Die Breuss-Massage: Mit Wärme und Johanniskrautöl gegen Bandscheibenprobleme
VON Christine Praetorius Gesundheit
Die Breuss-Massage ist nach ihrem Erfinder, dem Heilpraktiker Rudolf Breuss, benannt. Sie stellt eine spezielle Massagetechnik dar, die gezielt gegen Rückenbeschwerden und speziell für Probleme mit den Bandscheiben entwickelt wurde.
Als Therapie für die Wirbelsäule und für Bandscheibenpatienten muss die Breuss-Massage immer von einem ausgebildeten Experten durchgeführt werden. Interessant ist dieser Ansatz insofern, als sich heute viel zu viele Menschen am Rücken bzw. an Bandscheiben operieren lassen, statt vorher die sanfteren und unblutigen Alternativen auszuprobieren.
Was ist das Besondere an der Breuss-Massage?
Ziel der Rückenbehandlung nach Rudolf Breuss ist die Entlastung überbeanspruchter, angegriffener und schmerzender Bandscheiben. Dazu werden die Wirbelsäule und der gesamte Rücken gestreckt und die Muskulatur gelockert. Die Bandscheiben, knorpelige Verbindungen zwischen den einzelnen Wirbelkörpern, bekommen dadurch mehr Raum, um sich zu regenerieren und wieder ihre korrekte Position einnehmen zu können.
Der Namensgeber und Erfinder dieser Massagetechnik ging davon aus, dass sich die Bandscheiben nicht bei der Benutzung verbrauchen. Trotzdem entstehen chronische Rückenprobleme und Kreuzschmerzen durch Verhärtung und Schrumpfung dieser stabilen, doch elastischen Knorpelscheiben. Denn diese werden bei zu wenig, zu viel oder falscher Belastung des Rückens nicht mehr ausreichend versorgt und genährt. Stehen im Innern der Bandscheibe nicht mehr genug Nährstoffe und Wasser zur Verfügung, verliert sie nach und nach an Elastizität, Dichte und Stossfestigkeit. Durch diesen Prozess verkürzt sich die Wirbelsäule insgesamt immer mehr.
Diese Verkürzung ist zum Teil alterungsbedingt und erklärt, warum wir im Laufe unseres Lebens wieder an Körpergrösse verlieren. Bekannt ist aber auch, dass wir morgens nach dem Aufstehen grösser sind als abends vor dem Zu-Bett-Gehen: Im Schlaf bzw. im Liegen ist der Rücken entlastet, die Wirbelsäule muss nicht mehr das Gewicht des Körpers tragen und dessen Bewegungen ausgleichen, die Bandscheiben können sich erholen und werden dabei wieder ein kleines Stückchen dicker.
Bei chronischen Bandscheiben- und Rückenleiden sind die Verhärtung und Schrumpfung jedoch schon so weit fortgeschritten, dass selbst normale Bewegungen nicht mehr richtig ausgeführt und abgefangen werden können. In der Folge kommt es eher und häufiger zu Fehlstellungen, Blockierungen und Stauchungen der Wirbelkörper.
Um die Versorgung der Bandscheiben anzuregen bzw. wieder sicherzustellen, gehören zu einer klassischen Breuss-Massage zwei Dinge, die der Heilpraktiker als wichtige Nährstoffe für den Knorpel ansah: Johanniskrautöl und Wasser. Das Öl wirkt in Verbindung mit Wärme über die Haut, das Wasser wird dem Körper in Form einer begleitenden Trinkkur zugeführt. Beide sollen den Flüssigkeitshaushalt der Bandscheiben harmonisieren und ihre Flüssigkeitsspeicher wieder auffüllen.
Heute sind nicht mehr alle Theorien von Rudolf Breuss wissenschaftlich haltbar. Die nach ihm benannte Massagetechnik hat sich dennoch bewährt. Sie ist keine Wellness-Massage, sondern unterstützt die Rehabilitation und Mobilisation nach Bandscheibenvorfällen, hilft beim Vorbeugen und Behandeln arbeits- oder sportbedingter Rückenschmerzen und verträgt sich ausgezeichnet mit vielen weiteren Behandlungsmethoden. So stellt sie häufig eine sinnvolle Ergänzung zur sogenannten Dorn-Therapie oder -Methode dar, einer Behandlungstechnik, mit der sich Fehlstellungen des Beckens und der Wirbelsäule therapieren lassen.
