter findet ihr im Wald, an Feldrändern oder auf Wiesen. Einige eignen sich gut dafür, im Garten oder auf dem Balkon angepflanzt zu werden, oder wachsen bei uns in der Schweiz ausschliesslich dort.
Ränder vielbefahrener Strassen sowie chemisch gedüngte Wiesen und Felder bieten sich natürlich nicht dafür an, dort Heil- und Schönheitskräuter zu sammeln. Glücklicherweise wird seit Jahren in der Schweiz Biodiversität grossgeschrieben, und somit finden wir viele Weiden und Alpwiesen, auf denen eine grosse Vielzahl an Wildkräutern und Blumen wächst. Das Voralpengebiet, möglichst in Gegenden, wo kein öffentlicher Verkehr zugelassen ist, bietet ideale Sammelbedingungen. In Naturschutzgebieten könnt ihr natürlich keine Pflanzen mitnehmen, und geschützte Arten dürft ihr nirgendwo pflücken.
Dieser Artikel ist Teil einer fünfteiligen Serie über selbstgemachte Naturkosmetik:
Teil 1: Natürliche Kosmetik selbst gemacht: eine erstaunliche Zeitreise
Teil 2: Die Natur als Drogerie: Schönheitskräuter sammeln
Teil 3: DIY-Haarpflege-Produkte
In einer Heilpflanzengruppe auf Facebook las ich neulich, dass manche Pflanzen in einigen Regionen geschützt seien, in anderen jedoch nicht. Für unsere Leser aus Deutschland und Österreich kann ich deshalb keine allgemeingültigen Angaben dazu machen. Am besten erkundigt ihr euch bei Unsicherheit vor Ort, zum Beispiel auf einem Bauernhof. Ein Bestimmungsbuch mit Pflanzen aus eurer Region ist natürlich auch hilfreich. Ausserdem gilt es, ein paar Hinweise zu beachten:
- Kräuter und Blüten sollten nur bei trockenem Wetter gesammelt werden.
- Der Vormittag eignet sich besonders zum Sammeln, weil dann die Nässe der Tautropfen getrocknet ist und die Pflanzen besonders frisch sind. Nur bei den Wurzeln ist es ratsam, sie abends zu sammeln.
- Kraut und Blätter werden vor und während der Blütezeit gepflückt, Knospen, bevor sie aufblühen, Blüten möglichst kurz nach dem Erblühen. Samen und Früchte müssen ausgereift sein. Die beste Zeit, um Wurzeln und Rinden zu sammeln, sind der Frühling und der Herbst.
- Bitte hinterlasst keinen Flurschaden und nehmt nur so viele Pflanzen, wie ihr wirklich benötigt, mit.
- Sofern die Wurzel nicht verwendet wird, bleibt sie in der Erde. Die benötigten Pflanzenteile werden vorsichtig abgezupft.
- Plastiksäcke oder -dosen eignen sich nicht für den Transport der Kräuter. Stattdessen ist es besser, wenn ihr Stoff- oder Papiertüten oder einen Korb verwendet.
- Stark verunreinigte Wildpflanzen sollten nicht mitgenommen werden. Besser sind solche, die nur kurz oder gar nicht gesäubert werden müssen.
Die Liste der für Naturkosmetik geeigneten Pflanzen ist sehr lang. Wenn ihr Spass daran habt und langfristig eure Pflegeprodukte selbst herstellen möchtet, lohnt sich die Anschaffung eines Buches. Ich stelle euch hier einige typische Pflanzen vor, die jeder kennt und die leicht zu finden sind:
Die Ringelblume ist eine sehr vielseitige Heil- und Schönheitspflanze. Ausserhalb des Gartens findet man sie in Mitteleuropa kaum, verwildert ist sie vor allem im Mittelmeerraum anzutreffen. Ihr könnt sie aber problemlos im Beet aussäen. Sie wirkt entzündungshemmend, bekämpft Pilze und Bakterien und beschleunigt die Wundheilung.
Der Lavendel kann zwar ausgewildert werden, es ist aber eher unwahrscheinlich, ihn in der Schweiz anzutreffen. Er wächst jedoch problemlos in Töpfen und Beeten und eignet sich als dekorative, wohlriechende Balkon- und Gartenpflanze. Seine entspannende, antibakterielle und schmerzlindernde Wirkung wird sehr geschätzt.
