Die Linde schenkt uns Wohlbefinden, Gesundheit und Schönheit

Vor rund fünf Monaten schrieb ich für unseren Partnerblog denkmalpflege-schweiz.ch einen Artikel über die Linner Linde. Er wurde fast 1800-mal geteilt und somit von Tausenden gelesen.

Dadurch bekam ich sehr nettes Feedback und lernte liebe Menschen kennen. Warum kam dieser Beitrag aber so gut an, was macht eine Linde so faszinierend?

Die Linner Linde ist ein bekannter Kraftort, mit einer ganz besonderen, unbeschreiblichen Magie. 800 Jahre steht sie nun schon fest verwurzelt in ihrem wunderschönen Dörfli Linn, und könnte sie sprechen, hätte sie uns eine Menge mitzuteilen. Unter anderem würden wir bestimmt viel Wissenswertes über die Heilkräfte ihrer Blüten und Blätter erfahren. Vor Hunderten von Jahren wurden diese als Nahrung und Heilmittel aber auch für die Schönheitspflege verwendet, bis dieses Wissen zu einem grossen Teil in Vergessenheit geriet. Zurzeit werden glücklicherweise nicht nur Heilkräuter, sondern auch die wundervolle Wirkung der Bäume wiederentdeckt. Mit Freude habe ich mich in den letzten Tagen daran gemacht, im Freundeskreis, in der Bibliothek und im „Selbstversuch“ Linden-Rezepte für Ernährung und Pflege zu finden.

Dabei erinnerte ich mich wieder an einen Salat, den ich als Kind einmal ass. Wir waren in den Ferien auf einem Bauernhof und die Bauersfrau servierte uns einen „Futtersalat“, wie wir Kinder ihn nannten, und in dem wir erst einmal sehr skeptisch herumstocherten. Neben Lindenblättern fanden wir nämlich auch Löwenzahn auf unseren Tellern und den fütterten wir doch eigentlich unserer Schildkröte! Mit Gänseblüemli und den gelben Blättchen der Löwenzahnblüten sowie den herzförmigen Lindenblättern, sah der Salat aber doch verlockend aus und wir mussten schliesslich zugeben, dass er wirklich schmeckte. Natürlich habe ich das Rezept nicht, mein erster Lindenblättersalat liegt über 40 Jahre zurück.


Mit Gänseblüemli und den gelben Blättchen der Löwenzahnblüten (Bild: © text-and-more.net)

Also besuchte ich gestern die Linde in unserem Dorf, um ein paar zarte, junge Blättchen zu pflücken und versuchte, nach so langer Zeit diesen Blättersalat nachzumachen. Das Ergebnis war richtig gut und ich denke, da sind noch einige Varianten möglich. Wenn ihr also auch Lust auf einen Lindenblätter-Salat mit Wildkräutern habt, müsst ihr euch nicht strikt an mein Rezept halten, sondern könnt ruhig Verschiedenes ausprobieren. Wichtig ist aber, dass ihr euch beeilt: Die Blätter der Linder sind nur dann zum Verzehr geeignet, wenn sie jung und frisch sind, ältere Blätter werden zäh.

Lindenblätter-Salat mit Käse, ihr benötigt dafür:

  • Eine grosse Handvoll junge Lindenblätter
  • 100 – 150 Gramm gewürfelten Käse (z.B. Emmentaler)
  • 2 Tomaten in Spalten geschnitten oder halbierte Cherrytomaten
  • Ein paar kleine Löwenzahnblätter
  • Eine Löwenzahnblüte
  • Ein paar Gänseblüemli
  • Balsamico Essig, Olivenöl, Salz, wenig Pfeffer aus der Mühle, eine Prise Zucker

Und so leicht ist er zuzubereiten:

Die Lindenblätter mit dem Käse, den Tomaten und Löwenzahnblättern vermischen, mit Salz, Zucker und etwas Pfeffer vermischen und auf Teller verteilen. Balsamico und Öl darüber giessen und mit den Blüten der Gänseblüemli und den abgezupften gelben Blütenblättern des Löwenzahns bestreuen.

Die zarten Blätter der Linde könnt ihr auch wie Spinat zubereiten, sie eignen sich für Tee und können, ebenso wie die Blätterknospen, gemahlen zum Strecken von Getreidemehl verwendet werden.