Praktiziert wird die Breuss-Massage von eigens dafür geschulten Physiotherapeuten oder Heilpraktikern. Meist wird sie mit anderen Therapieansätzen kombiniert bzw. zu deren Unterstützung empfohlen. Sie kann beispielsweise Hand in Hand gehen mit gleichzeitigem gezieltem und sanftem Krafttraining, Bewegungsschulung oder Krankengymnastik. Wichtig ist daher, entsprechende Vorstellungen, Fragen oder Pläne mit seinem behandelnden Arzt, Physiotherapeuten oder Trainer abzusprechen. So lassen sich unterschiedliche Behandlungsmassnahmen aufeinander und auf ein übergeordnetes und realistisches Behandlungsziel abstimmen.
Fehlstellungen der Wirbelsäule können sehr schmerzhafte Folgen haben
Wenn die Wirbelkörper gegeneinander verschoben oder gestaucht sind, arbeiten die Gelenke und Muskeln automatisch und teils mit erheblichem Kraftaufwand gegen diese Fehlstellungen an. Bei diesen willentlich nicht steuerbaren Anstrengungen und Bemühungen um Ausgleich können sie sich verspannen, verkrampfen, dauerhaft verhärten und blockieren. Das kann nicht nur furchtbar wehtun, sondern schränkt die Bewegungsfreiheit ein, mindert die Leistung und schlägt aufs Gemüt.
Werden zu allem Überfluss dabei auch noch die Nerven zusammengedrückt und gereizt, kann das zu weiteren unangenehmen Symptomen und Folgeschäden führen. Ein Beispiel ist die Ischialgie: Bei dieser Entzündung bzw. schmerzhaften Reizung des Ischiasnervs können die Schmerzen über eine oder beide Gesässhälften bis hinunter ins Bein oder den Fuss ausstrahlen, und jeder Schritt wird zur Qual.
Bei einem Bandscheibenvorfall ist die Bandscheibe aus ihrer natürlichen Lage herausgerutscht bzw. herausgedrängt worden. Im schlimmsten Fall kann sie dabei sogar zerreissen. Die Folgen sind schlimmste Schmerzen und starke Bewegungseinschränkungen, teilweise nahezu Bewegungsunfähigkeit über mehrere Monate hinweg. Viele, die das einmal erlebt haben, sind aufgrund ihrer starken akuten Schmerzen oder aus Angst vor einer Wiederholung auch bereit, sich einer Bandscheibenoperation zu unterziehen. Doch wirklich nötig ist der chirurgische Eingriff vergleichsweise selten: Die meisten Bandscheibenpatienten können auch ohne OP wieder auf die Beine kommen: mit Entspannungs- und Kraftübungen, Diäten zum Abbau beschwerdefördernden Übergewichts, Massagen und Bewegungstraining.
Wie funktioniert eine Breuss-Massage?
Der Therapeut arbeitet entlang und direkt an der Wirbelsäule. Er benutzt das tiefrote Johanniskrautöl, um Haut und Muskulatur zu durchwärmen und geschmeidig zu machen, die Bandscheiben zu nähren und Entzündungen zu lindern. Begonnen wird mit sanften Ausstreichungen in Richtung des Kreuzbeins. Sobald sich der Rücken fühlbar streckt und lockert, wird noch mehr Öl zum Einwirken aufgetragen. Breuss empfahl, das Öl während der Einwirkzeit mit weichem Papier zu bedecken, damit seine Wärme und die enthaltenen Nährstoffe nicht durch Kontakt mit der Raumluft verloren gehen.
Die Massagebewegungen sind so sanft und gleichmässig, dass auch berührungsempfindliche Personen und Schmerzpatienten sie sehr gut vertragen können. Bei der Breuss-Massage wird nicht gewalkt, durchgeknetet, fest geschoben oder ruckartig gezogen. Der Patient muss sich auch nicht hin- und herdrehen, aufsetzen und wieder hinlegen oder Arme und Beine auf bestimmte Art bewegen. Die von Breuss vorgesehene energetische Abschlussbehandlung wird heute in aller Regel weggelassen bzw. nur auf Wunsch des Patienten zusätzlich ausgeführt. Sie umfasst das Händeauflegen zwecks „Magnetisierung“ des Körpers sowie ein Gebet.
Fazit:
Die Breuss-Massage ist eine empfehlenswerte Behandlungsform für alle, die ihre Bandscheibenprobleme und Rückenschmerzen ohne Operationen und chemische Schmerzmittel in den Griff bekommen möchten. Sie lässt sich auch vorbeugend einsetzen und ideal mit zusätzlichen Therapien wie gezieltem Muskel- und Bewegungstraining kombinieren.
Oberstes Bild: © Marcin Balcerzak – shutterstock.com