Die Kamille ist eine der bekanntesten und vielseitigsten Heilpflanzen und findet auch in Kosmetikprodukten Anwendung. Sie wächst an Feld- und Wegrändern. Kamille wirkt entzündungshemmend und beruhigend. Achtung: Da sie mit anderen Korbblütlern verwechselt werden kann, solltet ihr einerseits auf ihren typischen Geruch und anderseits auf den charakteristischen hohlen Blütenboden achten!
Die Zitronenmelisse kann an halbschattigen, strauchigen Stellen gefunden werden. Sie hilft, Verspannungen zu lösen, erweitert die Gefässe und ist antibakteriell wirksam.
Die Pfefferminze könnt ihr in nährstoffreichen, feuchten Böden leicht selbst züchten. Sie schätzt Sonne oder Halbschatten, ist hilfreich bei Schmerzen sowie Pilzerkrankungen der Haut und wirkt wohltuend bei Verspannungen.
Der Holunder ist eine sehr vielseitige Pflanze. Ihr findet ihn in Gärten, an Weg- und Strassenrändern. Er hilft hervorragend bei der Wundheilung, ist ein gutes Mittel gegen Hämorrhoiden sowie bei Verstauchungen, Blutergüssen, rauer Haut und Mundgeschwüren.
Die Brennnessel gilt leider immer noch oft als Unkraut. Dabei steckt in ihr so viel Gutes! Wo sie zu finden ist, muss nicht extra erwähnt werden: Sie wächst überall. Sie ist hilfreich bei Hautausschlägen und kleinen Verletzungen und kann die verschiedensten Schmerzen lindern. Ausserdem ist die Brennnessel eine gute Wahl für Shampoos und Spülungen gegen Schuppen. Achtung: Bei der Ernte bitte Garten- oder Gummihandschuhe tragen!
Das Scharbockskraut fühlt sich in sumpfigem Gelände und auf feuchtem Waldboden wohl. Es eignet sich besonders für die Gesichtspflege, da es die Poren verfeinert und Knitterfältchen mildert. Achtung: Aufgrund seiner Schärfe solltet ihr das Scharbockskraut nur getrocknet verwenden.
Der Thymian ist in der Schweiz nicht wildwachsend anzutreffen, fühlt sich aber in Töpfen sehr wohl und kann auch am Küchenfenster gedeihen. Er wird aufgrund seiner bakterien- und pilzabtötenden Eigenschaft geschätzt. Sein Duft in Verbindung mit dieser Wirkung ist ideal für verschiedene Kosmetikprodukte.
Das Eisenkraut ist eher unscheinbar und fühlt sich dort wohl, wo es sandigen Boden hat. Zum Beispiel ist es oft auf Schutthalden anzutreffen. Ihm werden verschiedene Wirkungen nachgesagt, die jedoch kaum durch klinische Studien belegt sind. Vor allem als Zusatz von Haarpflegeprodukten ist es jedoch beliebt und soll für volles und gesundes Haar sorgen.
Auch Mädesüss soll in meiner kleinen Liste von Heil- und Schönheitskräutern nicht fehlen. Es ist eine meiner Lieblingspflanzen. Ihr findet es an den Ufern von Bächen und Teichen und manchmal auch auf feuchten Wiesen. Ich schätze es vor allem als hervorragendes Schmerzmittel gegen Kopfweh jeder Art, habe sie aber inzwischen auch als pflegende Zutat für verschiedene Kosmetikprodukte entdeckt.
Der Frauenmantel fühlt sich auf Wiesen und an Waldrändern wohl, wo er halbschattige Standorte bevorzugt. Er hat eine blutstillende und adstringierende Wirkung, die für verschiedene Pflegeprodukte genutzt werden kann.
Im dritten Teil der Serie „Natürliche Kosmetik selbst gemacht“ wird sich alles um die Haare drehen.
Ich zeige euch, wie ihr Shampoo, Spülungen und sogar Haarfärbemittel selbst herstellen könnt.
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