Lindenblätter-Salat mit Käse (Bild: © text-and-more.net)

Lindenblüten kennen wir alle dank des Tees, der bei Husten und Atemwegserkrankungen Erleichterung bringt. Er wirkt schweisstreibend und fördert das Einschlafen, weshalb ein Lindenblütentee ideal bei Erkältungskrankheiten ist. Er gehört neben Kamille- und Pfefferminze zu den Teesorten, die am meisten in Hausapotheken zu finden sind. Wenig bekannt ist jedoch, dass er auch leichte Krämpfe, Kopfweh und Migräne lindern kann und allgemein beruhigend wirkt. Entspannend und Schlaf fördernd ist auch ein Lindenblütenbad, das sogar eine positive Wirkung bei rheumatischen Beschwerden haben soll. Dafür kocht ihr einen Liter Wasser auf und übergiesst damit zwei Handvoll der Blüten. Diese müssen mindestens 10 Minuten durchziehen, bevor sie durch ein feines Sieb ins Badewasser gegeben werden.

Die Wirkung der Lindenblüten verdanken wir ihren Inhaltsstoffen, zu denen Schleimstoffe, Flavonoide, Glykoside und Saponine gehören. Wie lange Blüten und Blätter der Linde bereits für Heilzwecke verwendet werden, darüber habe ich unterschiedliche Angaben gefunden. Heisst es einerseits, dass diese erst seit dem 18. Jahrhundert gesammelt werden, fand ich anderseits Hinweise auf die Anwendung durch Hildegard von Bingen. (Sie lebte von 1098 bis 1179). Auch in den Aufzeichnungen des 1522 in Bad Bergzabern geborenen Professors für Botanik und Medizin, Jakob Dietrich, findet die Linde mit ihren vielfältigen Anwendungsbereichen Erwähnung.

Die Linde in der Naturkosmetik

Habt ihr schon einmal Augenpads gekauft, um müde und geschwollene Augen zu pflegen? Einige dieser Produkte sind sehr teuer. Wart ihr mit der Wirkung zufrieden? Die Linde schenkt uns eine mindestens ebenso wirksame Augenpflege: Frische Lindenblätter auf die geschlossenen Augen gelegt, entspannen und können Schwellungen mildern.

Die Linde hilft euch auch, wenn eure Haut nach zu langer Sonneneinstrahlung brennt und spannt. Ein kalter Umschlag mit Lindenblütentee ist wohltuend und lindernd. Lindenblütentee könnt ihr sogar für die Gesichtsreinigung verwenden. Gereizte Haut wird dadurch beruhigt. Auch als Haarspülung eignet sich der Lindenblütentee: Einfach nach der Wäsche langsam über die Haare giessen und nicht mehr ausspülen: eure Kopfhaut entspannt sich und die Haare sehen gesund aus und fühlen sich auch so an.

Farsenol, ein in den Lindenblüten enthaltenes ätherisches Öl, findet sich in manchen Deodorants und Fusspflegeprodukten. Es hat die Eigenschaft, Bakterien, die Körperschweiss in schlechten Geruch umwandeln, zu minimieren. Auch schädliche Pilze kann es hemmen. Naturkosmetik-Produkte wie Seifen, Lotion und Gesichtswässer mit Lindenblüten findet ihr in Drogerien und Natur Apotheken. Natürlich könnt ihr vieles auch selber herstellen.

Die Linde – ein Baum mit ganz viel Herz

Schon immer zog es Menschen zu „ihrem“ Lindenbaum. In früheren Zeiten wurde auf vielen Dorfplätzen oder auf Anhöhen ein Lindenbaum gepflanzt und bis heute steht unter fast jedem eine Bank, die zur Rast einlädt. Wenn ihr einfach mal relaxen und etwas Energie tanken möchtet, besucht eine Linde, steckt Handy und Kopfhörer in die Tasche und lasst euch ganz auf die wohltuende Ruhe, die dieser Baum ausstrahlt, ein. Früher fand ein Teil des Dorflebens unter der Linde statt. Hier traf man sich, tanzte, tauschte Neuigkeiten aus. Nicht umsonst wird die Linde auch als „Liebesbaum“ bezeichnet. Seine herzförmigen Blätter haben schon viele Dichter inspiriert, so schrieb Heinrich Heine:

„Sieh das Lindenblatt, du wirst es wie ein Herz gestaltet finden,
drum sitzen die Verliebten auch am liebsten unter Linden“


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Die Linner Linde ist übrigens trotz ihrer 800 Jahre im Internet vertreten und überträgt ihr Leben sogar mittels Webcam in alle Welt.

 

Oberstes Bild: © text-and-more.net

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