Den Blick auf die Lippen lenken: Zwei Minuten für eine umwerfende Ausstrahlung
VON Debora Weiss Allgemein Make-Up
Lippenfarbe unterschiedlichster Herkunft und verschiedenster Konsistenz wurde bereits in längst vergangenen Kulturen aufgetragen. Heute besitzt der grösste Teil der Frauen mindestens einen dieser Zauberstifte, die sie fast im Handumdrehen schöner aussehen lassen. Von Zartrosa bis Dunkelkirschfarben reicht die Palette der Tönungen. Die kosmetische Wirkung steht im Vordergrund, doch auch zur Pflege der Lippen erfüllen viele Lipsticks eine wichtige Funktion.
Mit dem Lippenstift Eleganz herbeizaubern
Der Lippenstift ist das Schönheitsaccessoire, das seine Wirkung binnen weniger Minuten entfaltet. Nicht immer bleibt genügend Zeit, um ein perfektes und umfangreiches Make-up aufzulegen. Ein Date nach Büroschluss, eine unvorhergesehene Konferenz oder eine spontane Einladung kommen manchmal wie aus dem Nichts. Selbst wenn einer Frau nur kurze Zeit bleibt, um sich zu stylen, kann sie sich mit dem passenden Lippen-Make-up buchstäblich vom grauen Aschenputtel in eine strahlende Prinzessin verwandeln.
Worauf lässt sich dieses Phänomen zurückführen? Es liegt daran, dass Lippenfarbe höchst aussagekräftig ist. Wer gelernt hat, mit diesen kosmetischen Farben zu spielen, kann seine Schönheit schnell ins rechte Licht rücken. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie sie typgerecht und passend zum Anlass einsetzen.
Welche Farbe passt zu Ihnen?
Falls Sie ein klassischer Typ sind und auf Eleganz setzen, sind Sie mit pastellfarbenen Tönen gut beraten. Ein kräftiges Rosa, am besten mit kühlem Touch, wird Ihnen hervorragend stehen und edel wirken. Vor allem tagsüber sind hellere Nuancen die Farben der Wahl. Zu Twinset und Perlenkette, zur Hemdbluse oder zum Kaschmirpulli, zum klassischen Kostüm und auch zum Jeans-Outfit sehen Sie mit dieser Farbe umwerfend aus. Abends können Sie auch einen etwas dunkleren fruchtigen Rotton auftragen, allerdings sollte auch dieser Lippenstift eine kühle Grundfarbe haben.
Lieben Sie die Extravaganz? Dann sollten Sie unbedingt eine ausgefallene Lippenfarbe wählen. So wirkt zum Beispiel ein kühlgrundiger eisrosafarbener Lippenstift umwerfend und interessant. Wollen Sie stärker auffallen? Dann sind dramatische und sehr dunkle Rottöne passend – oder Sie entscheiden sich für ein leuchtendes Karminrot. Damit lenken Sie die Blicke unweigerlich auf sich; Sie als dramatischer Typ wirken jedoch nicht überschminkt, da die auffallenden Farben Ihren Typ widerspiegeln.
Sind Sie eine Romantikerin? Falls sich dies in Ihren Kleidern und Röcken, in Ihren Oberteilen und Ihrem sonstigen Outfit zeigt, haben Sie wundervolle Möglichkeiten, dies auch in Ihren Lippenstiftfarben zu zelebrieren. Rosa in allen Schattierungen wirkt bei Ihnen unvergleichlich harmonisch. Probieren Sie auch Lachsrosa und Aprikot, und spielen Sie mit allen Rosatönen. Vermutlich kristallisiert sich bald Ihr Lieblingsrosa heraus. Abends dürfen es auch Bordeauxtönungen sein, die Ihre Lippen betonen.
Schon vor Jahrtausenden war Lippenfarbe angesagt
Im Lauf der vergangenen Jahrtausende versuchten Frauen und auch Männer bereits, ihre Schönheit und Dominanz durch Farben zu verstärken. So weisen Ausgrabungen darauf hin, dass in der sumerischen Stadt Ur schon vor 3500 Jahren eine Art Lippensalbe benützt wurde. Die ägyptische Königin Nofretete, die um 1350 v. Chr. lebte, betonte ihren Mund durch Schminke. Allerdings bedeutete diese Schönheitsbehandlung eine längere Prozedur. Ocker und Farbsäfte wurden mit Schilfrohr aufgetragen. Teilweise wurde auch Hennalauge verwendet.
Auch im alten Japan gab es die Tradition des Lippenbemalens, für hochgestellte Frauen war es sogar Pflicht. Aus Wachs, Honig und Farbpigmenten wurde die Schminksalbe hergestellt. Die Kultur im alten Griechenland dagegen verbot Frauen das Färben der Lippen, es war lediglich Künstlerinnen und Prostituierten vorbehalten. Sie benützten eine Pflanzenfarbe, die aus der Polderos-Wurzel gewonnen wurde. Die Frau des römischen Kaisers Nero benützte Rotweinsedimente und eine Pflanzenfarbe.
In der Barockzeit war Lippenrot gross in Mode. Elisabeth I. betonte ihre Lippen mit blutroter Farbe und puderte sich ihr Gesicht im Kontrast dazu kalkweiss. Zerstossener Alabaster wurde mit Farbpartikeln zu einer Paste verrührt und man formte diese Masse zu einem Stift, der in der Sonne getrocknet wurde. Allerdings fühlte sich damit die Lippenkosmetik nicht gerade angenehm an, daher kehrten die Damen später wieder zu weicheren Tinkturen und Salben zurück. Reiche Liebhaber liessen sich damals die Kosmetika für ihre Angebeteten wirklich etwas kosten. So ist überliefert, dass August der Starke seiner Geliebten einen Lippenbalsam verehrte, der über zehntausend Gulden gekostet haben soll.
Der Siegeszug des Lippenstifts war nicht aufzuhalten
Auf der Weltausstellung in Amsterdam im Jahr 1883 konnte vermutlich erstmalig ein Stift aus Hirschtalg, Bienenwachs, Rizinusöl und roten Farbpigmenten bestaunt werden. Die roten Farbpigmente wurden ursprünglich unter anderem aus der Cochenille-Schildlaus gewonnen. Damals jedoch galt der Lippenstift als sündhaft, verrucht und halbseiden, und er war zudem sehr teuer. In den Goldenen Zwanzigern des letzten Jahrhunderts setzte er sich jedoch bei der Frauenwelt durch.
Heute gibt es alle Formen und Farben, eine leichte Handhabung und pflegende Eigenschaften
Die neue Ära der Lippenstifte verwöhnt Frauen mit Drehhülsen, mit Lip-Pens und mit allen Farben, die das Herz begehrt. Natürlichkeit im Nude-Look, Stifte mit den Inhaltsstoffen Gold und Seide, Modelle mit Finish, das an Japans Lackkunst erinnert, all diese Innovationen tragen dazu bei, dass jede Frau die Schönheitspflege und die Kosmetik findet, die ihren Typ vollkommen zur Geltung bringen.
Oberstes Bild: Ein schöner Mund wirkt sympathisch und erhöht die Attraktivität (Bild: Vikacita / Shutterstock.com )